Start Nachrichten Region Zuversicht der Wirtschaft schwindet langsam

Zuversicht der Wirtschaft schwindet langsam

Nach rund neun Jahren des Aufschwungs verliert die Konjunktur im Bezirk der Industrie- und Handelskammer (IHK) Aachen an Kraft. „Seit dem Jahreswechsel hat sich die stellenweise an die Kapazitätsgrenzen stoßende Auftragslage der Unternehmen entspannt“; erklärt IHK-Hauptgeschäftsführer Michael F. Bayer. Die Geschäftslage wird von weniger Betrieben als zuletzt positiv bewertet. „Dennoch beurteilen fast 40 Prozent der Befragten ihre Situation als gut, und das, obwohl auch die Ertragslage einen deutlichen Rückgang zu verzeichnen hat“, berichtet Bayer. An der jüngsten Konjunkturumfrage der Kammer haben sich rund 340 Betriebe mit insgesamt rund 31.800 Beschäftigten beteiligt.

62
0
TEILEN
Die IHK legt das Konjunkturbarometer Rheinland an. Foto: pixabay
Foto: pixabay
- Anzeige -

Die Bewertung der Erwartungen ist allerdings stabil geblieben. Drei von zehn Betrieben gehen davon aus, dass sich die Geschäfte in den kommenden Monaten gut entwickeln werden. Nur halb so viele erwarten eine negative Entwicklung. „Insofern tritt die Wirtschaft gegenwärtig nur leicht auf die Konjunkturbremse und drosselt ihr Tempo. Ein deutlicher Abschwung ist bisher nicht zu erwarten“, sagt Bayer.

Ein Grund für die Zurückhaltung ist, dass die Unternehmen in den kommenden Monaten keine Wachstumsimpulse im Auslandsgeschäft sehen. Nur jeder fünfte Befragte rechnet mit einer steigenden Exportnachfrage, fast ebenso viele erwarten eine schrumpfende Auslandsnachfrage.

- Anzeige -

Infolge der veränderten Lage sind auch die Investitions- und Beschäftigungsbewertungen niedriger als zuletzt. Sie bleiben aber überwiegend positiv. Fast jeder dritte Betrieb prognostiziert einen Anstieg der Investitionen, jeder sechste Befragte möchte die Ausgaben reduzieren.

Im Kreis Düren ist die Geschäftssituation gut, ist aber leicht eingetrübt: 45 Prozent der Betriebe melden gute Ge-schäfte, 15 Prozent sind unzufrieden. Gut sind die Geschäfte vor allem im Baugewerbe (Saldo: +55) und in der Industrie (Saldo: +51). Die Aussichten haben sich verbessert: 23 Prozent der Befragten erwarten eine gute Geschäftsentwicklung, 13 Prozent eine schlechte. Zuversichtlich ist insbesondere der Großhandel (Saldo: +25).

Industriebetriebe wachsen langsamer
In der Industrie bewerten weniger Unternehmen als zum Jahresbeginn ihre Situation positiv. Die negativen Einschätzungen sind hingegen stabil geblieben. Fast die Hälfte der Betriebe melden gute Geschäfte, jedes achte Unternehmen ist unzufrieden. Bei einem Viertel der Befragten sind die Umsätze in den vergangenen Monaten gestiegen, bei vier von zehn Betrieben sind sie gesunken. Die Auslastung der Produktionskapazitäten sank parallel auf 81 Prozent – nur noch knapp über dem langjährigen Durchschnittswert von 80,4 Prozent.

Zufriedenheit der Dienstleister schwindet
Auch bei den Dienstleistern bewerten weniger Unternehmen als noch zum Jahresbeginn ihre aktuelle Situation als gut. Etwas weniger als die Hälfte der Befragten berichtet von einer positiven Lage, jeder neunte Betrieb meldet rückläufige Geschäfte. Vier von zehn Betrieben geben an, dass die Umsätze in den vergangenen Monaten gestiegen sind, bei jedem fünften Unternehmen sind sie gesunken.

Lage im Handel verbessert sich
Der Handel profitiert weiter vom stabilen Arbeitsmarkt. Jeder zweite Betrieb berichtet gegenwärtig von einer guten Geschäftslage, nur zwei Prozent sind unzufrieden. Die Situation hat sich dabei sowohl im Großhandel als auch im Einzelhandel verbessert. Vier von zehn Großhändlern melden aktuell gute Geschäfte; kein Unternehmen ist unzufrieden. Im Einzelhandel sind die Bewertungen noch besser als im Großhandel. Mehr als die Hälfte aller Betriebe bewertet die aktuelle Situation als gut, nur 5 Prozent sind unzufrieden.

Produktion im Bau gedrosselt
Nachdem die Hochphase im Bau fast drei Jahre lang auf Rekordniveau lag, berichten nun deutlich weniger Unternehmen als zuletzt von guten Geschäften. Sechs von zehn Betrieben bewerten ihre Situation positiv, kein Befragter ist unzufrieden – und das zum neunten Mal in Folge.

Keine Wachstumsimpulse vom Export
Die Exportnachfrage in der Industrie ist in den vergangenen Monaten deutlich zurückgegangen, mit einem Einbruch rechnen die Unternehmen allerdings nicht. Ein Viertel der Befragten berichten, dass die Exportumsätze zuletzt gestiegen sind, bei drei von zehn Befragten sind sie zurückgegangen. Auch die Auftragseingänge aus dem Ausland haben eine negative Tendenz. Entsprechend rückläufig sind auch die Erwartungen an das Exportgeschäft. Allerdings rechnet immer noch eine kleine Mehrheit der Unternehmen mit einem Anstieg des Auslandsgeschäfts. Jeder fünfte Industriebetrieb geht von einer positiven Entwicklung des Exports aus, jeder sechste Befragte erwartet eine rückläufige Nachfrage.

Erträge steigen kaum noch
Die Ertragslage der Unternehmen hat sich in den zurückliegenden Monaten spürbar verschlechtert. Bei einem Viertel der Befragten sind die Erträge gestiegen, bei fast ebenso vielen sind sie gesunken.

Investitionsausgaben bleiben hoch
Die überwiegende Zahl der Betriebe will ihre Investitionen trotz der rückläufigen Konjunktur ausweiten, allerdings weniger stark als noch zum Jahresbeginn. Drei von zehn Unternehmen wollen in den kommenden Monaten mehr investieren; jeder sechste Betrieb plant, die Ausgaben zu senken.

Unternehmen benötigen weiterhin Personal
Die positive Entwicklung am Arbeitsmarkt wird sich auch entgegen dem Konjunkturtrend fortsetzen. Ein Viertel aller Unternehmen geht davon aus, dass die Zahl der Mitarbeiter in den kommenden Monaten steigen wird, jeder sechste Betrieb rechnet mit einem Rückgang. Gleichzeitig bleibt der Fachkräftemangel das zentrale Problem für die Unternehmen im Kammerbezirk. 60 Prozent aller Betriebe sehen darin das größte Risiko für die wirtschaftliche Entwicklung – im Baugewerbe und im Gastgewerbe sind dies mit jeweils 79 Prozent sogar deutlich mehr Unternehmen.

Die Arbeitslosenquote im Kammerbezirk Aachen liegt aktuell bei 6,2 Prozent – das sind 0,4 Prozentpunkte weniger als ein Jahr zuvor. In Nordrhein-Westfalen beträgt die Quote 6,5 Prozent, auf Bundesebene nur 4,9 Prozent.

Der aktuelle Konjunkturbericht ist auf der Internetseite der IHK Aachen unter www.aachen.ihk.de/konjunkturbericht zu finden.


§ 1 Der Kommentar entspricht im Printprodukt dem Leserbrief. Erwartet wird, dass die Schreiber von Kommentaren diese mit ihren Klarnamen unterzeichnen.
§ 2 Ein Recht auf Veröffentlichung besteht nicht.
§ 3 Eine Veröffentlichung wird verweigert, wenn der Schreiber nicht zu identifizieren ist und sich aus der Veröffentlichung des Kommentares aus den §§< 824 BGB (Kreditgefährdung) und 186 StGB (üble Nachrede) ergibt.

HINTERLASSEN SIE EINE ANTWORT

Please enter your comment!
Please enter your name here