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Neues von den Nordischen Filmtagen in Lübeck

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Regisseur Nikolaj Arce. Foto: Zentropa Ent./Nordisk Film & TV-Fond | Stine Bidstrup
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Dänischer Lieblingsschauspieler, 13 Buchstaben? Richtig, Mads Mikkelsen. Er bewegt sich auf internationalem Parkett, aber mit „Bastarden“ (dt.: „Der Bastard“) ist er seinem Heimatland zu 100% treu. Und Land ist in diesem Fall wörtlich zu nehmen. Das historische Filmdrama spielt im 18. Jahrhundert und es geht um Ackerland, das keines ist, aber Mads Mikkelsen hat sich in seiner Rolle des historisch belegten Ludwig Kahlen in den Kopf gesetzt, aus der unfruchtbaren Heide von Jütland nutzbares Ackerland zu schaffen.

Das Film-Team hat etwas blauäugig entschieden, in einer echten Heidelandschaft zu drehen. Das kommt dem Film zugute, aber da es sich hierbei stets um geschützte Naturreservate handelt, waren die Auflagen extrem hoch, was den Film drastisch verteuert hat. Regie führt der 1972 in Kopenhagen geborene Nikolaj Arcel, der schon 2012 mit seinem Film „Die Königin und der Leibarzt“ bei der Berlinale einen Silbernen Bären holte, auch ein Historienfilm und auch mit Mads Mikkelsen in der Hauptrolle. Er spielte Johann Friedrich Struensee, den Leibarzt am dänischen Königshof. Der Film war für den „Auslands-Oscar“ nominiert, so wie nun auch „Bastarden“ für 2024.

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In beiden Fällen handelt es sich zwar um Literaturverfilmungen, aber die Hauptfiguren beider Filme haben wirklich gelebt. Zu Ludwig Kahlen gibt es nur einen Wikipedia-Eintrag in dänischer Sprache, obwohl er in Schleswig-Holstein geboren ist, also ursprünglich Deutscher war. Mit Hilfe des Google Translaters ist er aber gut lesbar. Das Haus, das er sich in der Heide baute, hat es wirklich gegeben. Es ist aber verschwunden und der ehemalige Standort ist unklar. Im Film hat ihm der dänische König Frederik V. das Land zur Verfügung gestellt, das aber widerrechtlich von einem benachbarten offensichtlich selbsternannten Adeligen, namens Schinkel beansprucht wird. Dazu gleich. Nicht verwirren lassen!

Der Film wird in Deutschland wohl unter dem internationalen Titel, „The Promised Land“ gezeigt werden. Der passt zwar gut zum Film, hat aber den Nachteil, dass „Promised Land“ auch in Deutschland bereits vergeben ist und zwar an den 2012 erschienenen amerikanischen Film, in dem Matt Damon für einen milliardenschweren Energiekonzern arglosen Bauern ihr Land abschwatzt. Stichwort Fracking. In Lübeck kursierten gar drei verschiedene Titel, auch noch „King´s Land“ und das dann zusätzlich auf Dänisch: „Konges land“. Dieser Titel trifft die Situation gut. Die Heide gehört dem König. Er hat sie Kahlen zur Verfügung gestellt. Kahlen lässt Kolonialarbeiter aus Deutschland kommen. Soweit so gut, wenn da dieser Schinkel nicht wäre. (Bitte nicht verwechseln mit dem Architekten und Stadtbaumeister Schinkel) Auch er ist eine historische Figur. Im Film ist er ein Teufel. Ich hoffe, dass dies übertrieben ist, aber der echte galt verbrieft als unnachgiebig und hart.

Im Film ist er sadistischer Despot, gnadenlos. Er beansprucht das von Kahlen mühsam bewirtschaftete Land und geht dafür über Leichen. Er versucht alles, Kahlen weg zu ekeln, aber Kahlen gibt nicht auf. Neben dem Kampf gegen die Natur und gegen finstere Gestalten, die von Überfällen leben, ist dieser Konflikt ein wesentlicher Bestandteil dieses grandios besetzten Films. Und natürlich gibt es eine Liebesgeschichte. Für mich fesselndes großes Kino, atmosphärisch dicht. Großes Besteck mit tollen Bildern und einem Charakter-Darsteller, dessen Rolle mich beschäftigt. Hätte er aufgeben sollen und damit Leben retten? Von den Spielfilmen, die ich in Lübeck gesehen habe, hat mich dieser jedenfalls am stärksten beeindruckt. Der Kinostart in Deutschland ist frühestens für Januar 2024 zu erwarten, eher später, aber Cornel bemüht sich darum, den Film möglichst bald für Jülich zu bekommen. Der über zweistündige Film ist stellenweise sehr gewalttätig und der Filmdienst gibt die pädagogische Empfehlung: Ab 16.

Zum Trailer

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Peer Kling
Peer Kling, typisches "KFA-Kind", nicht aus der Retorte, aber in der zweiten Volksschulklasse nach Jülich zugezogen, weil der Vater die Stelle als der erste Öffentlichkeitsarbeiter "auf dem Atom" bekam. Peer interessiert sich für fast alles, insbesondere für Kunst, Kino, Katzen, Küche, Komik, Chemie, Chor und Theater. Jährlich eine kleine Urlaubsreise mit M & M, mit Motorrad und Martin.

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