Seinen letzten Auftritt vor der Sommerpause absolvierte Torsten Sträter, schwarz gekleidet mit seiner Wollmütze, in der ausverkauften Kulturmuschel Jülich. Am Morgen noch in Berlin und nach dem Auftritt in Jülich noch nach Frankfurt zum „Deutschen Patientenkongress Depression“ wo er gerne ein paar lustige Anekdoten zu seiner Depression erzählen wird, ist der Akrobat der Deutschen Sprache noch einmal zu Hochform aufgelaufen. Er gab an noch nie in diesem Zelt in Jülich gewesen zu sein und freute sich über die Anwesenheit der Sanitäter, die man ja beim Zelten unbedingt braucht.
In seiner bekannt lakonischen Art schwadronierte Torsten Sträter über seine Mutter, die ihn flott machen wollte, über Hip Hopper, deren Namen er nicht nachvollziehen kann, und die Wartezeit beim Arztbesuch. Geschichten, in denen er immer wieder den Faden verlor. Das Publikum wechselt zwischen konzentriert stillem Zuhören und lauten Lachanfällen. Konzentration war angesagt, da kurz erwähnte Ereignisse später in einem anderen Zusammenhang ein schlüssiges Bild ergaben.
Kleine Anmerkungen, das Handy während des Auftritts nicht zu nutzen, machte er auf eine provozierend lässige Art. Durch persönliche Ansprache bremste er Smartphone-Affine direkt aus mit Bemerkungen wie: „Du weißt, dass Du hier nicht filmen darfst?“
Sein Auftritt begann damit, dass er erstmal in die große Runde schaute und fragte, ob jemand schon Fragen hätte. Er beantwortete diese mit seinem lässig launigen Ruhrpottcharme. Es war ein zweieinhalbstündiges Feuerwerk intellektueller, urkomischer Aneinanderreihung irrsinniger Gedanken und Pointen. Ein guter und nicht irrsinniger Gedanke war, dass es reicht, wenn wir die Welt nicht verschlechtern.