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Ahmad Alkayem ist eine „Eins“

Mit einigen Vorbehalten eröffnete Roland Meyer in seinem Handwerksbetrieb Ahmad Alkayem die Möglichkeit, eine Lehre zu absolvieren. Beide freuen sich nun über den "Einser-Abschluss", der in eine gemeinsame berufliche Zukunft führt.

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Roland Meyer (r) freut sich über seinen frischgebackenen Gesellen Ahmad. Foto: Dorothée Schenk
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Zwei, die strahlen: Ahmad Alkayem, weil er mit einem hervorragenden „Einser-Zeugnis“ seine Gesellenprüfung abgelegt hat und Roland Meyer, weil er einen so hervorragenden Mitarbeiter gewonnen hat. Die beiden werden ihren beruflichen Weg weiter gemeinsam gehen. Das steht schon fest. Denn Ahmad Alkayem möchte Meister werden und weiß, dass er im Betrieb Meyer jede Unterstützung bekommt.

Dabei war der Start – zumindest aus Sicht des Unternehmers – nicht so stolperfrei: „Ich hatte schon einige schlechte Erfahrungen gemacht“, sagt Roland Meyer. Grundsätzlich sei die Erfahrung, dass von fünf Lehrlingen, die beginnen, lediglich zwei bis drei die Ausbildung bis zum Ende durchstehen. Besonders erschwerend komme hinzu, wenn die „Azubis“ Probleme mit der deutschen Sprache hätten. Eigentlich hatte Roland Meyer darum entschieden, dass er keine Auszubildenden mit Migrationshintergrund mehr einstellen wollte. Gerade aber das Beispiel Ahmad Alkayem zeige, dass er damit falsch gelegen habe: „Das lässt sich eben nicht pauschal sagen“, räumt Roland Meyer ein und möchte andere Handwerksbetriebe ermutigen, immer wieder den Versuch zu wagen. Ahmad Alkayem hat seiner Mit-Absolventen mit Muttersprache Deutsch gelinde gesagt „überholt“ – und das bei einer Verkürzung der Lehrzeit. Dabei lächelt der Familienvater bescheiden und ist Roland Meyer dankbar für die Chance, die er ihm gegeben hat und seinem Ausbildungsbetreuer Sascha Wischnewski für die Unterstützung. Eine ganz besondere Rolle spielten auch Prof. Werner Kullbach und seine Frau Hilde Schlömann, die sich sehr für den engagierten Syrer eingesetzt haben.

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Es gehört eben immer auch zum Willen, Fleiß und der Einsatzbereitschaft ein Quäntchen Glück dazu: Ahmad Alkayem kam mit einem guten Abitur in der Tasche, Erfahrungen aus zwei Semestern Maschinenbau-Studium und frisch verheiratet 2015 aus dem Kriegsgebiet in seiner Heimat Syrien nach Deutschland. Dass er nach Passau und Münster das „Los“ zog, dass ihre nach Jülich führte, war für ihn ein Glück. Hier machte er „auf der Straße“ völlig unverhofft die Bekanntschaft mit Prof. Kullbach und seiner Frau. Sie sprachen das junge Paar an und boten nach kurzem Austausch aus eigenem Antrieb an, ihnen Deutschunterricht zu geben. Bis heute sind die Paare freundschaftlich verbunden.

Inzwischen hat Ahmad Alkayem die Qualifikation B2, seine Frau bereits B1 absolviert. Aber nicht nur für die Sprache, auch für die weitere Qualifikation verwandte sich der emeritierte FH-Professor: Nach zwei missglückten Anläufen, in Ausbildungbetrieben eine Lehrstelle zu bekommen, sprach er bei Roland Meyer vor und betonte „Ich verbürge mich für Ahmad“. Das beeindruckte Roland Meyer und mit Handschlag besiegelte er mit seinem neuen Lehrling den Vertrag.

Nicht nur beruflich ist Ahmad Alkayem gut in der Herzogstadt angekommen: Inzwischen lebt er im Heckfeld mit seiner Familie und geht gerne mit seinem Sohn – wenn dieser nicht den Kindergarten besucht – in den Brückenkopf-Park. Für die Jülicher hat er nur lobende Worte: Freundlich seien sie und offen. Seine Frau möchte nach der „Babypause“ und wenn sie die angestrebte B2-Deutsch-Qualifikation geschafft hat, ebenfalls eine Ausbildung absolvieren. In welchem Beruf, das steht noch nicht ganz fest: Einzelhandelskauffrau oder Krankenpflege stehen in der engeren Auswahl. Das einzige, was Ahmad Alkayem vermisst, ist seine Mutter. Sie lebt nach wie vor in Syrien mit seinen drei Geschwistern.


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