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Ins Spiel gebracht

Nach drei Jahren Vorspiel scheint die Platzreife tatsächlich in Sicht zu kommen. Im jüngsten Ausschuss für Jugend, Familie, Integration, Soziales, Schule und Sport (JuFISS) waren Bolzplätze das Thema.

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Sportplatz der alten Schirmerschule an der Düsseldorfer Straße. Foto: Olaf Kiel
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„Wir haben die Stimme der Jugend gehört“, sagte David Merz (SPD) bei der Präsentation des Antrags zum Thema Bolzplätze in der Muschel. Die Verwaltung hatte sofort auf den SPD-Antrag reagiert und für die JuFISS-Sitzung eine Vorlage erarbeitet, die die Bolzplätze in Jülich unter die Lupe genommen hat. Dafür gab es von allen Fraktionen großes Lob. Im Klartext ist eine Bestandsaufnahme der Plätze an der Röntgenstraße im Nordviertel, Altdorfer Straße links der Rur, an der Rur im Heckfeld
und an der alten Schirmerschule an der Düsseldorfer Straße erfolgt. Die Erkenntnisse decken sich mit denen des Teams der Jugendeinrichtung Roncalli-Haus, die den Zustand kritisierten beziehungsweise den Sanierungsbedarf aufzeigten.

Trotz der ernüchternden Bilanz zum Ist-Zustand herrschte bei der Sitzung Aufbruchstimmung. Schnell waren sich die politischen Vertreter mit der Verwaltung einig, dass Handlungsbedarf besteht. Bürgermeister Axel Fuchs meldete sich zu Wort mit seinen „Favoriten“ Düsseldorfer Straße und Röntgenstraße. Seiner Meinung nach ist eine Sanierung, Um- oder Neugestaltung mit eigenen Kräften im Bauhof zu bewerkstelligen, um lange Entscheidungswege auszuschließen. Fuchs sagte außerdem zu, sich mit dem Eigentümer des Platzes im Nordviertel für eine Klärung in Verbindung zu setzen. Ausdrücklichen Dank gab es dazu vom Antrag-Initiator Mo Khomassi. „Es ist ein wichtiger Platz, damit keine Subkulturen im Nordviertel entstehen“, sagt der SPD-Mann.

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Diskussionspunkt waren die Kosten: 60.000 Euro wurden etwa für die Sanierung im Nordviertel angesetzt. Frank Radermacher (CDU) regte an, auch Alternativen zu prüfen, etwa ob flexible Kleinfeldspielanlagen nicht kostengünstiger wären. Eine Teilfinanzierung über Bandenwerbung wäre hier ebenfalls möglich. Radermacher sprach sich für den zentralen Platz an der Düsseldorfer Straße aus. „Ein positiver Effekt könnte sein, dass auch die Seniorenanlage profitiert, die dort entsteht, so dass ein Miteinander der Generationen möglich wäre.“ Susanne Schlüter (Bündnis 90/Die Grünen) schlug vor, bei der Umgestaltung die Jugendlichen mit ins Boot zu holen, denn „wenn sie den Platz mit gestalten, achten sie besser darauf.“ Zu berücksichtigen ist aus ihrer Sicht aber auch, dass die Abgeschiedenheit von Bolzplätzen, die der Abgrenzung von Erwachsenen dienen, auch den Drogenkonsum förderten. „Es weht einem in die Nase, wenn man vorbeifährt“, wisse sie aus eigener Erfahrung. Vertreter des Jugendparlaments, die ihren ständigen Sitz im JuFISS wahrnahmen, widersprachen. Eine Aufsicht durch Sozialarbeiter lehnten sie auf Bolzplätzen ab. „Rauschgift kann überall konsumiert werden, dafür gibt es genügend Plätze, beispielsweise unter der Pasqualinibrücke“, war eine Meinung, ein anderer Vertreter sprach sich für einen Kompromiss aus: Es sollte ein Ort sein, an dem man „die Jugendlichen auch Jugendliche sein lässt, aber es sollte eine gewisse Aufsicht geben sollte, damit Regeln eingehalten werden.“

Positiv überrascht zeigte sich Sascha Römer, Leiter der Jugendeinrichtung Roncalli-Haus von der Resonanz im Ausschuss. Der Ausschuss hatte ihm Rederecht erteilt und so konnte der Sozialpädagoge noch einmal die Wichtigkeit des Anliegens ausführen: „Ich mache mir Sorgen um Jugendlichen“, sagte er. Seit in der Pandemie seine Einrichtung mehrfach schließen musste beobachte er, dass „Leute, die auf der Kippe stehen, abrutschen.“ Frust, Depressionen, stellte er fest, zunehmend sammelten Jugendliche Strafanzeigen und konsumieren Drogen. „Es ergibt mehr Sinn, präventiv was zu tun, als viel Geld auszugeben, wenn das Kind schon in den Brunnen gefallen ist“, unterstreicht Römer und stellte emotional die Fragen in den Raum „Viele beschweren sich über die Jugendlichen, aber wo sollen sie hin? Wo ist der Platz, wo sie gewollt oder geduldet sind?“

Sozialdezernentin Doris Vogel zeigte sich zuversichtlich. Man sei ja bereits im Gespräch, aber wegen der Zuständigkeiten sei es nicht so einfach. Dennoch betonte sie: „Wir werden da eine Lösung finden.“ Das war abschließend auch das interfraktionelle Votum des Ausschusses.


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