Auch in diesem Jahr wird Marlene Schmitz wieder einen Stand auf dem Markt haben, der sicherlich viele Menschen anlocken wird. Wenn man Marlene Schmitz auf dem Kunsthandwerkerinnenmarkt mit ihren Exponaten sieht, spürt man sofort: Diese Frau gehört hierher. Nicht nur, weil sie zu den „alten Hasen“ gehört – schließlich ist sie seit einem der ersten Kunsthandwerkerinnenmärkte in Jülich mit dabei – sondern weil in jeder ihrer Glasarbeiten eine Geschichte, eine Idee und eine große Portion Herzblut steckt.
Die Jülicher Glaskünstlerin ist seit 1986 selbstständig – doch der Weg in die Selbstständigkeit erforderte viel Einsatz. Alles begann mit einem Hobby. Damals waren Mini-Gewächshäuser im Tiffany-Stil modern – kleine, gläserne Schmuckstücke, die in vielen Wohnzimmern standen. „Dann reizte es mich, mit farbigen Gläsern zu arbeiten“, erzählt sie. Gesagt, getan: Mit der traditionellen Tiffany-Technik, benannt nach einem New Yorker Juweliersohn der berühmten Tiffany-Familie, begann Marlene Schmitz, erste Werke zu gestalten. Die Technik, bei der zu Tiffanys Zeiten Kupferfolie mit Bienenwachs an den Glaskanten befestigt wurde, hat sich über die Jahre weiterentwickelt: Heutzutage arbeitet man mit selbstklebender Kupferfolie, die dann mit Zinn verlötet wird.
Doch bei kleinen Objekten blieb es nicht lange. Bald folgten aufwendige Fenster- und Türgestaltungen. Marlene Schmitz besuchte Kurse bei renommierten Glaskünstlern, aber viele ihrer Kenntnisse hat sie sich autodidaktisch erarbeitet. „Damals gab es ja noch keine Tutorials auf YouTube oder Online-Kurse – man musste sich alles selbst aneignen“, erinnert sie sich. Gerne gibt sie ihre Kenntnisse und Erfahrungen weiter in der Erwachsenenbildung der VHS, im Deutschen Glasmalereimuseum Linnich oder in ihrer eigenen Werkstatt.
1989 wagte sie sich an eine neue Technik: das Fusing, das Verschmelzen verschiedener Glassorten zu einem neuen Ganzen. Dafür schaffte sie sich einen eigenen Glasschmelzofen an. In Kirchberg, wo sie damals wohnte, richtete sie ein großes Atelier ein. Dort hatte sie nicht nur ausreichend Platz zum Arbeiten, sondern konnte auch zu Ostern und Weihnachten eigene Ausstellungen organisieren.
Zuvor führte sie ein eigenes Geschäft in Eschweiler, wo ihre Arbeiten – von farbenfrohen Fenstern über filigrane Schalen z. B. mit dem Wappen der Zitadelle Jülich bis hin zu individuellen Grabplatten – einen festen Kundenstamm begeisterten. Besonders beliebt sind ihre Tiermotive und sogenannten Scherbenobjekte, bei denen das kunstvolle Legen der Bruchstücke eine eigene, stille Kunstform darstellt. „Schnittmuster bekommt bei Glas eine ganz andere Bedeutung“, lacht sie.
Marlene Schmitz ist eine Frau mit Handwerkerinnenhänden – Hände, die viel geschaffen haben, aber auch viel ertragen mussten. „Ich habe mich schon oft geschnitten. Einmal bin ich sogar in mein Glasregal gefallen und ohnmächtig geworden“, erinnert sie sich.
Ihr Ehemann ist als Zahntechniker irgendwie auch kreativ und ihre Tochter künstlerisch begabt und malerisch aktiv – und die fünf Enkelkinder? Die sind stolz auf ihre kreative Oma. Für eine Enkelin hat sie eine Harry-Potter-Eule als Wandlampe gebaut oder deren Geburtsfeier mit dem kreativen Teil bereichert.
Sie arbeitet hauptsächlich auf Bestellung und hat einen festen Kundenkreis. Gerne holt sie sich Inspirationen auf Glasmessen, entdeckt dort neue Farben und Materialien und interessiert sich für technische Entwicklungen und Trends nach wie vor. Ihre Glasrohlinge werden größtenteils in den USA oder Mexiko produziert.
Trotz der Jahrzehnte, in denen sie mit Glas arbeitet, ist ihre Begeisterung nie verloren gegangen. Das Glashandwerk ist für sie mehr als Beruf – es ist Passion. Neben der Werkstatt findet Marlene Ruhe in ihrem Garten oder Spaß beim Sport und Volleyballspielen. Doch die meiste Zeit verbringt sie zwischen ihren Werkzeugen, Farben, Scherben – und Visionen aus Glas.
Marlene Schmitz hat das Kunsthandwerk zu ihrer Lebenskunst gemacht. Und wer einmal eine ihrer leuchtenden Glasarbeiten gesehen hat, weiß: Diese Kunst ist gekommen, um zu bleiben.