Viele Attribute passen auf Thomas Kreßner: Er war offen, strahlend, ein überzeugter und überzeugender Christ mit einem großen Herz für die Ökumene und einer, der die Menschen und die großen Bühnen liebte. Das galt für seine mit Spannung erwarteten Predigten in den Gottesdiensten wie auch als Laiendarsteller im Theater und seinen Auftritten als Kabarettist. „Wenn ich noch mal auf die Welt komme, werde ich vermutlich Opernsänger“, hat er einst in einem Interview verraten. Und selbstkritisch war er: Bei seiner Bühnenleidenschaft sei auch eine Spur Eitelkeit dabei, gab er zu. Kultur in ihrer Vielfalt, geschliffene Gedanken und Sprache waren ein Teil seiner Leidenschaft – und die vermittelte er bei aller Ernsthaftigkeit (fast immer) mit einem gewinnenden Lächeln. So war er auch 40 Sendungen lang im Rundfunk zu hören. Darüber hinaus schrieb und inszenierte er kleine Kabinettstückchen, die er teilweise mit Teilen seiner Familie aufführte, verfasste Dialoge und kleine Krimis, die als Morgenandacht Furore machten.
Über 30 Jahre lang hat er das religiöse Leben in Jülich mit geprägt. Er sei ein „Arbeitstier“, sagte er von sich selbst. Besonders wichtig war ihm der diakonische Akzent: Auf sein Bestreben und Engagement gehen der Bau einer Wohnanlage mit 30 Wohnungen am Ulmenweg und die Verbesserung der Zusammenarbeit mit dem Diakonischen Werk zurück. Über die Stadtgrenzen hinaus war er in der Theologischen Prüfungskommission, Vorsitzender des Nominierungsausschusses, Mitglied im Finanzausschuss des Kirchenkreises Jülich und als Mitglied der rheinischen Landessynode Präsident der Dr.-Johannes-König-Stiftung. Auch nach seinem Eintritt in den Ruhestand 2009 war er nicht untätig: Wie es seiner Art und seinem Verantwortungsgefühl entsprach, übernahm er nicht nur weiterhin Gottesdienste, sondern setzte sich als Vorsitzender des Christlichen Sozialwerks Jülich sowie im „Café Gemeinsam“, der Jülicher Obdachlosenhilfe, für Menschen ein, die auf materielle Hilfe und menschliche Zuwendung angewiesen sind. Außerdem war er Referent in der evangelischen Erwachsenenbildung. Er selbst formulierte seine Erfolge anders: „Da, wo ich möglicherweise den meisten Erfolg in Jülich hatte, das ist total unspektakulär: Ich gehe zu den Leuten in die Küche, ich gehe zu den Leuten ins Wohnzimmer und in den Stall und mit in die Garagen.“ Das ist es, was letztlich die Person Thomas Kreßner und die Zuneigung ausmacht, die ihm zeitlebens entgegengebracht wurde.
Geboren im sächsischen Zwickau, floh die Familie in den Nachkriegswirren in den Westen und landete auf Umwegen in Köln, das seine künftige Herzensstadt werden sollte – auch wenn die Familie später wegen der beruflichen Veränderung des Vaters nach Langenfeld umzog. Das Studium der Theologie absolvierte Thomas Kreßner in Heidelberg – „Das, was mich leidenschaftlich interessiert, ist Theologie“, bekannte er zu seinem Abschied 2009. „Das Denken des Glaubens ist mir wichtig. Ich möchte nicht am Eingang der Kirche meinen Verstand abgeben müssen. Protestanten sollen mit wachem Verstand die Heilige Schrift selbst überprüfen.“
Er promovierte in Bonn und wollte dann in seine Wahlheimat Köln zurück. Es sollte anders kommen. Über Geilenkirchen und Übach-Palenberg kam er nach Jülich – bereits verheiratet und inzwischen auch Vater. Zwei weitere Kinder sollten ihm und seiner Ehefrau Martina Kreßner die Familie vervollständigen. 1978 wurde er mit gerade 30 Jahren – und damit dem frühestmöglichen Zeitpunkt für das Amt eines Pfarrers – in Jülich zum Nachfolger von Manfred Keller gewählt. Am 29. April 2009 wurde er in die Altersteilzeit verabschiedet. Pfarrer i. R. Thomas Kreßner wurde 2023 mit dem Kronenkreuz der Diakonie geehrt.
Thomas Kreßner wurde 77 Jahre alt. Zuletzt lebte er nahe bei seiner Familie in Köln. Die Trauerfeier findet am Dienstag, 16. Dezember, um 11 Uhr in „seiner“ Christuskirche in Jülich statt. Anschließend wird er auf dem Friedhof Merscher Höhe neben seiner Ehefrau Martina bestattet.





















