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Jeden Tag eine gute Tat

Der Notfallsanitäter Phillip Weckauf erzählt von seinem Alltag.

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Foto: Luana Esser
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„Jeden Tag eine gute Tat“. Für Phillip Weckauf ist das nicht schwer einzuhalten. Er ist Notfallsanitäter, damit hat er den höchsten nicht akademischen Abschluss im Bereich der Medizin-Berufe in Deutschland.

Anfangs nach dem Abitur wollte Weckauf Medizin studieren, doch als er dann die Abläufe bei dem Deutschen Roten Kreuz kennenlernen durfte, als er das Freiwillige Soziale Jahr absolvierte, stand für Weckauf fest: Ich mache die Ausbildung zum Notfallsanitäter.

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Die Strukturen auf der Wache haben ihm direkt gefallen. Dazu komme der abwechslungsreiche Alltag und das Miteinander unter Kollegen. Auf jeden Patienten könne man individuell reagieren.

Seine Vollzeitausbildung dauerte drei Jahre. Es gibt zusätzlich ein Angebot für eine Teilzeitausbildung, welche in der Regel fünf Jahre dauert. Zielgruppe sind die Menschen, die bereits im Rettungsdienst beschäftigt sind, aber die Vollzeitausbildung nicht in den Alltag integriert bekommen oder die, die zusätzlich Geld verdienen müssen.

Arbeit und Privates unter einen Hut zu bekommen, ist nicht immer ganz einfach, doch Weckauf betont, dass das machbar sei. Der Beruf hat einen großen Einfluss auf das private Leben, doch der Schichtdienst macht es möglich sich seine Woche einteilen zu können, um doch genug Freizeit zu haben. Unterschieden wird zwischen 12-Stunden- und 24-Stunden-Schichten, vertraglich festgelegt ist eine 38,5-Stunden-Woche. Wenn man die 24-Stunden-Schicht jedoch anfangs der Woche schon gearbeitet hat, bleibt von dem Rest der Woche viel Freizeit. Es ist halt eben nicht ein typischer „9 to 5“-Job. Möglich ist auch, dass er einen „Verfügerdienst“ antreten muss, das heißt, er muss einen verhinderten Arbeitskollegen vertreten. Auch wenn es viele Ausfälle derart durch Corona gab und immer noch gibt, lassen sich Phillip Weckauf und seine Kollegen nicht beirren. „Es ist alles recht gut aufzufangen“ so Weckauf.

Gerade die Anfangszeit von Corona sei sehr anstrengend gewesen. Ständiges Umziehen und die Pflicht eine FFP2-Maske zu tragen standen auf der Tagesordnung. Besonders viel Zeit nahm das Desinfizieren der Autos in Anspruch. Nach jedem Patienten mussten sie nach Rölsdorf, um den Dienstwagen desinfizieren zu lassen.

Held sein ist halt doch nicht immer so einfach. Besonders nicht, wenn es mal schwer wird, Berufliches und Privates zu trennen, dann wenn ein Fall „mit nachhause“ genommen wird. Gerade bei Todesfällen oder schwersten Verletzungen wird es hart, die Gedanken zu verdrängen, wenn man nachhause kommt. Doch was tut man dann? Phillip Weckauf erklärt, was ihm helfe, damit ein bisschen besser klarzukommen: „Man arbeitet nie alleine. Da ist jemand mit dem du reden kannst.“ Weiter erzählt Weckauf: „Zuhause mit den Liebsten reden hilft, auch wenn man keine Details nennen darf und möchte, die Geschehnisse zu reflektieren und zu spiegeln helfen schon sehr.“

Phillip Weckauf’s Einsatzgebiet umschließt die Autobahn, die Herzogstadt und die umliegenden Dörfer. Besonders häufig begegnen ihm und seinen Kollegen Fälle, die mit der inneren Medizin zu tun haben. Beispiel dafür sind Herzinfarkte, Schlaganfälle und besonders zur Hochzeit von Corona, kam es zu vielen Fällen von Atemnot.

Doch die schönen Seiten bei dem Beruf scheinen zu überwiegen. „Vor allem das Kollegiale und das Miteinander genieße ich sehr. Man kann schon sagen, wir sind wie eine kleine Familie.“ Denn nicht nur über berufliches gäbe es regelmäßig Austausch, auch privates werde untereinander besprochen.

Am wichtigsten sei ihm aber, den Menschen wirklich zu helfen. „Wenn ich jemanden schmerzfrei ins Krankenhaus begleite, oder ich sehe, dass die Therapie anschlägt, bereitet mir immer die meiste Freude.“, antwortet Weckauf auf die Frage, was ihm besonders an seiner Arbeit gefalle.

Doch es gehört auch mehr zu dem Beruf, als Leuten mit ihren physiologischen Problemen zu helfen. Weckauf betont: „Man muss sich mit den Leuten auseinandersetzen und Interesse zeigen.“ Auch das wiederum mache den Aufgabenbereich so vielfältig.

Was das private Umfeld zu den Berufswünschen sagt, ist vielen jungen Erwachsenen wichtig. Weckauf’s Umfeld jedoch reagierte durchwegs positiv. Er fand von Anfang an viel Zustimmung und wurde unterstützt. Einige Menschen aus seinem Umfeld jedoch sorgen sich, denn die Fälle von Gewalt gegenüber Rettungs- und Notfallsanitätern stieg in letzter Zeit deutlich an. „Sätze wie ‚Pass auf dich auf‘ und ‚Fahrt bei Einsätzen vorsichtig‘ bekomme ich oft zuhören.“, erzählt Weckauf. Bei aufgebrachten Personen müsse er mit viel Geschick agieren. „Ich darf dann nicht eskalierenden auf die Leute wirken, sondern muss diese beruhigen und versuchen, mit ihnen zu kommunizieren“, erklärt Weckauf.

Die Ausbildung bietet einige Vorteile, die Phillip Weckauf genauer erklärt. Zum einen brauche man kein medizinisches Vorwissen, um die Ausbildung anzufangen. Jedoch kann man die Berufsausbildung erst mit 18 Jahren anfangen, es sei eben nicht garantiert, was man bei manchen Einsätzen zu Gesicht bekommt, da trete dann das Jugendschutzgesetz ein.

Falls man dann die Ausbildung absolviert hat, gibt es einige Aufstiegsmöglichkeiten. Man kann Zusatzqualifikation erlangen, unter anderem für die Stellen als Praxisanleiter, Desinfektor, also Hygienebeauftragter, oder als Wachleiter. Die Möglichkeit beim Qualitätsmanagement anzufangen ist dann ebenfalls gegeben. Auch bei der Feuerwehr ist es möglich, später eine Position zu erhalten. Dazu gehört eine dreijährige Ausbildung und zusätzliche 18-monatige Ausbildung, um später Brandmeister bei der Berufsfeuerwehr zu werden.

Diese Tätigkeit ist nicht für jeden etwas, doch falls es zu einem passt, kann der Beruf zur Berufung werden. Falls nun Interesse geweckt wurde, findet man unter der Internetseite https://www.drk.de weitere Informationen.


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