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Keine Aufbruchstimmung in der Wirtschaft

Die Wirtschaft in der Region Aachen hat noch nicht aus der Konjunkturflaute herausgefunden. Aufbruchstimmung und Erholung bleiben zum Frühjahrsbeginn aus. Das ist das Ergebnis der jüngsten Konjunkturumfrage der Industrie- und Handelskammer (IHK) Aachen, an der sich 339 Unternehmen mit rund 27.000 Beschäftigten aus der Städteregion Aachen sowie den Kreisen Düren, Euskirchen und Heinsberg beteiligt haben.

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Die IHK legt das Konjunkturbarometer Rheinland an. Foto: pixabay
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Die meisten Unternehmen rechnen laut IHK-Umfrage mit negativen Veränderungen in den kommenden Monaten. „Diese Skepsis hält nun seit rund zwei Jahren an. Das ist die längste Negativphase in den vergangenen 30 Jahren“, betont Michael F. Bayer, Hauptgeschäftsführer der IHK Aachen. Er fügt hinzu: „Wir beobachten aber auch eine positive Tendenz. Die Unternehmerinnen und Unternehmer sind aktuell weniger misstrauisch als noch zum Jahresbeginn.“

Im Kreis Düren berichtet eine kleine Mehrzahl der Unternehmerinnen und Unternehmer von guten Geschäften: Bei 28 Prozent laufen die aktuellen Geschäfte gut, 19 Prozent melden schlechte Geschäfte. Die Erwartungen bleiben aber auf niedrigem Niveau: 18 Prozent gehen von einer günstigen Entwicklung der Geschäftslage aus, 32 Prozent erwarten schlechtere Geschäfte.

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Die Geschäftslage der Unternehmen insgesamt hat sich seit Jahresbeginn tendenziell weiter verschlechtert. Drei von zehn Betrieben sind mit der aktuellen Situation zufrieden, jeder fünfte Befragte meldet schlechte Geschäfte. Der Saldo liegt damit weiter deutlich unterhalb des Schnitts der vergangenen zehn Jahre. Die Ertragslage hat sich in den zurückliegenden Monaten ebenfalls deutlich verschlechtert. Das betrifft nahezu alle Wirtschaftssektoren. Bei vier von zehn Unternehmen sind die Erträge seit Jahresbeginn gesunken, nur halb so viele konnten ihre Erträge steigern. Das ist das drittniedrigste Ergebnis seit 15 Jahren. Einziger Lichtblick ist der Dienstleistungssektor, in dem die Betriebe mehrheitlich die Umsätze steigern konnten. Die Auftragseingänge ziehen hingegen langsam wieder an. Beim Export gehen die Industriebetriebe in den kommenden Monaten von Stagnation aus.

Die Wirtschaft sieht sich nach wie vor einer Vielzahl von parallel wirkenden Risiken ausgesetzt. „Die Herausforderungen bleiben komplex: Arbeits- und Fachkräftemangel, die schwache Inlandsnachfrage, steigende Arbeitskosten, die aktuellen wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen sowie weiterhin hohe Energie- und Rohstoffkosten. Diese multiple Gemengelage ist ein Bremsklotz für Planungssicherheit und letztlich für eine gesamtwirtschaftliche Erholung“, berichtet Bayer.

Entsprechend zurückhaltend zeigen sich die Betriebe bei ihren Investitions- und Personalplanungen. 6 Prozent haben Kurzarbeit angemeldet, weitere 3 Prozent rechnen kurzfristig damit.

Die Arbeitslosenquote in der Region Aachen ist seit Jahresbeginn auf 6,9 Prozent angestiegen, liegt damit aber immer noch 0,6 Prozentpunkte niedriger als auf Landesebene (7,5 Prozent). Im Vergleich zum Bund ist die Quote hingegen unverändert 0,9 Prozentpunkte höher (6,0 Prozent).

Geschäftslage und Erwartungen der Befragten im Detail
Die Situation der Unternehmerinnen und Unternehmer in der Industrie hat sich seit dem Jahresbeginn kaum verändert. 28 Prozent der Befragten sind mit ihren Geschäften aktuell zufrieden, jeder Vierte bewertet die Lage schlecht. Dennoch sind die Umsätze bei der Mehrzahl der Befragten in den zurückliegenden Monaten gesunken: 46 Prozent der Betriebe melden einen Umsatzrückgang, 27 Prozent berichten von einem Anstieg. 12 Prozent der Industrieunternehmen haben zurzeit Kurzarbeit angemeldet, weitere 6 Prozent rechnen damit kurzfristig. Die Auslastung der Produktionskapazitäten stagniert nahezu bei 79 Prozent und liegt damit weiter unter dem langjährigen Durchschnitt von 80,8 Prozent.

Die Lage der Dienstleister ist seit Jahresbeginn nahezu unverändert positiv. 36 Prozent der Befragten berichten von guten Geschäften, 14 Prozent sind unzufrieden. Der Saldo sank nur geringfügig von +26 auf +22 Punkte. Bei einem Drittel sind die Umsätze in den vergangenen Monaten gestiegen, ein Viertel meldet rückläufige Umsätze.

Im Handel hat sich die Lage der Unternehmerinnen und Unternehmer deutlich verschlechtert. Nur ein Sechstel der Befragten bewertet die aktuelle Situation positiv. Drei von zehn Betrieben melden schlechte Geschäfte. Die Tendenzen im Groß- und Einzelhandel unterscheiden sich dabei kaum. Im Großhandel sind aktuell nur 11 Prozent der Befragten zufrieden, vier von zehn Unternehmerinnen und Unternehmer bewerten die Lage negativ. Im Einzelhandel melden 22 Prozent der Befragten gute Geschäfte. Genauso viele sind unzufrieden.

Die Rückmeldungen des Baugewerbes befinden sich weiterhin auf einem sehr hohen Niveau. 52 Prozent der Befragten sind mit dem aktuellen Geschäft zufrieden, nur 1 Prozent meldet eine schlechte Lage. Von positiven Geschäften berichtet insbesondere der Tiefbau. Der private Wohnungsbau hat durch höhere Zinsen und Preissteigerungen hingegen deutliche Rückgänge zu verzeichnen.

Der Exportumsatz in der Industrie blieb in den zurückliegenden Monaten weiterhin schlecht. Ein Viertel der Befragten berichtet von gestiegenen Auslandsumsätzen, bei 37 Prozent sind sie gesunken. Die Auftragseingänge aus dem Ausland haben allerdings eine steigende Tendenz. 26 Prozent der Betriebe verzeichnen mehr Exportaufträge, bei drei von zehn Befragten sind weniger Aufträge eingegangen. Mit einer weiteren Verschlechterung des Exports rechnen die Unternehmerinnen und Unternehmer nicht mehr. 23 Prozent der Betriebe gehen von einem Anstieg des Auslandumsatzes aus, geringfügig mehr von einem Rückgang.

Die Ertragslage der Betriebe hat sich deutlich verschlechtert und erreicht den drittniedrigsten Wert der vergangenen 15 Jahre. Bei 42 Prozent der Befragten sind die Erträge gesunken, jeder Fünfte meldet gestiegene Erlöse.

Eine kleine Mehrzahl der Unternehmerinnen und Unternehmer will in den kommenden Monaten ihre Investitionsausgaben erhöhen. 26 Prozent der Befragten gehen von einem Anstieg der Investitionen aus, 21 Prozent wollen sie senken. 9 Prozent aller Betriebe wollen nicht investieren.

Auch wenn die Unternehmen nicht mit einer kurzfristigen Verbesserung der Konjunktur rechnen, geht eine kleine Mehrzahl der Befragten von einem Anstieg der Mitarbeiterzahlen aus. 23 Prozent der Befragten rechnen mit einer höheren Beschäftigtenzahl. 17 Prozent der Unternehmerinnen und Unternehmer prognostizieren einen Rückgang. Über die Hälfte aller Betriebe (55 Prozent), die Einstellungen planen, möchte Schulabgänger und Auszubildende einstellen, 44 Prozent suchen Mitarbeitende mit einem Fach- beziehungsweise Hochschulabschluss. Genauso gefragt sind Arbeitskräfte mit einer dualen Ausbildung (43 Prozent). Etwas mehr als jedes dritte befragte Unternehmen sucht Fachwirte und Meister beziehungsweise Menschen mit vergleichbaren Abschlüssen. Rund ein Viertel beabsichtigt, Mitarbeitende ohne abgeschlossene Berufsausbildung einstellen.

Bei der aktuellen Konjunkturumfrage hat die IHK Aachen mit den Vereinigten Industrieverbänden von Düren, Jülich, Euskirchen und Umgebung e. V. (VIV) kooperiert und Unternehmerinnen und Unternehmer gemeinsam befragt. Der Konjunkturbericht ist auf der Internetseite der IHK Aachen unter www.ihk.de/aachen/konjunkturbericht zu finden.


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