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Hat der Regen Auszeit?

Auf der Sophienhöhe ist momentan so viel los wie nie. Zahlreiche Spaziergänger erforschen gerade das Weggeflecht auf diesem Hügel. Kein Wunder, das Wetter ist dauerhaft so schön wie selten - Regen ist dagegen eher ein seltener Gast. Die letzten Jahre waren im Vergleich zu den Jahren davor recht trocken. Darunter hat die Vegetation im Jülicher Umland gelitten. Um den ein oder anderen Baum zu retten, löschte die Feuerwehr im letzten Sommer nicht nur Feuer, sondern auch den Durst der Bäume. Die Bürger wurden aufgefordert, Pflanzen in der Nachbarschaft zu gießen. Laut den im Internet abrufbaren Dürrebarometern ist es momentan zumindest „ungewöhnlich trocken“. Auch die Landwirte schimpfen über fehlenden Regen.

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Blick von der Sophienhöhe auf die Stadt. Foto: Mira Otto
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Günter Rosenland ist pensionierter Förster und hat den Großteil seines Lebens in Wäldern verbracht. Darüber hinaus war er 36 Jahre lang an der Entstehung der Sophienhöhe beteiligt, zählte sie doch früher zu seinem Revier. Einige Maßnahmen, die damals ergriffen wurden, helfen nun den Pflanzen über die Trockenheit.

Rosenland steht im Lindenberger Altwald zwischen Hambach und Stetternich und zeigt auf eine gerodete Fläche. Zwischen den Stümpfen schauen kleine neue Bäumchen hervor. „Die Fichtenbestände sind durch die Trockenheit beschädigt worden, und der Borkenkäfer hat den Rest getan“, stellt er fest. An dieser Stelle sind die Fichten weg. Die Trockenheit hat die Gewächse zu stark geschwächt. Als Ersatzbäume sollen nun Eiche und Buche dienen, deren Wurzelwerk den Boden besser erschließt und dadurch den Wasserbedarf eher stillen kann.

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Für Rosenland ist Totholz eine Chance für viele Insekten und Höhlenbrüter. „Auch abgestorbene Bäume sind eine Chance für das, was darunter nun den Himmel sehen kann. Licht bedeutet Leben.“ Dann hebt er den Finger und zeigt auf sogenannte Dunkeläste der in der Nähe stehenden Laubbäume. Diese entstehen, wenn der Baum immer höher wird und sich die Krone über die darunterliegenden Äste schließt. Dann stirbt der Ast durch zu wenig Licht ab. „Sonst hätten die Bäume doch bis unten hin Äste“, sagt er. Verblüffend.

Dann erinnert er an das Trockenjahr 1976. „Die Bestände haben sich wieder erholt. Auch wenn es einige Jahre gedauert hat.“

Nur ein paar hundert Meter weiter beginnt die Sophienhöhe. Gut 200 Meter ragt der Hügel aus dem Abraum des Braunkohleabbaus aus dem Umland hervor, dessen Rekultivierung seit 1978 im Gange ist und beständig weiterläuft. Rosenland kennt die Höhe wie seine Westentasche.

Die Sophienhöhe ist ein Feuerwerk der Flora und Fauna. Maiglöckchen, Hasenglöckchen blühen zwischen den Bauwerken der angesiedelten Ameisen. Zwischen Reh und Sau zwitschern Singvögel auf diversen Baumarten. Fichten gibt es übrigens ganz wenige. Dafür zeigen in Linien angepflanzte Blutbuchen und Pyramidenpappeln an, wo früher die B55 verlaufen ist. Die schneeweißen Blüten der von den alten Römern eingeschleppten Mispel fechten gerade mit den leuchtend gelben Blüten des Ginsters.

Der Inselsee auf der Sophienhöhe. Foto: Mira Otto

Und mitten drin: Der Inselsee. Dieses Wasser hat ein schlaues Geheimnis. In dem Grund des Sees ist eine Tonschicht verborgen. Damit die Badewanne eben keinen Stöpsel hat. Durch die Abdichtung des Grundes bleibt das kühle Nass des Inselsees länger an Ort und Stelle und bildet so eine wichtige Überlebensgrundlage für die zahlreichen Tierarten auf der Sophienhöhe und umliegenden Pflanzen. Und der Inselsee hat für den aufmerksamen Beobachter ein weiteres Geschenk. Wer einen ruhigen Blick für die Bäume der Insel übrig hat, kann mehrere übergroße Nester entdecken. Eine Reiherkolonie hat sich auf der Insel niedergelassen. Ganz nebenbei haben die Wasservögel den See mit Fischen besiedelt, deren Laich sie im Gefieder mitgeschleppt haben. So hat die Gruppe, gerade sind es ungefähr zehn Nester und aktuell einige mit Küken, optimale Bedingungen.

Direkt neben dem Inselsee befindet sich eine Station. Station 6 – um genau zu sein. An dieser werden Kinder dazu aufgefordert, Ausschau nach Fröschen und Libellen zu halten. Sie sind ebenfalls im Lebensraum des Inselsees zu finden. Die Station gehört zu einem Naturerlebnispfad der Sophienhöhe: dem Haselmauspfad. Startpunkt ist der Wanderparkplatz der Sophienhöhe. Die Route umfasst elf Stationen, bei denen Kinder spielend etwas über die Natur der Sophienhöhe lernen.

Wer den Pfad beschreitet oder anderweitig auf der Sophienhöhe unterwegs ist, wird bemerken, dass nur wenige Bäume anzeigen, dass sie zu trocken stehen. „Im Boden der Sophienhöhe befindet sich eine drei bis vier Meter dicke Schicht Forstkies. Dieses Substrat kann von den Bäumen komplett durchwurzelt werden. Damit haben die Bäume hier ein größeres Polster, auf das sie zurückgreifen können“, sagt Rosenland und erinnert an den Altwald. „Dort ist der Boden verdichtet. Würde man sich dort die Wurzeln der Bäume anschauen, wäre der Wurzelteller ganz flach. Der Boden der Sophienhöhe ist noch ganz frisch und in einem optimalen Zustand.“ Damit seien die Voraussetzungen für einen dauerhaften und gesunden Wald und ein intaktes Ökosystem geschaffen.

Weitere Informationen zu dem Haselmauspfad sowie eine Broschüre mit Karte gibt es unter http://www.forschungsstellerekultivierung.de/rekultivierung-entdecken/naturerlebnispfad-sophienhoehe/index.html.

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