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Viele Wege führen zum Klimaschutz

Die Corona-Krise sei zwar plötzlich gekommen, „wir haben aber den Klimawandel und die Klimakrise schon seit etlichen Jahren“, betonte Bruno Voß, Fraktionsvorsitzender von Bündnis 90 / Die Grünen im Kreistag. Trotz Corona dürfe die Politik daher nicht die Augen davor verschließen, „dass auch nach dieser Zeit wir uns für die Zukunft entsprechend aufstellen müssen“, unterstrich ebenfalls Karl Schavier, Vorsitzender der CDU Kreistagsfraktion. In Verbindung mit der Verwaltung will die Politik bis 2035 eine Klimaneutralität bis 2035, die Kreisverwaltung für sich selbst sogar bis 2025 erreichen.

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Karl Schavier (CDU), Landrat Wolfgang Spelthahn und Bruno Voß (Bündnis 90 / Die Grünen) mit ihrem 10-Punkte-Sofort-Programm, um den Kreis Düren bis 2035, die Kreisverwaltung bis 2025 klimaneutral zu gestalten. Foto: Arne Schenk
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In der Region sei es in Sachen Klimawandel drastisch spürbar, dass etwas nicht stimme, erklärte Voß. Die Bevölkerung müsse Veränderungen hinnehmen, die sie belaste. Unabhängig von der Gesetzgebung wolle der Kreis Düren Anreize geben, damit sich die Menschen ganz konkret vor Ort überlegen, was sie dazu beitragen könnten, um in eine Klimaneutralität zu investieren. Damit stellten die politischen Vertreter gemeinsam mit Landrat Wolfgang Spelthahn als erste Maßnahmen ein 10-Punkte-Sofort-Programm vor. „Das Sofortprogramm wird Investitionen von mehr als 20 Millionen Euro auslösen“, erklärte Landrat Wolfgang Spelthahn.

Dabei wird das 1000 x 1000 Dächer Programm (1000 Euro für 1000 Projekte) von 2019 dahingehen abgewandelt, dass Privathaushalte für die Anschaffung von Photovoltaikanlagen (PV) sowie das Nachrüsten von Batteriespeichern bei Bestands-PV-Anlagen und Solarthermien sowie für energieeffizientes Sanieren insbesondere im Zusammenhang mit wärmedämmenden Maßnahmen an Fenstern und Türen eine finanzielle Unterstützung erhalten.

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„Die Heizung ist der Schlüssel zu vielem“, bekräftigte Wolfgang Spelthahn. 2017 seien im Rahmen der Verwaltungsarbeit des Kreises Düren 2,978 Millionen KW-Stunden Strom, 5,4 Millionen KW-Stunden Erdgas und 207.000 KW-Stunden Kraftstoffe aller Art verbraucht worden. Mit 54,2 Prozent wurde davon der größte Teil für Heizung und Wärmeproduktion verwendet, der zweitgrößte Posten war der Strom, der drittgrößte der Verkehr. Als Fazit zog der Landrat daraus, dass die Programme den Menschen auch erreichen müssten, um ein Umdenken auf der gesamten Ebene zu erreichen.

2017 8,6 Prozent des Gesamtverbrauchs von Energie – ausdrücklich nicht nur Strom – wurde gleichzeitig aus erneuerbarer Energie gewonnen. Laut Hochrechnung sollen diese 2020 sogar bei 10 Prozent liegen. Diese Zahlen sollen immer weiter fortgeschrieben und in die Verbrauchswerte überführt werden, sodass immer belastbar nachzuvollziehen sei, ob die Strategien auch wirksam seien.

„Wir wollen nicht mit erhobenem Zeigefinger durch die Landschaft laufen“, erklärte der Landrat, vielmehr wolle man „überlegen, wie kann Klimaschutz eine sinnvolle und das Leben bereichernde Maßnahme werden“. Daher seien Ziele anvisiert worden, wie vor Ort Klimaschutz vorangetrieben werden könne, auch unter Berücksichtigung der Veränderung der Tagebaulandschaft.

Das erste sei gewesen, eine Bestandsaufnahme zu machen. „Da stellt man fest, es ist schon schwierig, überhaupt Daten zu bekommen, welchen persönlichen Klimafußabdruck jeder Einzelne oder eine Körperschaft hinterlassen.“ Dazu habe der Kreis Düren einen eigenen Klimaschutzmanager eingestellt. Dieser habe erst einmal Bilanz gezogen. Somit lägen derzeit nur Zahlen für 2017 und 2018 vor, das Jahr 2019 ist noch in Bearbeitung.

Mit den Zahlen sei unter anderem der Bestand von CO2-Ausstoß für Verwaltung und Kreis hochgerechnet worden. Fortan sollen die Zahlen immer aktualisiert und jedes Jahr einen Klimaschutzbericht veröffentlicht werden, um eine Kontrolle darüber zu erhalten, „inwieweit wir diesem Kontobilanz nachgekommen sind“, erklärte Spelthahn. Dazu gehört auch, dass die Kreisverwaltung intern mittel- und langfristig auch den ÖPNV vorantreiben will, unterstrich der Landrat: „Die Verwaltung schafft selbst nur noch Fahrzeuge an, die mit regenerativen Energien betrieben werden.“ Fünf Elektrobusse werden von der Rurtalbus, einer Tochtergesellschaft des Kreises, für diesen Sommer angeschafft. Die Förderung für mit Wasserstoff betriebene Züge ist beantragt.

Bereits zugesagt sei eine 1,3 Millionen Euro starke Unterstützung für die erste Wasserstofftankstelle im Kreis Düren. „Ich freue mich besonders, dass nun auch die Bundesregierung verstärkt auf das Thema Wasserstoff setzt und die Technologie fördert“, so Landrat Wolfgang Spelthahn. Daneben sollen fünf Tankstellen für Wasserstoff am Bahnhof Düren, im Gewerbegebiet Großes Tal bei Düren, bei Langerwehe, am Jackerather Kreuz und in Jülich entstehen. Nachdrücklich setzt sich der Landrat für diese Antriebsart ein. Mit Wasserstoff betriebene Fahrzeuge seien „absolut vergleichbar“ mit herkömmlichen Fahrzeugen mit Diesel- oder Benzin-Verbrenner-Motoren.

Außerdem soll angesichts der Erfahrungen aus der Corona-Krise von Seiten der Kreisverwaltung auch dem Homeoffice künftig ein besonderes Augenmerk verliehen werden. Auch der Abbau von Büroräumen sei klimaschonend, betonte der Landrat. Doch er wolle dabei realistisch bleiben. 100 Prozent Homeoffice sei auch ein riskantes System. Vielmehr solle es dahin gehen, Büroraum auch mit anderen Menschen zu teilen.

Bis zu 500 Euro Unterstützung erhalten zudem Dienstleister für die Anschaffung von Pedelecs als Lastenfahrräder. In Sachen Verkehr werben Politik und Verwaltung zusätzlich für einen klimafreundlichen Tourismus im Kreis Düren, beispielsweise durch eine verstärkte Veröffentlichung von Wander- und Radwandertouren entlang von gastronomischen Betrieben unter gleichzeitiger Berücksichtigung einer Anbindung der Orte über Busse und Bahnen. Deren Nutzung soll zudem über ein Jobticket und günstige Preise attraktiver gestaltet werden, wovon auch Berufspendler profitieren würden.

Weiterhin versucht das Sofortprogramm, möglichst viele Aspekte im Blick zu behalten. Dazu zählt ein 1000-Bäume-Programm mit bis zu fünf Bäumen nicht nur für Institutionen wie Schulen, sondern auch allen anderen Bürgern kostenlos zu Pflanzung und Pflege gespendet bekommen, um die CO2 Bilanz zu verbessern. Schließlich sei es nicht möglich, den CO2-Ausstoß völlig zu vermeiden, unterstrich der Landrat. Als Ideenpool wollen Verwaltung und Politik auch die kreative Kraft von Vereinen nutzen. Diese sind aufgerufen kreative Klimaschutzprojekte zu erdenken, von denen die besten ausgezeichnet werden sollen.

Insektenhotels, die in Zusammenarbeit mit den Rurtalwerkstätten gebaut werden, und nachhaltige Brot- und Frischedosen, für Schul- und Arbeitsalltag sowie Wanderungen und Radtouren komplettieren das Angebot des Sofortprogramms. Keine Gedankenschranken haben sich die Beteiligten offenbar auferlegt, als sie die 120 Maßnahmen beschrieben haben. Letztendlich seien es Vorschläge. Über das gesamte Klimaschutzpaket soll der Kreistag mit Mehrheitskoalition von CDU und Grünen am 23. Juni abstimmen. „Das ist ein vordergründiges Thema, ein Marathonlauf, den wir heute beginnen“, erklärte Bruno Voß, „um in dieser Klimakrise kleine Anreize zu setzen, wie wir klimaneutral werden können.“


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