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Raus

Was ich noch sagen wollte…

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Kolumne | Foto: HZG
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Manchmal ist das ja so eine Sache mit dem raus. Also mit dem von etwas weg und dem zu etwas hin. Wie bei raus aus der Sonne und rein in den Schatten. Oder raus aus dem Schatten, rein in die Sonne. Während hier beide Richtungen möglich sind, geht das beim „Mensch ärgere Dich nicht“-Spiel nicht. Da folgt das Rauswerfen nur nach Spielzügen in eine Richtung auf dem Spielbrett. Anders ist es beim Schach, da ziehen Figuren schon mal vor und zurück, aber auch hier ist raus eben raus, egal ob Bauernopfer oder gestrauchelter Läufer. Manchmal muss etwas erst raus, damit es rein kann: der Wasserplanscher erst raus aus den Klamotten und dann rein ins Wasser, der Fußballspieler erst raus auf den Rasen und dann der Ball rein ins Tor. Und natürlich muss erst der Milchzahn raus, bevor die bleibenden Beißerchen kommen. Und wenn die dann eines Tages altersbedingt raus müssen, kommt schon wieder etwas rein, nämlich das Gebiss – und das dann jeden Abend raus aus dem Mund und rein ins Glas. Andere Sachen gehen nicht so leicht raus aus dem Kopf: Ohrwürmer, Probleme, manchmal sogar ganze Menschen! Und manchmal muss man selber raus: aus den Schuhen, aus dem Hamsterrad, ins Grüne, mit der Sprache, mit der Wahrheit, aus der Stadt. Schwierig wird das in der tatsächlich existierenden Ortschaft „Raus“. Wenn man das Ortsausgangsschild stadteinwärts passiert, ist man nicht raus-, sondern in die Stadt reingefahren. Und will man die Stadt verlassen, wird das fett durchgestrichene Wort zum Hindernis, weil es signalisiert: Hier nicht raus! Zum Glück liegt die Stadt im US-Bundesstaat Tennessee, dort führt die deutsche Bedeutung dieser Buchstabenfolge wohl kaum zu Verwirrung. Manches will man „auf Teufel komm raus“, man ruft in seiner Verzweiflung böse Mächte an, um das Ziel zu erreichen – rücksichtlos mit aller Macht, mit vollem Einsatz, um jeden Preis. Manches muss aber auch ganz einfach raus mit Druck, wie die Luft aus dem Ballon. Und manchmal möchte man mit nicht minder Druck in etwas rein und wird von Menschen gehindert, die „raus“ sogar zum Beruf gemacht haben: Rausschmeißer. Wobei es schon verwirren kann, dass der Rausschmeißer meist schon oder noch draußen ist, also raus aus dem Haus, und verhindert, dass man überhaupt erst reinkommt in das Haus. Nun, hält man sich vor Augen, dass jeder Ausgang auch der Eingang zu etwas ist und umgekehrt, ist es eigentlich nur eine Frage des Standpunktes, in welche Richtung raus und rein ist… Gut, in einem Labyrinth kommt man mit dieser Philosophie zwar weit, aber aus diesem nicht unbedingt heraus, da hinkt die Philosophie ebenso wie bei der Gefängniszelle. Und auch beim Abzählvers „Ene mene muh und raus bist du!“ ist eine Diskussion zwecklos, ob raus nicht vielleicht andererseits auch rein bedeuten könnte. Wer sich für keine Seite und Richtung entscheiden kann, darf sich auf dem Land so richtig austoben: „Raus aus den Kartoffeln, rein in die Kartoffeln“. Und wer sich da, wo er gerade ist, nicht wohl fühlt, kann es ja mal mit dem Schrei der in Australien produzierten RTL-Dschungelsoap „Ich bin ein Star, holt mich hier raus!“ versuchen. Also in den dortigen Regenwald würde ich ja gern schon mal – raus aus dem Alltag rein ins Abenteuer. Da haben wir es wieder: eine Tür, zweimal rein und zweimal raus. Bevor ich mich hier noch weiter verzettele, bin ich jetzt ganz einfach: raus…

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Gisa Stein
Aus dem Herzen der Lutherstadt Wittenberg in die Herzogstadt gekommen und angekommen: "Wenn ich erlebe, dass Menschen weite Wege gehen, gar von anderen Kontinenten anreisen, um die Jülicher Zitadelle zu besichtigen, entwickle selbst ich als "Immi" eine gewissen Stolz..."

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