Auf der westlichen Rurseite begann vor 225 Jahren die französische Armee damit, den Brückenkopf anzulegen. In den Aufzeichnungen des Jülicher Privatlehrers Johann Krantz heißt es dazu: „Den 13. Juni (1799) fingen die Franzosen an, die jenseits der Rur abgepfahlte Festungsarbeit zu unternehmen, und zwar erstreckte sich diese neben der Lindenallee der Landstraße bis an dem in der Nähe der Hasenfelder Weide gelegenen Bertrams Garten, sodann auf der Kirchberger Seite ungefähr in der nämlichen Länge wie auf der Koslarer Seite. Durch die Anlegung dieser Festung gingen schöne Wiesen, Ackerstücke und ein schöner Teil der Jülicher Kuhweide verloren. Das Weggenommene ist aber den Eigentümern von der französischen Regierung bar bezahlt worden. Ungefähr 500 Mann, die aus den verschiedenen Kantonen aufgeboten waren, mussten an diesem Werke arbeiten.“ Die Bauarbeiten wurden jedoch zeitweilig eingestellt, und erst 1802 begann man mit den Maurerarbeiten an der „Rurfestung“, was dann auch mit einer offiziellen Grundsteinlegung verbunden wurde.
Das 800 m lange und 300 m breite Festungswerk mit einer Gesamtfläche von 25 ha entstand parallel zum Fluss in Nord-Süd Ausrichtung. Es war Teil des großangelegten Militärbauprogramms zur Sicherung des seit 1797 faktisch zum französischen Reich gehörenden Rheinlands. Der Brückenkopf sicherte den strategisch wichtigen Rurübergang, die Straßenverbindung nach Aachen sowie die Westflanke der Jülicher Stadtbefestigung und den Stadteingang am Aachener Tor. Des Weiteren war der Brückenkopf gemeinsam mit der 1806 erbauten Schleusenbrücke und den Rurdämmen ein wichtiges Element des um 1804 von den Ingenieuren Marescot und Mallet entwickelten Gesamtverteidigungskonzeptes für die Festung Jülich. Der Grundriss von Mauer und Wall der Brückenkopfanlage bilden die Form einer dreizackigen Krone, woraus sich die Bezeichnung „Kronwerk“ (frz. Ouvrage à couronne) für ein derartiges Festungsbauwerk erklärt.
Wie die meisten modernen Festungsbauten dieser Zeit besteht der Jülicher Brückenkopf aus polygonalen Bastionen und geraden Mauerverläufen, den Kurtinen, genauer gesagt aus zwei Halbbastionen im Süden (Démi-bastion de gauche) bzw. Norden (Demi-bastion de droite) und einer Vollbastion (Bastion du centre) in der Mitte der Anlage. Die bastionäre Festungsanlage umgibt ein 25 m breiter Wassergraben, dem ursprünglich ein zweiter vorgelagert war, der heute noch im Gelände schwach erkennbar ist. Auf der Feldseite befand sich westlich am äußeren Graben ein gedeckter Weg und ein Glacis en crémaillière (gezacktes Glacis). Archäologisch konnte das Vorhandensein einer Kontereskarpe gegenüber der Südbastion nachgewiesen werden, die auch von historischen Plänen bekannt ist. Das eigentliche Festungswerk besteht aus einem bis zu 20 m breiten Erdwall, der grabenseitig von einer 1 m starken und 6 m hohen Eskarpenmauer begrenzt wird. Die Gesamtlänge dieser aus Feldbrandziegeln gefertigten Mauer beträgt in der Abwicklung 930 m.
500 Schießscharten in der Mauer erlaubten den Einsatz von Handfeuerwaffen für den Nahkampf aus einem Defensionsgang hinter der Mauer, der gleichfalls als bombensicherer Kommunikationsweg durch das gesamte Bauwerk dient und heute teilweise frei begehbar ist. Für den Angreifer beinahe unsichtbar befinden sich eingebaut im Wall sieben doppelstöckige Geschützstellungen, sogenannte Hohltraversen (Traverses défensives) aus Ziegelmauerwerk, von denen sechs erhalten sind. Die Hohltraversen erlaubten eine bombensichere Aufstellung von Vorderladergeschützen. Alle Hohltraversen (I–VII) sind zum Schutz vor auftreffenden Geschossen mit einer begrünten Erdabdeckung versehen.
1804 inspizierte Napoleon persönlich den Ausbau der Festung Jülich. Obgleich er noch den Grundstein zu einem gewaltigen Fort auf der Merscher Höhe legte, befahl er kurz darauf die Einstellung bzw. deutliche Reduzierung der Arbeiten. Der Brückenkopf wurde nur noch notdürftig zu Ende gebaut, was man vor allem an der geringer ausgebauten Nordbastion gegenüber dem erreichten Zustand der Südbastion sehen kann. Im Zuge der nordrhein-westfälischen Gartenschau 1998 wurde der Brückenkopf teilweise restauriert. Der dauerhafte Erhalt dieses bedeutenden Zeugnisses französischer Militärbautechnik des Zeitalters der Revolutionskriege bleibt aber eine Herausforderung für die Stadt Jülich als Eigentümerin.