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Die Mobilitätswende erfahrbar gemacht

Drei Tage lang waren Teile der Innenstadt gesperrt, um ein mögliches Mobilitätskonzept auszutesten.

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Seit 2002 findet jedes Jahr Mitte September die Europäische Mobilitätswoche statt. Dieses Jahr hat die Stadt Jülich zum ersten Mal mitgemacht. Drei Tage lang waren einige Straßen in der Innenstadt für die meisten Autos gesperrt. Taxis und Lieferverkehr durften die Straßen beispielsweise weiterhin nutzen. Ein Test, bei dem festgestellt werden soll, wie sich die Sperrung auf die Belebung der Innenstadt, auf Einzelhandel und Gastronomie und auf die Nutzung des Fahrrades auswirkt.

„Die Stadt Jülich lässt momentan ein Mobilitätskonzept ausarbeiten. Dieses ist nötig, weil wir uns in der Mobilitätswende befinden“, sagte die Mobilitätsbeauftragte der Stadt, Claudia Tonic-Cober bei einem Interview am Samstag. Damit fügt sich die teilweise autofreie Innenstadt an die Bürgerbefragung an, bei der sich die Bürger in den Kategorien Rad-, Fuß- und Autoverkehr, Bus und Bahn sowie Barrierefreiheit und Sonstiges beteiltigen konnten. Es geht also auch darum, die Einwohner Jülichs eine Meinung bilden zu lassen, ob dieses Projekt der autofreien Innenstadt auch eine Langzeitwirkung haben sollte. Durch die Sperrung für die Autos fielen in der Kurfürsten-, Köln-, Kleine Rur- und Marktstraße einige Parkplätze weg. In den sozialen Netzwerken wurden diesbezüglich immer wieder Bedenken geäußert, dass manche so den Weg in die Innenstadt nicht mehr fänden. Hier gab es das Angebot der Stadt, das naheliegende Parkhaus Zitadelle sowie umliegende Parkmöglichkeiten kostenfrei zu nutzen. Dabei war das Parkhaus weder am Samstag noch am Sonntag komplett ausgelastet.

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Mit der Aktion sollte auch gezeigt werden, wie die Innenstadt belebt werden kann. Bei optimalen Wetterbedingungen gab es diesbezüglich zahlreiche Aktionen. Viele der Einzelhändler beteiligten sich und bauten vor ihren Läden Stände auf. Auch die Gastronomie machte mit. Diese weitete sich auch auf den Schloßplatz aus. Viele Besucher nahmen dieses Angebot an und füllten besonders am Sonntag schlendernd die Innenstadt.

Zusätzlich gab es auch Möglichkeiten, sich zum Thema Mobilität und Umwelt weiterzubilden. Die Stadt Jülich hatte einen Stand am Kreisverkehr, an dem per Glücksrad eine Quizfrage ausgesucht wurde. Außerdem konnte der eigene ökologische Fußabdruck ermittelt werden. An vier Stationen zu den Sparten „Ernährung“, „Konsum“, „Energie“ und „Mobilität“ in der Innenstadt verteilt konnte so das „Klima Spiel“ ausprobiert werden. Dabei wurde das eigene Verhalten abgefragt. Der erreichte Punktestand ist dann die Aussage darüber, wie umweltfreundlich das eigene Leben ist. Laurin Speier, Bufti der Stadt Jülich, wertete die Antworten an der Station „Mobilität“ aus. Die Fragen: Wie kommt man zur Arbeit? Auf welchem Weg erledigt man den Einkauf? „Es sind ziemlich viele aus allen Altersgruppen stehen geblieben und haben mitgemacht“, sagte dieser. „Der durchschnittliche Jülicher hat einen guten Wert. Viele nehmen das Fahrrad, wenn es möglich ist. Ich war positiv überrascht.“

„Es ist ein Test, ein Signal um auszuprobieren, wenn man Strukturen öffnet und erlebbar für den Menschen macht“, sagte Sebastian Ross, der Klimaschutzmanager der Stadt zu dem Projekt am Wochenende. „Um die Klimaschutzziele zu erreichen, muss auch der Mobilitätssektor seinen Beitrag leisten.“

Und die Händler in der Innenstadt? Geteilter Meinung. Von „Ob nun autofrei oder nicht, die Kunden waren gut drauf, kauffreudig und es waren wirklich nur Menschen mit einer Kaufabsicht unterwegs. Die meisten wussten allerdings gar nicht was der Aufhänger des verkaufsoffenen Sonntags war“ über „Mit einem Stadt- oder Ernte-Dank-Fest gar nicht zu vergleichen! Ich denke, das Wetter war einfach zu schön, als dass man mit Maske ins Geschäft zum anprobieren kommt. Vom Prinzip her fand ich es insgesamt gar nicht so schlecht. Aber wie erwähnt müssen die Bedingungen vorher geschaffen werden, und dies ist nicht nur mit einem Bürgerbus und ein paar Malstationen getan, die einem dann noch die Passage vollkritzeln“, bis zu einem vernichtenden „Katastrophal! Ich weiß nicht, was sich die Stadt dabei denkt“, war bei dem Meinungsbild, welches die Schriftführerin der Werbegemeinschaft, Sandra Breuer, einholte, alles dabei.

Am Wochenende führten Mitarbeiter des Ordnungsamtes Kontrollen durch. „Vereinzelt mussten die Kollegen darauf hinweisen, dass im öffentlichen Raum auch weiterhin nur maximal zehn Personen (ausgenommen Familien etc.) zusammentreffen dürfen und es für den Bereich des Wochenmarktes eine Maskenpflicht gibt. Bußgelder vor Ort wurden jedoch nicht erhoben“, teilte die Stadt auf Nachfrage mit. Ungefähr 30 Mal seien Passanten ermahnt worden.

(Der Beitrag wurde um 13:30 Uhr aktualisiert)

 


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