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Azubis als Botschafter in Schulen

Das Ausbildungsjahr hat bereits begonnen, doch noch immer sind 3043 Lehrstellen in der Region Aachen, Düren, Euskirchen und Heinsberg unbesetzt. Um Jugendlichen bereits vor dem Schulabschluss einen Einblick in den Arbeitsalltag und verschiedene Ausbildungsberufe zu geben, sind auch in diesem Jahr wieder gut 140 Ausbildungsbotschafter im Bezirk der Industrie- und Handelskammer (IHK) Aachen unterwegs. Die Auszubildenden aus dem zweiten und dritten Lehrjahr sind in über 60 Unternehmen beschäftigt und arbeiten in mehr als 40 verschiedenen Berufen. Zwei Auszubildende aus dem Kreis Düren berichten im Interview, warum sie diese Aufgabe übernehmen und was die Schüler am meisten interessiert. Von ihren Erfahrungen berichten Laura Hermann, 21 Jahre, Ausbildung zur Papiertechnologin bei Metsä Tissue in Kreuzau (seit 1. August 2017) und Carolin Prochortschuk, 18 Jahre, Ausbildung zur Kauffrau im Einzelhandel bei OBI GmbH & Co. Deutschland KG im Markt in Düren (seit 1. August 2017).

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Handwerk und Kreativität verbinden: Dazu hat Carolin Prochortschuk die Gelegenheit – etwa, wenn sie Kunden beim Umsetzen von Projekten unterstützt. Foto: Thorsten Gottschalk
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Was finden Sie an Ihrem Ausbildungsberuf besonders spannend?

Hermann: Ich finde es besonders spannend, dass der Beruf des Papiertechnologen so vielseitig ist. Wenn ich zur Arbeit komme, weiß ich nicht, was kommt und wie die Maschinen laufen. Da steht man jeden Tag vor neuen Herausforderungen. Außerdem lernt man die Abläufe von A bis Z kennen: Wie werden Rohstoffe angeliefert? Was passiert an der Papiermaschine? Entspricht das Endprodukt der gewünschten Qualität? Und wie wird Altpapier recycelt? Ich finde es sehr interessant, dass man in allen Bereichen eingesetzt wird.

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Prochortschuk: Bei mir ist es vor allem die Abwechslung im Arbeitsalltag. Man hat viel mit der Ware zu tun, aber arbeitet auch in verschiedenen Projekten, zum Beispiel, wenn Kunden ihr Wohnzimmer renovieren möchten und wir sie in allen Belangen beraten und bei der Gestaltung begleiten. Ich finde es toll, dass man dabei so kreativ sein kann – denn die Kunden kommen mit den unterschiedlichsten Wünschen zu uns.

Warum sind Sie Ausbildungsbotschafter geworden? Gibt es etwas, das Sie selbst gern gewusst hätten, bevor Sie Ihre Ausbildung begonnen haben?

Hermann: Mein Beruf ist ganz klar ein Männerberuf: Frauen sind in Papierfabriken überall in der Unterzahl. Deshalb nutze ich die Gelegenheit, die Ausbildung auch den Mädchen näher zu bringen. Denn die meisten trauen sich ja doch nicht, wenn sie noch nie etwas von dem Beruf gehört haben. Auch mir hätte es damals sehr geholfen, schon vor der Ausbildung Erfahrungen anderer zu hören – besonders was die Berufsschule angeht. Der Unterricht findet nämlich als Blockunterricht im Schwarzwald statt. Ich hatte etwas Angst davor, weil es so weit weg ist von zuhause. Aber hätte ich damals schon gewusst, wie viele Papiertechnologen aus ganz Deutschland, aber vor allem auch aus dem Kreis Düren man dort kennenlernt, und dass alle spannende Geschichten aus ihren Unternehmen zu erzählen haben, hätte ich mir gar nicht so viele Gedanken machen müssen.

Prochortschuk: Als ich selbst noch in der Schule war, wusste ich nicht, dass es sowas gibt. Später hat mich meine Ausbildungskoordinatorin gefragt, ob ich mir vorstellen könnte, selbst als Botschafterin unterwegs zu sein. Da ich gerne freiwillige Aufgaben übernehme, war ich sofort dabei. Außerdem macht das meine Arbeit noch abwechslungsreicher, da es wieder etwas anderes als der Alltag im Betrieb ist. Bei mir war es früher so, dass jemand vom Arbeitsamt zu uns gekommen ist, um uns zu beraten. Heute ärgere ich mich, dass ich das damals nicht ernster genommen habe. Deshalb möchte ich jetzt die Chance nutzen, und den Schülern von meinen Erfahrungen berichten – und meinen Beruf weiterempfehlen.

An der Zugprüfmaschine: Zu den täglichen Aufgaben von Laura Hermann gehört es beispielsweise, die Bruchkraft oder Dehnung von Papier zu überprüfen.
Foto: Thomas Knipprath

Welche Erfahrungen haben Sie bei den Schuleinsätzen bisher gemacht?

Hermann: Mir macht es total viel Spaß, von meinem Beruf zu erzählen und bisher habe ich auch nur positive Rückmeldungen von den Schülern erhalten. Ich stelle ihnen immer auch Fragen, um sie einzubinden. Wenn sie dann mitmachen und mitdenken, merkt man, dass Interesse da ist. Aber ich habe auch gemerkt, dass viele den Beruf nicht kennen, obwohl Düren eine Papierstadt ist. Da freue ich mich immer, wenn ich den Horizont der Schüler erweitern kann.

Prochortschuk: Da ich meinen Realschulabschluss auf einer Mädchenschule gemacht habe, musste ich mich bei den Einsätzen erst einmal daran gewöhnen, auch die Jungs anzusprechen. Aber es gibt immer Schüler, die sehr interessiert sind, und solche die – wie ich damals – in dem Moment nicht so viel mit dem Erzählten anfangen können. Beim ersten Einsatz war ich auch noch sehr nervös. Aber ich habe gelernt, nicht mehr aufgeregt sein zu müssen, und bin jetzt insgesamt viel ruhiger. Mir macht das so viel Spaß, dass ich mittlerweile stundenlang dort stehen und den Schülern von meiner Ausbildung erzählen könnte.

Das Projekt „Ausbildungsbotschafter“, das mittlerweile mit finanzieller Beteiligung der Regionaldirektion Nordrhein-Westfalen der Bundesagentur für Arbeit gefördert wird, wurde in der Region Aachen im Januar 2017 ins Leben gerufen. Seitdem wurden in 30 Schulungen Azubis zu Botschaftern qualifiziert. Davon profitieren derzeit 50 Schulen im Kammerbezirk: In bisher 190 Einsätzen kamen die Ausbildungsbotschafter in den Unterricht, um einerseits von ihren Erfahrungen im Ausbildungsbetrieb und der Berufsschule zu erzählen, andererseits aber auch Fragen der Schulabgänger zu beantworten.


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