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Wirtschaft steht an der Schwelle zur Rezession

Die Konjunktur in der Region Aachen hat nach vielen Jahren des Aufschwungs an Kraft verloren. Zwar bewertet die Mehrheit der Unternehmen ihre aktuelle Lage immer noch positiv. Allerdings hat sich die Zahl der unzufriedenen Betriebe seit dem Frühjahr fast verdoppelt. Der Lageindikator sank auf den niedrigsten Wert seit Herbst 2014. Das ist das Ergebnis der jüngsten Konjunkturumfrage der Industrie- und Handelskammer Aachen, an der sich rund 340 Unternehmen mit etwa 27.500 Beschäftigten beteiligt haben.

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Die IHK legt das Konjunkturbarometer Rheinland an. Foto: pixabay
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„Ursachen für die rückläufige Entwicklung sind einerseits globale Unsicherheiten wie die unklaren Folgen eines Brexits oder die immer stärker werdenden Handelshemmnisse mit den USA, andererseits aber auch befürchtete Auswirkungen der Energiewende und des Klimaschutzes oder die aufkeimende Diskussion über die Wiedereinführung einer Vermögenssteuer“, erklärt IHK-Hauptgeschäftsführer Michael F. Bayer. Entsprechend rückläufig zeigen sich die Auftragseingänge und die Auslastung der Produktionskapazitäten. In der Folge hat sich auch die Ertragslage bei der Mehrheit der Befragten rückläufig entwickelt.

Die Aussichten für die kommenden Monate haben sich deutlich eingetrübt und sind auf den niedrigsten Wert seit zehn Jahren gesunken. Auch vom Auslandsgeschäft erwarten die Betriebe keine Wachstumsimpulse mehr. „Die Wirtschaft steht somit an der Schwelle zur Rezession“, meint Bayer. „Die Dauer und der Umfang dieses Konjunktureinbruchs sind dabei noch nicht abschätzbar.“

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Im Kreis Düren wird die Situation als befriedigend, aber nicht mehr als gut bezeichnet. 32 Prozent der Betriebe berichten von positiven Geschäften, 29 Prozent von schlechten. Gut sind die Geschäfte vor allem im Großhandel (Saldo: +64) und bei den Dienstleistern (Saldo: +18). Die Erwartungen sind mehrheitlich negativ. Nur zwölf Prozent der Befragten erwarten, dass sich die Lage verbessern wird. In keinem Wirtschaftssektor sind die Aussichten überwiegend positiv. Am besten werden sie noch in der Industrie (Saldo: -9) und bei den Dienstleistern (Saldo: -9) eingeschätzt.

Trotz der trüben Aussichten kann positiv festgestellt werden, dass die Unternehmen bislang ihre Investitions- und Beschäftigungsabsichten noch nicht zurückfahren. Drei von zehn Befragten rechnen mit einem Anstieg der Investitionen, jeder fünfte Betrieb plant, die Ausgaben zu reduzieren.

Industrie ist weniger zufrieden
Die Unternehmen in der Industrie bewerten ihre Lage zurückhaltender als die in anderen Sektoren. Rund ein Drittel der Betriebe berichtet von guten Geschäften, ein Viertel der Befragten ist unzufrieden. Die Umsätze entwickeln sich negativ. Bei einem Viertel der Befragten sind die Umsätze gestiegen, bei vier von zehn Unternehmen allerdings gesunken. Die Produktionskapazitäten sind entsprechend nur noch zu 80 Prozent ausgelastet. Der Wert sank damit unter den langjährigen Durchschnittswert von 80,7 Prozent.

Lage bei den Dienstleistern nahezu unverändert gut
Im Dienstleistungssektor hat sich die Situation der Unternehmen seit dem Frühjahr nur geringfügig verschlechtert. Vier von zehn Befragten bewerten die Lage als gut, jeder achte Betrieb meldet rückläufige Geschäfte. Die Umsätze haben sich hingegen kaum verändert. Drei von zehn Befragten geben an, dass diese gestiegen sind, bei jedem vierten Unternehmen sind sie gesunken.

Rückläufige Tendenz im Handel
Der Handel berichtet weiterhin von einer guten Geschäftslage, allerdings sind die Werte nicht mehr so positiv wie zuletzt. Rund ein Drittel aller Betriebe bewertet die aktuelle Situation als gut, jeder neunte Händler ist unzufrieden. Sowohl bei den Großhändlern als auch bei den Einzelhändlern hat sich die Lage rückläufig entwickelt. Ein Drittel der Großhändler meldet aktuell gute Geschäfte; jeder zehnte Betrieb ist unzufrieden. Im Einzelhandel wird die Geschäftslage etwas besser eingeschätzt als im Großhandel. Annähernd die Hälfte der Betriebe berichtet von einer positiven Geschäftslage, jedes sechste Unternehmen ist unzufrieden.

Bau auf Rekord-Niveau
Nachdem sich die Lage im Bau im Frühjahr leicht verschlechtert hatte und sich die Anzeichen für eine Normalisierung mehrten, hat sich die Situation seitdem wieder deutlich verbessert. Vier von fünf Unternehmen berichten von guten Geschäften, kein Betrieb ist unzufrieden. Dies ist der höchste jemals gemessene Lageindikator im Baugewerbe.

Export fällt als Konjunkturstütze aus
Die Nachfrage aus dem Ausland ist in der Industrie in den vergangenen Monaten deutlich zurückgegangen. Vier von zehn Unternehmen berichten, dass die Exportumsätze in den zurückliegenden Monaten gesunken seien. Bei rund einem Viertel sind sie gestiegen. Auch die Auftragseingänge aus dem Ausland haben eine rückläufige Tendenz. Ein Fünftel der Befragten meldet mehr Aufträge, bei einem Drittel sind weniger Aufträge eingegangen. Erstmals seit zehn Jahren sind auch die Erwartungen an das Auslandsgeschäft überwiegend negativ. Rund jeder fünfte Industriebetrieb geht von einer rückläufigen Exportnachfrage aus, jeder sechste Befragte erwartet eine positive Entwicklung.

Erträge der Unternehmen gehen zurück
Die negative Tendenz bei der Ertragslage hat sich bei den Unternehmen in den zurückliegenden Monaten fortgesetzt. Bei jedem dritten Betrieb sind die Erträge gesunken, jeder vierte Befragte meldet einen Anstieg. Damit bewertet erstmals seit sechs Jahren wieder eine Mehrheit der Befragten die Ertragslage negativ.

Keine Zurückhaltung bei den Investitionen
Die Mehrzahl der Unternehmen möchte ihre Investitionen trotz der drohenden Rezession nicht einschränken. In den kommenden Monaten will mehr als ein Viertel der Betriebe ihre Investitionen ausweiten. Ein Fünftel der Befragten will weniger investieren.

Personalbedarf der Betriebe geht langsam zurück
Die positive Entwicklung am Arbeitsmarkt verliert zunehmend an Schwung. Der Bedarf an Mitarbeitern ist aber weiterhin vorhanden. Ein Viertel aller Unternehmen erwartet, dass die Mitarbeiterzahl in den nächsten Monaten wächst, jeder sechste Betrieb rechnet mit einem Beschäftigungsabbau. Trotz der rückläufigen Tendenzen sehen 57 Prozent aller Unternehmen den Fachkräftemangel als größtes Risiko für die Konjunkturentwicklung – im Bau- und Gastgewerbe sind es sogar 83 Prozent.

Über alle Sektoren hinweg geben 58 Prozent der Unternehmen an, dass sie gegenwärtig offene Stellen längerfristig nicht besetzen können. Jeder dritte Befragte gibt deswegen an, in den zurückliegenden Jahren Mitarbeiter aus dem Ausland eingestellt zu haben.

Die Arbeitslosenquote in der Region Aachen beträgt aktuell 6,2 Prozent. In Nordrhein-Westfalen liegt sie bei 6,7 Prozent, auf Bundesebene bei 5,1 Prozent. Die Quote ist damit auf allen drei Ebenen 0,1 Prozentpunkte niedriger als vor einem Jahr.

Der aktuelle Konjunkturbericht ist auf der Internetseite der IHK Aachen unter www.aachen.ihk.de/konjunkturbericht zu finden.

Geschäftslage und -erwartung in den Teilregionen

Städteregion Aachen: Stadt Aachen
Die Lage der Unternehmen in der Stadt Aachen bleibt weiter sehr gut. 55 Prozent aller Betriebe melden gute Geschäfte, nur sechs Prozent sind nicht zufrieden. Vor allem das Baugewerbe (Saldo: +100), die Dienstleister (Saldo: +66) und der Einzelhandel (Saldo: +64) sind zufrieden. Die Unternehmen sind aber im Hinblick auf die kommenden Monate leicht zurückhaltend. 21 Prozent der Befragten gehen von einer positiven Entwicklung der Geschäfte aus, 24 Prozent von einer negativen. Zuversichtlich sind vor allem der Einzelhandel (Saldo: +45), der Großhandel (Saldo: +25) und die Dienstleister (Saldo: +23).

Übrige Städteregion Aachen
Im ehemaligen Kreis Aachen bewerten die Betriebe die Lage erneut positiv, allerdings deutlich weniger als zuletzt. 36 Prozent schätzen die Geschäfte aktuell als gut ein, 20 Prozent als schlecht. Am besten ist die Situation im Einzelhandel (Saldo: +70). Die Aussichten haben sich aber eingetrübt: 14 Prozent rechnen mit einer Verbesserung der Geschäfte, 33 Prozent mit einer Verschlechterung. Lediglich die Dienstleister gehen davon aus, dass sich die Geschäftslage nicht verändern wird (Saldo: +1). In den anderen Sektoren sind die Erwartungen überwiegend negativ.

Kreis Düren


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