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Gute Noten für Jülichs Schulpolitik

Mit den vorgestellten Ergebnissen des Schulentwicklungsplanes 2023 ging es im Ausschuss für Jugend, Familie, Integration, Soziales, Schule und Sport der Stadt Jülich diesmal um die großen Stellschrauben für die strukturellen Entwicklungen im kommunalen Schulsystem, gerade im Hinblick auf das angestrebte Bevölkerungswachstum „Vierzigtausens-Plus“. Jetzt ist Zeit, die Weichen zu stellen – so der Experte.

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Foto: Dorothée Schenk
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Ein Schulentwicklungsplan ist für die Städte verbindlich und trägt dazu bei, bei einem wichtigen kommunalen Thema kluge Entscheidungen zu treffen: Was ist für die Zukunft sinnvoll und was finanzierbar? Eine gute schulische Infrastruktur ist ein wichtiger Standortfaktor, und gerade solche braucht Jülich, wenn es weiter wachsen will. Allerdings bekommt die Stadt bereits jetzt vom Experten gute Noten: „Jülich war immer ein guter Schulträger.“ Was Jülich – auch ohne die weggefallene finanzielle Beteiligung des Landes – bereits gemacht habe, sei ausgezeichnet. So formulierte es Schulentwicklungsplaner Wolf Krämer-Mandeau von der Organisation Biregio vor dem Ausschuss. Eine weitere gute Nachricht: Was die gesetzliche Verpflichtung betrifft, ab 2026 eine Ganztagsbetreuung für jedes Schulkind anbieten zu müssen, so sieht Mandeau dies in Jülich schon vor der Frist als machbar an. Laut Entwicklungsplan liegt der aktuelle Anteil an Schülern in der Ganztagsbetreuung in den Jülicher Grundschulen bei 60,5 Prozent.

Krämer-Mandeau erläuterte den Ausschussmitgliedern auch die Eckdaten der Bevölkerungsentwicklung. Mit einkalkuliert hat er, dass die Stadt zahlenmäßig weiterentwickelt werden soll. Eine demografische Schieflage sieht der Experte speziell in Jülich: „Sie haben die Rechnung ohne die Frauen gemacht“, sagt er, selbst erstaunt über diese Bevölkerungsstruktur, und präsentiert dazu eine Grafik: Darin ist erkennbar, dass die Anzahl der männlichen Einwohner in Jülich die der Frauen stark übertrifft. Dies gilt für die bei Geburten so wichtige Zielgruppe der 20 bis 30jährigen: Es fehlten 800 junge Frauen. Krämer-Mandeau empfahl der Stadt deshalb entsprechende Maßnahmen, um auch für Frauen attraktiver zu werden, etwa mit gut bezahlten Ausbildungs- und Arbeitsplatzangeboten. Der Blick auf die Geburtenentwicklung zeigt deutlich, dass die Kinderzahlen in der Stadt Jülich keine Tendenz nach oben aufweisen – anders als die nunmehr stark steigenden Zahlen für die Bevölkerung. Daher seien die künftigen Neubaugebiete von extremer Wichtigkeit hinsichtlich des geplanten Wachstums.

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In Nordrhein-Westfalen gibt es indes einen starken Anstieg der Geburtenhäufigkeit. Hinzu kommen seit 2015/16 Kinder von Zugewanderten. Allerdings lägen die Zahlen im 20-Jahresvergleich immer noch um 15 Prozent niedriger. Die Entwicklung der Schülerzahlen in der Region und in Jülich ist dagegen seit 2018/19 gleich geblieben, sogar mit leicht sinkender Tendenz bei den weiterführenden Schulen. Im gleichen Zeitraum ist die Anzahl der Schüler an den Jülicher Grundschulen allerdings nach einer Talsohle nun wieder leicht steigend. Was ein künftiges Wachstum durch höhere Geburten angehe, so komme dies ja zunächst bei den Kitas und den Grundschulen an, so der Schulplaner. Aktuell gehen 1310 Schülerinnen und Schüler auf Jülicher Grundschulen. Schätzungen gehen bis 2029 dann von 1405 aus. Das sei, so Krämer-Mandeau, alles noch zu bewältigen. Am Standort Jülich West und in der Promenadenschule seien bereits neue Kapazitäten geschaffen worden. In zehn Jahren stehe dann aber das Übersteigen der Grenze von 1500 Schülerinnen und Schülern in den Grundschulen bevor. Dann müsste ein neues Konzept her, und diese Zukunft müsse jetzt bereits geplant werden. Es sei aber Zeit, das in Ruhe zu anzugehen.

Möglich sei es entweder, um einen Zug an zwei der insgesamt fünf Grundschulstandorte zu erweitern, oder eine komplett neue Schule zu bauen. Der Effekt sei jedoch in diesem Fall, dass alle anderen Schulen dabei zuschauen müssten, dass andernorts etwas geschaffen würde, was sich die Schulen selbst immer gewünscht hätten, gibt er zu bedenken. Auch sei ein Neubau die teuerste Lösung. Heinz Rombach, Rektor der Nordschule Jülich, bekam als Vertreter der Grundschulen ebenfalls vor dem Ausschuss das Wort und lobte: Das was Jülich für die Grundschulen tue, sei „ganz hervorragend“. Was den Rechtsanspruch auf einen Ganztagsplatz angeht, so sieht er jedoch noch Handlungsbedarf: „Mehr Personal, mehr Räumlichkeiten“. Kinder benötigten auch Lebensraum in Schulen im Ganztag, nicht nur Bildungsraum. Rombach regte deshalb die Bildung eines Arbeitskreises OGS an, um sich „so gut wie möglich auf 2026 vorzubereiten“. „Wir brauchen Entscheidungsträger vor Ort, damit klar ist, was geht und was nicht“, fordert er die Politik auf.

Auch was die Klassengrößen angeht, gab es Untersuchungen: Eine mittlere Klassenfrequenz sieht Krämer-Mandeau als wichtigen Lernfaktor. Die Zahlen für die Klassengrößen liegen mit rund 25 Schülern in Nordrhein-Westfalen am höchsten in Deutschland, in Jülichs Grundschulen mit 22,5 aber unter NRW-Schnitt und weichen an den einzelnen Standorten kaum voneinander ab. Nach Schülerzahlen ist die Nordschule die am stärksten, gefolgt von der Grundschule Jülich West. Die Höhe der Übergangsquoten zum Gymnasium sind mit etwa 70 Prozent in der Katholischen Grundschule und der GGS West (Koslar) am höchsten.

Um weiterhin ein attraktiver Schulstandort zu sein, müsse außerdem das Angebot von drei Gymnasien weiterhin unterhalten werden, so Krämer-Mandeau. Insgesamt beträgt die Schülerzahl unter den weiterführenden Schulen an den Gymnasien in Jülich über 70 Prozent. Dazu sei Jülich auch auf Schülerinnen und Schüler von Außerhalb angewiesen. Im Gymnasium Haus Overbach kommen bereits mehr als die Hälfte der Schüler von außerhalb und sei damit eine überregionale Schule, stellte Krämer-Mandeau fest. Nicht zuletzt gelte es natürlich auch, die Kindertagesstätten bei den Planungen nicht aus dem Blick zu verlieren.


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