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„Arbeiterkind“ wird Sozialdezernent

Ein breites Aufgabenspektrum liegt vor Thomas Mülheims, dem neuen Sozialdezernenten der Stadt Jülich, der jetzt die Aufgaben hat, in der Nachfolge von Doris Vogels eigene „Fußstapfen“ zu setzen.

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Thomas Mülheims ist neuer Sozialdezernent. Foto: Dorothée Schenk
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Es ist nicht der klassische Weg eines Sozialdezernenten, den Thomas Mülheims für seine neue Aufgabe mitbringt: Selbstverständlich mit Verwaltungsausbildung, Befähigung für den höheren Dienst und Leitungserfahrung bestückt, war der studierte Betriebswirt bislang für das Immobilienmanagement der Stadt zuständig. Seine Vorstellungsrunde in Stadtbücherei, Musikschule, Volkshochschule Jülicher Land, Sozialamt und Amt für Kinder, Jugend, Schule und Sport hat er inzwischen absolviert. „Eine 40-Stunden Woche werde ich nicht mehr haben“, sagt Mülheims lächelnd, „Das ist mir jetzt in den letzten Wochen auch schon klar geworden. Es waren schon sehr viele Veranstalter, habe sehr viele Leute getroffen und kennengelernt.“

Es ist, so verrät der 55-jährige, der zweite Anlauf, in Richtung „Soziales“ zu gehen. „Ich hatte mich auch seinerzeit auf die Amtsleitung beworben, als Doris Vogel die Stelle bekam. Es war also schon vorher der Wunsch da, in den Bereich zu kommen.“ Als „Arbeiterkind“, erklärt der neue Dezernent, fühle er sich ohnehin den sozialen Themen nahe. Hinderlich findet er seinen Hintergrund als Mann der Zahlen in diesem Zusammenhang überhaupt nicht. Es stehe „der wirtschaftliche Aspekt nicht im Vordergrund-– absolut nicht. Aber es schadet nicht, wenn man auch auf Zahlen gucken kann und sehen kann, wo irgendwo noch Geld zu generieren ist“, gibt Mülheims zu bedenken.

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Und wie möchte er Visionen ohne Geld umsetzen? „Das ist eine spannende und kreative Frage“, sagt er und ist zuversichtlich, da er ein gut aufgestellten Bereich übernehmen wird. „Der Boden ist gut bereitet.“

Klar sei, dass Maßnahmen durch Sponsoren finanziert werden müssten. „Da hoffe ich zuversichtlich über die Kontakte mit Doris Vogel, dass ich auch entsprechend in die Netzwerke hereinkomme.“ Darum werde er den runden sozialen Tisch, zu dem sich die Jülicher Vereine, die sich mit existenzsichernder Unterstützung treffen, beibehalten. Es brauche eine Hand, die alles zusammenhalte und auch einlade. Zuversichtlich ist Mülheims auch, dass Musikschule und Stadtbücherei, die ja unter die freiwilligen Ausgaben im städtischen Haushalt gehören, nicht in Gefahr seien: Die Jahresberichtet hätten gezeigt, dass die Einrichtungen gut aufgestellt seien und lobte die Entwicklungen, die sie trotz der Corona-Zeit genommen hätten. „Was wir als Stadt da einsparen können, ist kein so großer Betrag, dass es sinnvoll wäre. Wir werden freiwilligen Leistungen nicht kostendeckend finanzieren können. Wir können anfangen zu diskutieren, ob wir alles noch brauchen. Und dann muss man einfach mal sagen: Ja, wir brauchen das! Es macht die Stadt ein Stück weit wertvoller – auch im Vergleich zu anderen Kommunen.“ Aus seinem alten Bereich im Immobilienmanagement weiß er, dass in Jülich Grundstücke mittlerweile zu deutlich höheren Preisen gehandelt werden, als in den umliegenden Kommunen. „Das können wir, weil wir in Jülich bestimmte weiche Standortfaktoren vorhalten, die es woanders schon gar nicht mehr gibt.“

Vor einer großen Herausforderung steht Thomas Mülheims in Sachen Schulstandort: Nach der geplanten Zielmarke, dass Jülich künftig auf 40.000 Einwohner wachsen möchte, geht es zunächst um die Bereitstellung von Plätzen für die Offene Ganztagsgrundschulen. „Wir haben ja ursprünglich in unserer Konzeption derSchulen niemals berücksichtigt, dass über 12 Uhr hinaus die Kinder in den Schulen sind.“ Außer an der Sekundarschule habe keine Schule eine „Mensa“. Außerdem geht es um einen neuen Grundschulstandort. Aber, gibt Mülheims zu bedenken: Was die Grundschulen betrifft, beträfe letztlich auch die weiterführenden Schulen, denn „alles, was durch die Grundschule geht, kommt irgendwann in einer weiterführenden Schule an.“ Und ergänzt: „Wir haben natürlich das Problem, dass wir von der zeitlichen Entwicklung hinterherhinken.“ Die Verfahren dauern halt sehr lange, ehe Ergebnisse sichtbar werden können.

Als „Zögling“ der Jülicher Stadtverwaltung sieht sich Thomas Mülheims nach 34 Dienstjahren gut vernetzt und kenne auch bedingt durch seine vorausgegangene Arbeit im Stadtgebiet fast jede Straße, sagt er. „Für einen Beamten war ich relativ rastlos. Ich fand es spannend, auch immer wieder nochmal neu anzufangen.“ Das wird mit allen Konsequenzen ab Neujahr so sein.


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