Das war überzeugend: Der SPD-Fraktionschef Harald Garding steht mit dem CDU-Vize Frank Radermacher zusammen, CDU-Landtagsabgeordnete Patricia Peill lächelt mit Heinz Peltzer vom DGB Kreisverband Düren-Jülich in die Kamera, der Asta der Fachhochschule ist da und auch die Awo als Wohlfahrfsverband. „Omas gegen rechts“ denen sich reichlich Jülicher Seniorinnen-Prominenz angeschlossen hat, singen und das Orchester „mir sind eens“ liefert die Melodie von „Unsere Stammbaum“ von den Bläck Fööss, zu der viele textsicher einstimmen. Der Tag des Grundgesetzes, zu dem das überparteiliche Initiativbündnis „Jülich solidarisch“ eingeladen hatte, brachte Menschen und Meinungen in ihrer Vielfalt auf dem Schlossplatz zusammen. In der Vielfalt herrschte Einigkeit in der Sache: Alle, die gekommen waren, versammelten sich zum Geburtstag der deutschen Verfassung hinter den Grundwerten der Demokratie.
Zwar schien die Sonne, aber der Wind blies Gästen wir Aktiven ganz schön ins Gesicht. Vielleicht passend auch für die Stimmung, in der sich auch Jülich derzeit befindet. Was aber Lust auf mehr machte: Es muss nicht immer alles bitterernst sein, auch wenn es ernst gemeint ist. Spielerisch konnten sich die jungen wie alten dem Thema nähern. „Was ist Dir wichtig?“ lautete die Frage beim DGB wie den Jusos. Ist es Petitionsrecht oder sind es doch geregelte Arbeitsarbeitszeiten? Der Asta der FH Campus Jülich lud zum Wissensquiz mit Buzzer. Ein Wettbewerb, der auch Jugendlichen Spaß machte – in den Kategorien leicht bis schwer. Während sicher die Frage „Wer wählt den Bundeskanzler?“ auch in den Jüngeren leichter über die Lippen gehen dürften, gehört die Frage – Achtung: Selbsttest – sicher in die Joker-Kategorie: Was regelt Artikel 20 Absatz 4 des Grundgesetzes? Die richtige Antwort war: Das Recht auf Widerstand gegen verfassungsfeindliche Angriffe. Das fm-family-Radio der Awo war dabei und verteilte zusätzlich reichlich Popcorn an Besucherinnen und Besucher. Die Omas gegen rechts verteilten nicht nur süße Teilchen, sondern luden ein, die Lostrommel zu „rühren“. Die versprach nur Gewinne – und hielt, was sie versprach: Die Gewinne waren Textzeilen aus dem Grundgesetz.

Hochschulseelsorger Niclas Delheid war ausersehen worden, „ein paar Worte“ an die Gäste und Aktiven zu richten. Er Sprach sich gegen „den Virus eines gleichgültigen Egoismus“ aus, wie er den jüngst verstorbenen Papst Franziskus zitierte. „Das Gift des Nationalismus, das Gift des Antisemitismus, des Rassismus, es tröpfelt in unsere Gesellschaft nach und nach hinein. Und es vergiftet nach und nach unsere Debatten – und etwas patethisch die Seele unseres Landes.“ Abgekürzt forderte er auf, weniger zu „meckern“ und dankbarer zu sein für das, was das demokratische Deutschland biete. „Sie und ich haben ein Rendezvous mit dem Schicksal“ zitierte Delheid Ronald Reagan. Das Grundgesetz apelliere an das Gewissen und sei „die Seele und das Herz unseres Landes“. „Halten wir es wach und bauen darauf unsere gesamte Gesellschaft auf“, rief er den Anwesenden zu.
Ein wenig bedauerlich war es, dass kein großes Transparent die Passanten an der Kölnstraße „abholte“. So kamen einige Neugierige auf den Platz, fragten „was ist das denn für eine Veranstaltung“. weil sie sich in einer „Wahlkampfmeile“ wähnten: Die demokratischen Parteien präsentierten sich im übertragenen Sinne anlässlich des Tages im Schulterschluss: Die „Linke“ neben „Volt“, „Grüne“ neben der „CDU“, die „SPD“ und „Jusos“. Es fehlte lediglich die UWG JÜL, die sich auf Nachfrage bei Fraktionschef Heinz Frey auf ihr eigenes Familienfest am Folgetag vorbereiten musste. Der Dank geht eindeutig an die Initiative Jülich solidarisch, der es gelungen ist, an dem so wichtigen Tag für die Demokratie, diese Festgemeinschaft auf dem Schlossplatz zusammenzubringen.