Start Stadtteile Jülich „Hype“ um den Treibstoff der Zukunft

„Hype“ um den Treibstoff der Zukunft

„Alle Firmen interessieren sich für die Region, wir haben die Zahl der Aussteller und die Dauer der Messe verdoppelt!“ Landrat Wolfgang Spelthahn ist sichtlich zufrieden mit dem Start der zweiten Wasserstoff-Messe des Kreises Düren. Die „Muschel“ im Jülicher Brückenkopfpark bietet seit Freitagvormittag knapp 30 Ausstellern und ihren Besuchern ein Dach über dem Kopf. Schon vor dem Eingang der Veranstaltungshalle weisen Busse und PKW, alle mit dem Wundermittel Wasserstoff angetrieben, mit einem deutlichen Fingerzeig auch zufällige Gäste des Parks auf die kleine, aber feine Messe hin.

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Foto: Britta Sylvester
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Ein Fahrzeug, einmal abgesehen vom mit Muskelkraft angetriebenen herkömmlichen Fahrrad, braucht Treibstoff. Und der muss irgendwo herkommen. Dass dieses „wo“ kein ganz kleines Problem ist, erläutert Roland Rose vom Tankstellenbetreiber Pfennings. „Wir haben aktuell zwei Tankstellen geplant, eine in Aldenhoven und eine in Merzenich“, berichtet Rose. In Merzenich, günstig gleich an der Autobahnabfahrt gelegen, soll sogar gleich ein ganzer „mobility hub“ entstehen, so die Zukunftsvision von Roses Arbeitgeber. Doch bevor es an die Umsetzung geht, sind noch ein paar Hürden zu nehmen. Zwar ist der Förderantrag längst gestellt, doch auch wenn ein positiver Bescheid ins Haus flattert, kann nicht unbedingt sofort losgebaut werden: „Die Komponenten sind schwer zu kriegen.“ Das läge schlicht daran, dass derzeit ein wahrer Wasserstoff-Hype herrscht. Ob die vom Landrat anvisierten fünf Tankstellen, die kreisweit in den nächsten drei bis vier Jahren entstehen sollen, so schnell Realität werden können, hängt also auch von den Zulieferern ab.

Der „Hype“ um den Treibstoff der Zukunft ist unterm Muscheldach allenthalben zu spüren. An nahezu jedem Stand stellen Besucherinnen und Besucher eine Menge Fragen, erklären und demonstrieren Wissenschaftler und Mitarbeiter von Firmen wie Elogen GmbH, Everfuel Deutschland GmbH, Thyssengas oder der NEA Group ihr jeweiliges Spezialgebiet. Besonders anschaulich ist dies den Vertretern des Jülicher Forschungszentrums gelungen. Auf einem großen Tisch ist eine ganze Landschaft aus Legosteinchen entstanden, die detailreich zeigt, in welchen Bereichen Wasserstoff eingesetzt werden und wie er hergestellt, gespeichert und transportiert werden kann. Beispielsweise kann der kostbare Stoff an ein sogenanntes Trägermolekül gebunden und quasi huckepack in einer Flüssigkeit namens LOHC (Liquid Oxygen Hydrogen Carrier) transportiert werden. „In diesem Fall könnte man die bestehende Infrastruktur nutzen“, erläutert Sebastian Thill vom FZJ. Bestehende Infrastruktur wären hier zum Beispiel vorhandene Tanklastzüge. Auch Pascal Schmitz vom Solar Institut Jülich (SIJ) erklärt, dass vielfach vorhandene Strukturen wie beispielsweise Raffinerien oder Pipelines zum Transport von Wasserstoff genutzt werden könnten. Einige Komponenten müssten jedoch speziell entwickelt werden. Simulationen, die dabei helfen sollen, werden unter anderem am SIJ durchgeführt.

Der Treibstoff für Wasserstofffahrzeuge war großes Thema auf der Messe. Foto: Britta Sylvester

Wasserstoffnutzung gewissermaßen zum Anfassen demonstriert das ecogenium. Hier haben sich Studenten von RWTH und Fachhochschule Aachen zusammengeschlossen und ein Fahrzeug entwickelt. Ihr Prototyp ist zur Teilnahme am Shell Eco Marathon gedacht, schafft in der Spitze 50 km/h und soll zeigen, wie ein zukunftsfähiger Antrieb möglichst effizient gestaltet werden kann. Das studentische Projekt ist am Vorabend der Messe mit dem erstmals verliehenen Wasserstoff-Preis prämiert worden.
Bis Wasserstoff getriebene Fahrzeuge auf Straßen und Schienen des Kreises Realität und Normalität werden, wird es sicherlich noch eine Weile dauern. Dass an der Umsetzung dieser und zahlreicher weiterer großer und kleiner Visionen vielerorts in der Region geforscht und gearbeitet wird, beweist unter anderem die zweite Wasserstoff-Messe des Kreises Düren. Aber auch die verschiedenen Netzwerke, in denen sich unterschiedlichste Akteure zusammentun und bereits gemeinsam an Infrastruktur, Verteilung, Mobilität und neuen Nutzungsmöglichkeiten und der Produktion von Wasserstoff arbeiten, zeigt deutlich das große Interesse. So gibt es beispielsweise den Zusammenschluss HyCologne – Wasserstoff Region Rheinland e.V. oder den HydrogenHub, das Wasserstoffnetzwerk in der Region Aachen, die ihre Arbeit ebenfalls in Jülich vorstellen.

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Der Eintritt zur Messe war kostenfrei. Weitere Informationen zur Ausstellung finden sich unter www.kreis-dueren.de/wasserstoffmesse2022


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