Ein paar Jährchen oder sogar ein paar Jährchen mehr muss es schon her sein, als ich während eines Sommerurlaubs in Tirol an der Tischtennisplatte stand und den Vorsatz fasste, „demnächst“ einem Verein beizutreten, sobald ich wieder daheim wäre.
Ein heißer Sommer war das in Lermoos an der Zugspitze, und die Tischtennismatches gegen meinen Vater und die anderen Kinder vom Campingplatz hatten Lust auf mehr gemacht. Nun ist das bei uns Rheinländern ja so eine Sache mit den spezifischen Zeitangaben. Wenn man einen Rheinländer fragt, wann er diesen oder jenen Vorsatz zur Ausführung bringen möchte, ist die Spannweite der möglichen Angaben gigantisch. „Jetzt“ bedeutet so etwas wie „in näherer Zukunft“. „Gleich“ ist noch etwas weiter weg als „jetzt“, und „nachher“ bedeutet, dass man noch in dieser Woche mit der Umsetzung rechnen kann. Aber die Zeitangabe „demnächst“ lässt dem Rheinländer jegliche Freiheit. Im Grunde bedeutet „demnächst“ nur, dass man beabsichtigt, etwas in Zukunft zu tun – wann auch immer. Als ich vorhatte, demnächst einem Tischtennisclub beizutreten war ich 14 Jahre alt, im Juli bin ich 37 geworden.
„Bewegt älter werden – das Nordviertel bewegt sich“, so der Titel einer Tischtennis-Breitensport-Veranstaltung, die sich zum Ziel gesetzt hat, ältere Menschen wie mich für den gepflegten Sport an der Platte zu begeistern, war dann endlich der Trigger, den ich gebraucht hatte, mein Vorhaben von 1996 in die Tat umzusetzen. Doch schnell wurde klar: Der Zug, eine Bundesligakarriere hinzulegen, ist abgefahren. Oder etwa nicht? Spielerisch wird es schwierig mit Timo Boll und Co an einem Tisch zu stehen – das ist trotz großer Spielbegeisterung nicht abzustreiten. Aber vielleicht gar nicht so weit entfernt davon. Denn zum Glück hat der Tischtennis-Gott, der ja bekanntlich auch Rheinländer ist, den Zeremonienmeister erfunden, jenen Sprecher, der sonntags nachmittags live das Mikrofon in die Hand nehmen soll, um die Zuschauer charmant und stimmungsvoll durch den Ablauf der Bundesligapartien zu führen. Und hier war nun meine Stunde gekommen.
Präsident Mike Küven, der angesichts meiner Spielkünste lächelnd dem Einwurf eines Zuschauers zustimmen musste, „TTC könne in meinem Fall auch die Abkürzung für Tischtennis Comedy sein“, hatte eine Aufgabe gefunden. Eine Aufgabe, der ich als ausgebildeter Theater- und Filmschauspieler gerecht werden konnte, und nun begann für mich die wunderbare Zeit, die wohl spannendste Art und Weise kommentieren zu dürfen, wie man einen Sonntag Nachmittag verbringen kann. Und, wenn man mich fragt, müssten sich noch viel mehr Menschen darüber bewusst werden, welchen Spitzensport man sich regelmäßig in der Nordhalle anschauen kann. Ein Sport, der Spannung, Schnelligkeit und Spitzensportler zum Anfassen bietet in einem Umfeld, das die große Bundesliga-Erfahrung Jülich atmet und jeden Neuling spüren lässt. Und ein Umfeld, das selbst für spätberufene Tischtenniskracks wie mich eine würdevolle Aufgabe bietet. Vielen Dank!
Info: Wer neugierig geworden ist, der kann am kommenden Sonntag, 25. August, 15 Uhr, René Blanche beim ersten Heimspiel des TTC in der Nordhalle erleben, wenn sie gegen TSV Bad Königshofen antreten.
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