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Schön

Was ich noch sagen wollte...

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Kolumne | Foto: HZG
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Manchmal ist das ja so eine Sache mit „schön“. Also mit dem schön sein und schön finden, mit der von außen gemachten und von innen seienden Schönheit. Schön ist, was gefällt. So allgemeingültig das klingt, so speziell ist es doch im Detail, je intensiver man darüber nachdenkt. Mit der Nase oder besser dem Auge drauf gestoßen wurde ich vor wenigen Wochen, als ich aufgefordert wurde, in alten Fotoalben zu blättern auf der Suche nach schönen Aufnahmen von mir aus der Vergangenheit. Kopfschüttelnd stellte ich fest, dass ich heute keinesfalls schön finde, was mich einst stundenlang vor dem Badezimmerspiegel gefesselt hat, um auf dem eigenen Kopf zu kreieren, was ich damals äußerst schön fand. Meiner Mutter gefiel das damals allerdings gar nicht, heute rückblickend auf einmal schon. Das mag vielleicht auch daran liegen, dass es damals ihr schöner Badezimmerspiegel war, den ich mit Haarspray und Zuckerwasser zugekleistert habe. Andersherum habe ich mir mit den kurzsichtigen Augen von einst nicht träumen lassen, Brillengestellen irgendwann mal eine gewisse Schönheit abgewinnen zu können. Was also in einem einzelnen Leben über einen relativ kurzen Zeitraum funktioniert, gilt natürlich auch für die gesamte Menschheit und Zeitgeschichte. Haben die Philosophen des Mittelalters Schönheit noch mit dem „Glanz der Wahrheit“ gleichgesetzt, ruderten die Denker der Neuzeit eher vor oder auch zurück und beschreiben Schönheit nicht als Eigenschaft, sondern Urteil des Verstandes. Das scheint zu stimmen, denn wenn etwas zu schön ist, um wahr zu sein, ist der Glanz zwar da, doch der Verstand klingelt Alarm. Meinen Verstand erreichen folgende Definitionen: Schön ist ein abstrakter Begriff, der stark mit Aspekten menschlichen Daseins verbunden ist. Schön ist eine Wertung, ein positiv besetzter Begriff, geprägt durch gesellschaftliche Konventionen. Schönes ist von einem Aussehen, das anziehend auf andere wirkt. Schönes ist wohltuend für Auge und Ohr. Schönes ist etwas, das Anerkennung verdient und so beschaffen ist, dass Lob angebracht ist. Schönes entspricht jemandes Geschmack. Schönes ist in einer Weise verlaufend, die angenehme Gefühle auslöst. Soweit die Lexika des weltweiten Netzes, übersetzt heißt das doch aber wieder nur: schön ist, was gefällt. Abhängig von Person, Zeit und Ort. Mir hier und heute gefällt vielleicht etwas ganz anderes oder vielleicht genau dasselbe wie Kleopatra in Rom vor 2000 Jahren. Schön ist aber auch Ausdruck des Einverständnisses, Höflichkeitsformel und manchmal meint schön einfach nur `so, wie es sich gehört`. „Das hast Du schön gemacht!“ „Bitte schön!“ „Danke schön!“ „Schönen Feierabend!“ „Schönen Gruß!“ Kinder müssen die „schöne Hand“ zur Begrüßung reichen lernen, später dann Schönschrift und dass Frauen das schöne Geschlecht sind. Wobei sich darüber mindestens so vortrefflich streiten lässt wie über schönes Wetter. Irgendeiner meckert immer. Zu warm zu kalt, zu feucht, zu trocken. Schön ist, was gefällt. So einfach ist das. Und doch so kompliziert. Und nun steht Weihnachten vor der Tür. Und mit dem Fest die schöne Bescherung. Mit schönen Geschenken. Schön, wenn sie gefallen. Also vor allem dem Beschenkten. Und wenn nicht: dann ja vielleicht… später. In diesem Sinne: schöne Feiertage!       

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Gisa Stein
Aus dem Herzen der Lutherstadt Wittenberg in die Herzogstadt gekommen und angekommen: "Wenn ich erlebe, dass Menschen weite Wege gehen, gar von anderen Kontinenten anreisen, um die Jülicher Zitadelle zu besichtigen, entwickle selbst ich als "Immi" eine gewissen Stolz..."

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