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Mundartfröngde machten viel Spaß zur Freude

Von „Sparjelzupp“ bis zu „Dä letzte Wunsch“: Volles Haus zum Rheinischen Mundartabend im Jülicher KuBa. Mit Liedern und Gedichten bekannter und weniger bekannter regionaler Dichter wehte sanfte Fröhlichkeit und der Geist vergangenen rheinischen Familienalltags durch die Reihen. Es wurde jesonge, verzällt on jespelt.

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Foto: Sonja Neukirchen
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De Mundartfröngde, die zum Jülicher Geschichtsverein 1923 e.V. gehören, lockten viele Begeisterte zum Mitlachen und Mitsingen ins KuBa. „Muttkrate sin mie, echt us de Köttelsjass“, so stimmten sie das Publikum ein. Wer diese Zeilen verstand, der hatte die besten Voraussetzungen für einen heiteren und zum Schmunzeln anregenden Abend vor sich: Die „Werkstatt der Mundart-Aktivisten“, wie Moderator des Abends, Schorsch Thevessen, seine „fröhliche Truppe“ nannte, sparte nicht mit heiteren und teils auch deftigen Einblicken in rheinische Milieus mit nostalgischen Anklängen:

Foto: Sonja Neukirchen

Da war „et Ännche, 4 Joar, und „robus jestrick“, die der Mutter den „Muttertag“ zum besonderen Erlebnis machte, unter anderem mit dem pinkelnden Zwerschkning „Woelckchen“ (Zwergkaninchen), das sich ausgerechnet an ihrem Ehrentag auf dem schwer bügelbaren Kleid der Tochter verewigte – ein Gedicht von Elfie Steckmann, vorgetragen von Angela Rieck. Da war die Tüte Sonneblomesoom (Sonnenblumen-Samen), die als Notfallgeschenk zum Geburtstag für Hubert herhalten musste, weil dat „Yucca Soppejrün“ (Die Yucca Palme), dann doch nicht in den VW passte – ein Gedicht von W. Armbröster. Peter Narowski gab ebenfalls „Lustige Sachen“ zum Besten, darunter Gedichte des Dürener Heimatdichtes Josef Schregel. Es ging um „dä letzte Wunsch“ von Schmitz, der sich die Frau Lisett nochmal halb „nackisch“ ans Sterbebett wünschte – mit eingeplanter List: Wenn jetzt der Tod ins Zimmer käme, und sieht dich jetzt so propper blinken, ob er dich statt meiner nähme – so die List, jedoch vorgetragen in rheinischem Zungenschlag, den sicher die meisten, aber doch nicht jeder im Publikum problemlos verstand. Mit ähnlicher List versuchte die füllige „Tant Jreet“ im Mini-Rock die Blicke ihres Ehemann wieder für sich zu gewinnen. Ende vom Lied: „De Tant steht hinten janz im Freien.“ Mit diesem Gedicht hatte Thevessen die Lacher auf seiner Seite. Bei “De Sparjelzupp“ (von Heinz Weber), vorgetragen von Anke Quandt, erinnerte sich so mancher im Publikum sicher an vergangene Qualen, zu Hause immer schön den Teller leer essen zu müssen.

Foto: Sonja Neukirchen
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Ebenfalls mit von der Partie: Trudi Dolfus, Winni Hellmanns, Heike Hintzen, Margret Mönch und Anke Quandt. Krankheitsbedingt fehlte der sonst so tatkräftige Mitorganisator Heino Bücher. Auch die „Heimatbühne Eifeler Mundartfreunde“, die 50 Jahre an dem Programm mitgewirkt hatten, war nicht mehr dabei. Der Verein hatte sich aus Altersgründen aufgelöst, erklärte Thevessen. Am Ende stimmte der Chor mit dem Publikum das traditionelle „Hexenturmlied“ an: „Jo dat es Jülich, Jülich an de Rur“. Trotz einiger Ausfälle war es ein dichtes, heiteres und mitreißendes Programm, das sich zwei Stunden dem Erhalt eines wertvollen kulturellen Gutes widmete: der rheinischen Mundart.

Elisabeth Wolff und Veronika Loevenich aus Kirchberg freuten sich über den gelungenen Abend. „Jedes Dorf spricht ein bisschen anders“, weiß Wolff. Sage man in Kirchberg „niehe“ (nähen), so hieße es in Pattern, wo Loevenich aufgewachsen war, „nierne“. Manchmal seien es nur ein paar Buchstaben Unterschied zwischen den örtlichen Dialekten. Beide seien selber in der „Mundartszene“ aktiv, erzählten sie und waren entsprechend begeistert von dem Programm.

Foto: Sonja Neukirchen

Die Liedzeile der Kölsche Band Brings „Wemmer se spreche, dann lävv se noch lang“ – könnte also auch für den regionalen Zungenschlag im Kreis Düren gelten. Jüngeres Publikum blieb allerdings überwiegend fern, hier ist noch ein Stück Faszinationsarbeit nötig, um den Wunsch der Bewahrer des Rheinischen Zungenschlags dauerhaft zu erfüllen.


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