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Was ich noch sagen wollte…

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Die Kolumne aus Jülich | Grafik: Sebastian von Wrede
Gisas Kolumne | Grafik: Sebastian von Wrede
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Manchmal ist das ja so eine Sache mit der Völle, also dem voll sein, machen oder haben. Bei manchen Dingen gibt es da keinen Toleranzbereich. Eine Flasche Wein beispielsweise ist total voll, wenn kein Tropfen mehr reingeht. Das ist zweifellos ebenso richtig wie auch das Gegenteil – nämlich total leer, wenn kein einziger Tropfen drin ist. Obwohl: Dann ist sie anders voll, nämlich voll Luft. „Lass mal die Luft aus dem Glas“ sagte mein Vater stets, wenn er nach dem Leeren des vollen Glases Wein immer noch durstig war. Wobei das beim Glas Bier schon wieder anders ist. Also das ist auch leer, wenn es ausgetrunken ist, aber eben auch vorher nicht ganz voll, denn irgendwo muss der Schaum ja auch hin. Physikalisch wasserdicht ist diese These vielleicht nicht, aber Einsteins Relativitätstheorie greift auch hier. Beweis: Ein Schwamm ist eindeutig voll Wasser, wenn er die Tröpfchen nicht mehr halten kann. Wann jemand allerdings die Nase von etwas gestrichen voll hat, ist relativ und nicht in Tropfen sicht- oder messbar. Das hängt von der Nase, deren Träger und dem thematischen Füllmaterial ab.  Beim Thema Wetter geht das relativ schnell. Da reicht ein genervter Blick gen Himmel über die Knollennase und man hat selbige relativ schnell voll –  vom Regen, gleißender Sonne oder was auch immer sich dort präsentiert. Bei stupsnasigen PC-Gamern oder Smartphone-Tippern dauert es hingegen relativ lange, bis ein solcher Effekt eintritt, manchmal tatsächlich erst, wenn der Kopf auf Tastatur oder Touchscreen zu liegen kommt. Und auch mit der Blase ist das so eine Sache. Wann diese voll ist, entscheidet keinesfalls die Menge der aufgenommenen Flüssigkeit. Jeder, der Kinder hat, weiß und staunt, dass selbst bei direktem Umsteigen vom Töpfchen in den Autokindersitz noch vor der ersten Autobahnabfahrt der Ruf aus dem Fond nach einem stillen Örtchen kommt. Und das ist dann nicht nur weit entfernt, sondern meistens auch noch voll. Also überfüllt. Wobei natürlich auch wieder Ansichtssache ist, ab wann man einen Raum als voll empfindet. Eine Diskothek ist erst voll, wenn man ohne Kopfbewegung mindestens hundert Tanzwütige erblicken kann und wenigstens mit drei von ihnen vollen Körperkontakt hat. Ein Zugabteil wird hingegen schon als voll bezeichnet, wenn man keinen Sitzplatz mehr findet, der einen einzigen Körperkontakt ausschließt. Wer mit dem Auto statt Zug reist und sich dafür ein Vehikel mietet, weiß ebenfalls um die weltweit gültige Tatsache, dass ein voller Tank  bei Fahrzeugübernahme und -abgabe merkwürdigerweise immer Differenzen – natürlich stets zu eigenen Ungunsten – aufweist. Einzig auf den Vollmond ist Verlass. Der ist immer und überall auf dem Planeten gleich voll  – also nicht gleichzeitig, sondern zum jeweils gleichen Zeitpunkt, rein astronomisch Mitternacht des betreffenden Datums am jeweiligen Ort. Glücklicherweise passiert das zur vollen Stunde, denn kurz davor oder kurz danach wäre eine so allgemeine, weltweit gültige Angabe unmöglich gewesen.  Nicht mal in Deutschland. Allein im Westen sorgen im Norden, Süden und Osten angewandte – sprachlich vollkommen korrekte und mathematisch logische – Uhrzeitangaben wie „dreiviertel zwölf oder „viertel eins“ vollends für Verwirrungen. Meine Erklärungsversuche mit viertel vor leeren und viertel nach vollen Gläsern sind regelmäßig zum Scheitern verurteilt und sorgen lediglich für eine volle Blase meinerseits. Und wenn es dann vor dem Damenklo voll ist, ist das auch voll blöd…

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Gisa Stein
Aus dem Herzen der Lutherstadt Wittenberg in die Herzogstadt gekommen und angekommen: "Wenn ich erlebe, dass Menschen weite Wege gehen, gar von anderen Kontinenten anreisen, um die Jülicher Zitadelle zu besichtigen, entwickle selbst ich als "Immi" eine gewissen Stolz..."

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