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Was ich noch sagen wollte…

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Die Kolumne aus Jülich | Grafik: Sebastian von Wrede
Gisas Kolumne | Grafik: Sebastian von Wrede
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Manchmal ist das ja so eine Sache mit der Diät. Also der freiwilligen oder der erzwungenen, der gewollten oder der gesollten. Auf der Suche nach einer allgemeingültigen Definition spuckt die virtuelle Suchmaschine mal wieder allerhand Informationen aus, die mich schmunzeln und staunen lassen. Sehr schnell wird klar, dass es wie bei so vielen Dingen im Leben immer wieder um Schein oder Sein geht; um Schönheit oder Gesundheit, um erzwungenen oder freiwilligen Verzicht. Ob ich nämlich mir etwas mühsam untersage oder unterdrücke ist etwas ganz anderes, als etwas einfach bleiben zu lassen, keinen Wert darauf zu legen und auf etwas zu pfeifen.

Seit Hippokrates wird als Diät eine spezielle Ernährung des Menschen bezeichnet, bei der längerfristig oder dauerhaft eine spezielle Auswahl von Nahrungsmitteln verzehrt wird. Na bitte. Da die Mediziner allesamt ihren Eid im Namen dieses Mannes schwören, muss das ja stimmen. Und muss etwas mit Gesundheit zu tun haben. Das Wort Diät kommt aus dem Griechischen und bedeutet eigentlich lediglich „Lebensführung/Lebensweise“. Ob die der Griechen nun die gesündeste ist, lässt sich sicherlich diskutieren und hat mit Verzicht nur bedingt etwas zu tun. Bei einem ausgiebigen Mahl in einem griechischen Restaurant drängt sich mir nämlich eher das Gegenwort zur Diät auf: Mast. Und wer auf den Ouzo davor und danach verzichtet, tut das meist eher erzwungen als freiwillig. Doch wenn Hippokrates Recht hat, bräuchte man nur diese spezielle Auswahl von Nahrungsmitteln längerfristig oder dauerhaft zu verzehren und schon wäre es per obiger Definition eine Diät. Auch eine spezielle Auswahl an ausschließlich Schokolade wäre unter diesem Aspekt durchaus nachdenkenswert. Lange genug angewendet, verschafft einem diese Form der Diät dann allerdings ganz sicher eines Tages einen unglaublichen Heißhunger auf Möhrchen und Äpfel. Es ist ja nun mal so, dass der Mensch auf möglichst wenig Lebenszeit verzichten möchte und verzichtet deshalb nicht auf den Rat der Weißkittel mit ihrem Hippokratischen Eid. Wenn auch der schöne Schein der Mode und Weltanschauung unterworfen ist – das gesunde Sein ist es nicht. Die Schönheitsideale sind veränderlich. Rubens mollige Frauen blieben heute ungemalt, die dürren Models der heutigen Zeit wären damals keinen Pinselstrich wert gewesen. Doch wann ein Zuviel ein ungesundes Zuviel und ein Zuwenig ein ungesundes Zuwenig ist, gilt schon immer und so lange, wie es eine Betriebsanleitung für den menschlichen Körper gibt. Wobei diese zugegebenermaßen auch schon mal deutlichen Interpretationsspielraum lässt. Beispiel: als Kind wurde ich vor vielen Jahrzehnten bei Durchfall ausschließlich mit Zwieback und ungesüßtem Tee gefüttert, während eine Generation und 700 Kilometer weiter Salzstangen und Cola verabreicht werden. Heute, mit Hippokrates` Diät-Definition „gefüttert“, ist mir das endlich klar und zumindest bei dieser Diskussion das Maul gestopft. Und zwar mit Schokolade. Darauf schwöre ich nämlich auch einen Eid: das ist gut für die Nerven. Denn nur wenn die Schaltzentrale gut arbeitet, spuckt sie Erhellendes aus: Die gesündeste aller Diäten ist der Verzicht auf den Verzicht, also die Diät von der Diät… Mahlzeit!

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Gisa Stein
Aus dem Herzen der Lutherstadt Wittenberg in die Herzogstadt gekommen und angekommen: "Wenn ich erlebe, dass Menschen weite Wege gehen, gar von anderen Kontinenten anreisen, um die Jülicher Zitadelle zu besichtigen, entwickle selbst ich als "Immi" eine gewissen Stolz..."

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