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Rassismus an Schulen!!!!

Kerstin Kottmann ist als regionale Projektkoordinatorin in Sachen „Rassismus an Schulen“ beim Kreis Düren beschäftigt.

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Foto: cre8tivehome0 pixabay
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Zuallererst: Was ist „Schule mit Courage“?

Kerstin Kottmann: Vollständig heißt der Titel „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“. Es ist ein bundesweites Schulnetzwerk für alle Beteiligten im Raum Schule: Kinder, Jugendliche sowie den Lehrkörper. Im idealen Fall soll es darum gehen, gegen jedwede Form von Ausgrenzung zu sensibilisieren und zu mobilisieren, bewusst gegen jede Form von Diskriminierung, Gewalt und Mobbing vorzugehen, Zivilcourage zu entwickeln und ein Schulklima zu schaffen, in dem „Anderssein“ als Normalfall akzeptiert wird. Wobei mir die gängige Begrifflichkeit des „Andersseins“ ohnehin missfällt. Die Individualität jedes Einzelnen sollte der Normalfall sein. Oder wie in Köln gesagt wird: „Jeder Jeck is anders – un dat is och jot su!“ 

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In NRW haben sich nur knapp 20 Prozent der allgemeinbildenden Schulen dem Projekt verschrieben. Gibt es besondere Anforderungen, die erfüllt werden müssen?

Kerstin Kottmann: Der erste Schritt zur Courage-Schule ist die Zustimmung der Selbstverpflichtung, die besagt, dass die Schule unter anderem nachhaltige Projekte, Aktionen und Veranstaltungen anbietet, um Diskriminierungen, insbesondere Rassismus, zu überwinden, und wenn sie dennoch auftreten, aktiv angesprochen und Wege zu einem respektvollen Umgang gesucht werden.  Es müssen mindestens 70 Prozent aller Menschen der Schulgemeinschaft dieser Selbstverpflichtung zustimmen. Hier geht es nicht darum, „ja“ zum Siegel zu sagen. Hier geht es um meine persönliche Haltung. Es geht um einen bewussten Umgang miteinander. Das ist eine Herausforderung, aber auch eine Bereicherung für jedes System. 

Was unterscheidet Sie von anderen Projekten, über die man vielleicht sagen könnte, sie seien nichts als ,,eine Plakette an der Wand?“ 

Kerstin Kottmann: Das Logo an der Schulwand bedeutet, dass mindestens 70 Prozent der Schulmitglieder dieser Schule in einer Abstimmung erklärten, „dass sich jeder, der abgestimmt hat, aktiv gegen Diskriminierungen, insbesondere Rassismus, einsetzen wird“. Sie erklärten damit auch: Wenn es zu Gewalt und / oder Diskriminierungen an ihrer Schule kommt, dann werden sie nicht wegschauen und schulterzuckend vorbeigehen, sondern sich aktiv mit der Situation auseinandersetzen. Schließlich ist der Titel kein Zauberstab, der menschenfeindliche Einstellungen wie Rassismus, Antisemitismus, Homophobie, Muslimfeindlichkeit oder die Herabwürdigung von Frauen einfach ausradiert. Es ist die Selbstverpflichtung vieler Menschen an dieser Schule, sich aktiv gegen Ungleichwertigkeitsdenken und Diskriminierungen jeder Art einzusetzen. Darauf kommt es an, daran erinnert sie das Schild am Schulgebäude täglich und sollte als solches auch nach außen wirken.

Dient damit „Schule ohne Rassismus“ eher zur Erziehung zu Gemeinsamkeit und Toleranz? Oder liegt der Fokus auf Integrationsarbeit?

Kerstin Kottmann: Das ist doch gar nicht voneinander trennbar. Die Aufgabe ist es nicht zu erziehen. Meine Aufgabe könnte zu diesen Themen sein, Schulgemeinschaften dabei zu unterstützen, Gemeinsamkeiten zu sehen, Toleranz zu leben und aktiv Integration zu betreiben.

Welche Gründe könnte eine Schule Ihrer Meinung nach haben, sich nicht Ihrer Sache zu verschreiben?

Kerstin Kottmann: Betrachtet man den Sinn und das Ziel des Netzwerkes, gibt es eigentlich keinen Grund, sich diesem nicht anzuschließen. Ich möchte aber auch keine Schule bewerten, geschweige denn beurteilen, weil sie nicht im Netzwerk ist. Ich bin sogar davon überzeugt, dass die Kernthemen unseres Programms an allen Schulen und Schulformen im Schulprogramm vorkommen, zyklisch thematisiert werden beziehungsweise mal mehr, mal weniger fester Bestandteil im Schulalltag sind.

Ganz persönlich: Was erwidern Sie Menschen auf die ,,Das wird man ja wohl noch sagen dürfen!“ Floskel?

Kerstin Kottmann: Anfeindungen sind wie stumpfer Populismus. Da geht es nicht um konstruktiven Austausch und Meinungsfreiheit. Es ist wichtig, miteinander ins Gespräch zu kommen, um Vorurteile und Ängste vor dem Unbekannten in beide Richtungen durch Kennenlernen abbauen zu können. Um Raum zu geben, gehört zu werden. Um dann vielleicht ein anderes, ein gemeinsames Verstehen kreieren zu können. Das ist und wird sicher nicht immer einfach, aber wir geben nicht auf, daran zu arbeiten und dafür zu gehen und zu stehen.


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