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Vorstellung der Abschlusspublikation „Zwischen ‚Führer‘ und Freiheit. Bombenkrieg und ‚Befreiung‘ an der Rur“

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Daniel Schulte (Stadt- und Kreisarchiv Düren, von links), Dr. des. Jan Weller, Marcell Perse und Guido von Büren (alle Museum Zitadelle) stellten den Sammelband in der Kapelle der Zitadelle vor. Foto: Stephan Johnen
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Der 16. November 1944 markiert eine Zäsur in der Geschichte zweier Städte, die im Zweiten Weltkrieg beide am gleichen Tag durch alliierte Luftbombardements nahezu von der Landkarte verschwanden. 79 Jahre ist es her, dass im Rahmen der „Operation Queen“ Jülich und Düren bombardiert wurden. Mit Ausnahme der 1947 publizierten Denkschrift „Hürtgenwald und Rurlandnot“ der bis 1972 eigenständigen Kreise Düren und Jülich gab es jedoch keine gemeinsame Erinnerung, kein gemeinsames Gedenken, keine gemeinsame Aufarbeitung. Es dauerte mehrere Jahrzehnte, bis das Stadt- und Kreisarchiv Düren und das Museum Zitadelle in den Jahren 2019 und 2020 eine Veranstaltungsreihe „Zwischen ‚Führer‘ und Freiheit. Bombenkrieg und ‚Befreiung‘ an der Rur“ initiierten. Damals lagen Beginn und Ende des Zweiten Weltkriegs 80 respektive 75 Jahre zurück, auch die Zerstörung der beiden Städte jährte sich zum 75. Mal. Es sollte weitere drei Jahre dauern, bis die Abschlusspublikation vorliegt, die nun vorgestellt wurde und auch die vorbereiteten Veranstaltungen dokumentiert, die aufgrund der COVID-19-Pandemie nicht mehr stattfinden konnten.

Anders als zur Konzeptionierung des Bandes 2019 herrscht heute wieder Krieg in Europa. „Der Überfall auf die Ukraine hat bewusst gemacht, wie fragil der Friedenszustand ist, den wir als gesichert angenommen haben“, sagte Guido von Büren (Museum Zitadelle), der die Dokumentation mit Horst Wallraff (Stadt- und Kreisarchiv) herausgegeben hat. „Der Schmerz über den Verlust und die gleichzeitige Dankbarkeit für die Leistungen des Wiederaufbaus bilden die zwei Seiten einer Medaille, die Zeitzeugen und Nachgeborene zusammenführen“, heißt es in den einführenden Überlegungen der Publikation. Doch nehme die Zahl der unmittelbar betroffenen Menschen von Jahr zu Jahr ab, das personale Erinnern verlöscht und geht über und das kulturelle Gedächtnis. Wie soll also zukünftig das Erinnern an die Geschehnisse aussehen? An dieser Stelle setzte das Konzept der Veranstaltungsreihe an: Um sich die Errungenschaften und Leistungen von 70 Jahre Demokratie bewusst zu machen, darf das Gedenken nicht beim Ereignis selbst stehenbleiben, sondern müsse es überregional kontextualisieren. Die Zerstörung der beiden Städte war Folge eines totalen Krieges, der von NS-Deutschland begonnen wurde.

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Der Sammelband ordnet die Auswirkungen des NS-Regimes in den Kreisen Düren und Jülich ein, beschäftigt sich unter anderem mit den Unrechts-Urteilen der Justiz, beleuchtet das Thema Zwangsarbeit und widmet sich der Erforschung der Erinnerungskultur selbst, indem Formen des Erinnerns hinterfragt werden. Herzstück des Bandes der Abschnitt über den Bombenkrieg an der Rur, der zeitlich schon weit vor 1939 ansetzt, als der Aufbau eines Luftschutzes die Bevölkerung auf den Krieg vorbereiten sollte. „Der Band ist Bilanz des gegenwärtigen Kenntnisstandes, nicht Endpunkt der Beschäftigung“, gab Guido von Büren einen Ausblick in die Zukunft der kritischen Auseinandersetzung. Das letzte Kapitel ist noch lange nicht geschrieben.

BUCHINFORMATION Die Abschlusspublikation „Zwischen ‚Führer‘ und Freiheit. Bombenkrieg und ‚Befreiung‘ an der Rur“ | 304 Seiten | Verlag Schnell & Steiner | ISBN 978-3-7954-3667-4 | 30 Euro.

Im Museum Zitadelle kann der Band für 25 Euro erworben werden.


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