Freundlich, unkomplizierten und zuvorkommend, unproblematisch und positiv. Das sind die persönlichen Adjektive mit denen Wolfgang Gunia bei seiner Ehrenringverleihung 2022 geschmückt wurde. Diese besondere Ehrung wurde ihm für sein weitreichendes und überdurchschnittliches Engagement verliehen. Dazu hieß in der Laudatio außerdem: „Zu Wolfgang Gunias beeindruckenden Eigenschaften zählt, dass er in Diskussionen seinen Standpunkt sachlich vertritt und zu überzeugen versucht, dabei aber stets sein Gegenüber respektiert, auch wenn es bei unterschiedlichen Meinungen bleibt.“ Das scheint das Erfolgsrezept des hochgewachsenen, hanseatisch wirkenden, gebürtigen Berliners zu sein. Seit 58 Jahren nennt er Jülich sein Zuhause. Als Referendar – damals noch am Neusser Platz – war Wolfgang Gunia 1967 für die Fächer Deutsch und Geschichte ans Staatliche Gymnasium nach Jülich gekommen.
Sein Weg hatte ihn aus dem kriegsgebeutelten Berlin mit zwölf Jahren ins Rheinland geführt, in die neue Bundeshauptstadt Bonn. Prägende Jahre, bei denen er vor allem durch die Gemeinschaft der Pfadfinder, wie Gunia sagt, gelernt habe, Führungsaufgaben zu übernehmen. Auch sein Unternehmungsgeist wurde in diesen Jugendjahren geweckt: Mit selbstverdientem Reisegeld kam er – unter anderem per Anhalter – in Tunesien, Marokko und Libyen an. Nach dem Abitur 1960 am Cusanus-Gymnasium in Bad Godesberg blieb er in Bonn zum Lehramtsstudium, das er 1966 mit dem Staatsexamen abschloss. Und dann Jülich! Man könnte sagen: Wolfgang Gunia war ankommen – lässt man mal das eine Referendarjahr am Einhard-Gymnasium in Aachen außen vor. Für 30 Jahre sollte er am Jülicher Gymnasium mit „oft beneidenswerter Gelassenheit zahllose Schülerinnen und Schüler durch die Schulzeit begleitet“, formulierte Bürgermeister Fuchs in seiner Laudatio bei der Ehrenringverleihung. Zu Deutsch und Geschichte kamen später Soziologie, Ökonomie, Politik dazu, für die der Pädagoge ein Zweitstudium neben dem Unterricht absolvierte.
Die Fächerkombination könnte man – überspitzt gesagt – als Grundlage für Hobby und Ehrenamt sehen. Prägend war in Jülich die Arbeit „unter“ Rektor Dr. Heinz Renn, sagt Wolfgang Gunia. Er weckte – mit etwas Nachdruck – die Liebe des Geschichtslehrers Gunia zur Jülicher Historie, der er bis heute treu geblieben ist. Über seinen Beruf hinaus übernahm er 1983 Redaktion der Jahresschrift „Die Zitadelle“ über Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft des Festungsbauwerkes. Diese trägt wesentlich dazu bei, die Ehemaligen mit ihrer Schule in Verbindung zu halten. Und natürlich wurde er auch Beisitzer im Förderverein Gymnasium Zitadelle und Teil des Organisationsteams der Ehemaligentreffen. Spektakulärstes war sicher das 100-jährige im September 2005, ein Jahr nach der beruflichen in-Ruhestand-Tretung von Wolfgang Gunia, für das er die Federführung übernahm.
Apropos Feder: Diese führte er spitz und mit Bedacht bei seinen zahlreichen Veröffentlichungen etwa zu Themen der Geschichte wie Jülich unter Denkmalschutz, ein Herzogsbuch, Jülich gestern Jülich heute und derzeit für ein Publikation über den Jülicher Friefhof. Geschrieben hat er außerdem über Schule und Politik. Das nächste Thema: Die Politik. Im Januar 1971 nahm er das Parteibuch der CDU und bekleidete fortan fast alle Positionen vom Sachkundigen Bürger (wie aktuell wieder), über Ausschussmitglied, Vorsitzendem und Vize eine Vielzahl von Ämtern in seiner Partei. 14 Jahre lang war vom Rat entsandtes Aufsichtsratsmitglied im Brückenkopf-Park und vertrat die Stadt Jülich im WVER (Wasserverband Eifel-Rur). Dem Zweckverband Schirmerschule gehörte er von Februar 2006 bis zum Dezember 2009 an. 16 Jahre lang war auch 1. stellvertretender Bürgermeister. Nach 31 Jahren, im 80. Lebensjahr, stand Wolfgang Gunia nicht mehr für ein Ratsmandat zur Verfügung. Eine Anekdote verrät der Jubilar in diesem Zusammenhang. Sein Sohn habe am Telefon die Abwesenheit des Familienoberhauptes einmal so erklärt: „Vater ist nicht zu Hause, er ist weg die Demokratie retten.“ Seine Familie und Kinder seien, so ergänzt er, sicher oft zu kurz gekommen.
Wer so geartet ist, der muss gesellig sein. Das Schmunzeln, das Wolfgang Gunia stets zum makellosen Schick trägt, weist ihn zudem als Humorigen aus. Als Vereinsmensch ist er nach eigenem Bekenntnis in fast allen geschichtstreibenden Vereinen Jülichs Mitglied, sowie in drei karnevalistischen: Bei den KG Bretzelbäckere, KG Rurblümchen und der Ulk Selgersdorf ist der Umtriebige Senator. In seinem „Heimatverein“, bei der KG Schanzeremmele Stetternich, ist er inzwischen sogar Ehrensenatspräsident. Darüber hinaus unterstützt er den Förderverein Christuskirche sowie die sozialen Vereine Frauen helfen Frauen und die Kleinen Hände.
Messinghochzeit können Wolfgang Gunia und seine Frau Ingrid im kommenden Jahr feiern. Gemeinsam mit ihr und der Familie wird er aber jetzt erst einmal Stetternich seinen Jubeltag begehen. Um dann, das ist eigentlich sicher, weiterzumachen. Denn, wie formulierte es der Ehrenringträger in seinen Dankesworten: „Am besten ist es, wenn der Inhaber eines Ehrenamtes seinen Lohn darin sieht, dass er überzeugt ist, etwas Sinnvolles, etwas Wichtiges und für die Gesellschaft Nötiges zu tun. Wenn dann noch wie heute Anerkennung von anderen dazu kommt, bestärkt das einen darin, weiter zu machen“.