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von Büren & Schenk über Curtis & Moore: Reminiszenzen und Reverenzen zu einer Fernsehserie

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von Büren: In Deutschland ist ja die Serie durch die Synchronisation legendär geworden. Am 11. Juli 1972 ist die erste Folge ausgestrahlt worden, und am 17. September 1971 in England. Das war für damalige Verhältnisse relativ schnell.

Schenk: Superschnell, wenn man bedenkt, wie langwierig damals die ganzen Verhandlungen waren, um Filme oder Serien nach Deutschland zu bringen. Das ZDF hatte ja nur ein bestimmtes Budget. Da musste überlegt werden: Welche Serien kaufen wir überhaupt ein? Und dann musste es eben noch synchronisiert werden.

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von Büren: Und es war damals schon eine kleine Sensation fernsehtechnisch, dass Roger Moore und Tony Curtis zusammenspielten. Roger Moore hatte zwar bereits als britischer Schauspieler eine Fernsehkarriere hinter sich, Tony Curtis hatte zu diesem Zeitpunkt aber noch nie für das Fernsehen gespielt. Das war die erste Serie, und das hat sich der Produzent auch hoch angerechnet, dass er die beiden zusammenbekommen hat. Ich nehme mal an, dass dies das ZDF auch dazu bewogen hat, bei der Serie zuzugreifen, weil eben Curtis ja auch in Deutschland sehr bekannt war, und Moore auch gerade seine Karriere durchstartete, weil James Bond am Horizont aufleuchtete, und man sich einiges davon versprach. Insgesamt wurden 24 Folgen produziert. Die sind aber in Deutschland erst 1994 komplett gezeigt worden auf Kabel1. Im ersten Anlauf, als das ZDF die Serie hat synchronisieren lassen, sind eine Reihe von Folgen weggelassen worden. Das lässt sich im Nachhinein auch nicht mehr so ganz rekonstruieren, wieso weshalb warum. In einer Folge geht es um ein Nazihaus („Die Vergangenheit des Grafen“). Neun Folgen sind damals nicht synchronisiert worden. Zudem waren die Folgen jeweils um die 50 Minuten. Das passte nicht in das Sendeschema. Das heißt, die sind alle um ein paar Minuten gekürzt worden in der Erstausstrahlung.

Schenk: Vor allem in der Zweitausstrahlung, weil dann etwa fünf Minuten weniger zur Verfügung standen, weil sich 1984 das Sendeformat geändert hatte.

von Büren: Dann hat Kabel1 die Rechte erworben und die Folgen rekonstruiert und die restlichen Folgen nachsynchronisiert. 1994 sind sie dann zum ersten Mal gesendet worden. Das ist aber überhaupt nicht an die große Glocke gehangen worden. Von der Synchronisation her war es dasselbe Team („Deutsche Synchron KG Karlheinz Brunnemann“). Aber es wird dadurch deutlich, dass ein paar Sachen einen Zeitbezug hatten, die Anfang der 70er Jahre noch keiner wissen konnte.

Schenk: „Oh, Glatznost!“

Schenk: Roger Moore stammte natürlich aus der Serie „Simon Templar“, im Original „The Saint“. Da gab es eine Proto-Folge, die ich selber noch nicht gesehen habe, die auf der neuen HD-Blu Ray Box dabei ist…

von Büren: „Ein Texaner in Monte Carlo“, im Original „The Ex-King of Diamonds“. Und da spielte Stuart Damon mit, der Craig Sterling in der 60er Jahre Serie „The Champions“ verkörperte. Da hatte der Produzent das Konzept schon mal ausprobiert und festgestellt, dass es funktioniert.

Foto: kochfilms.de

Schenk: Die Mär besagt, dass die Produktionsfirma eine Liste mit Namen von amerikanischen Schauspielern aufgesetzt hätte, und ganz oben hätte „Tony Curtis“ gestanden. Der hat dann zugesagt. Aber das ganz Besondere daran ist, dass es nicht nur seine erste Fernsehserie war, dass ein Kino-Star in einer Fernsehserie auftauchte, was damals wohl ein No-go darstellte, weil es einen Werteverlust für das Kino bedeutete. Man ging erst ins Fernsehen, wenn man auf der großen Leinwand keine Zuschauer mehr zog und womöglich gänzlich „Kassengift“ war. Er hatte es trotzdem gewagt und war damit Wegbereiter für ganz viele andere, die dann folgten. Ganz Große wie James Stewart, Rock Hudson oder Robert Mitchum, die dann in TV-Serien tragende Rollen übernahmen.

von Büren: Tony Curtis konnte ja Deutsch, er hatte deutsche Vorfahren…

Schenk: Er hat wohl Jiddisch gesprochen und in den ersten sechs Jahren auch Ungarisch und hatte später auch eine deutsche Frau, Christine Kaufmann, mit der er auch zwei Töchter hatte…

von Büren: … und da konnte er auch ein bisschen Deutsch. Er hat dann die deutsche Synchronfassung gesehen und fand die auch richtig gut und wollte die Serie auch weiter produzieren mit Drehbüchern des Synchronisationsteams, was dann aber nicht funktioniert hat.

Schenk: Er war wohl auch bereits in Verhandlungen mit Rainer Brandt, damals noch bei Karl-Heinz Brunnemann, später hatte er eine eigene Firma gehabt. Dazu ist es leider nicht gekommen. Da gibt es unterschiedliche Versionen. Von Brandt selber ist kolportiert worden, dass sich Moore und Curtis wohl nicht gut leiden konnten aus verschiedenen Gründen. Aber es wird auch eine ganz große Rolle gespielt haben, dass eben Roger Moore dieses Super-Angebot als nächster James Bond hatte, den er schon ab 1973 gespielt hat.

von Büren: Da konnte er nicht parallel so eine Fernseh-Serie machen.

Schenk: Was auch schon in der ersten Synchronfassung mit eingeflossen ist. Lustigerweise gibt es auch in einer Folge, „Der Mann mit dem Köfferchen“…

von Büren: …das ist eine meiner Lieblingsfolgen…

Schenk: …wo der Koffer aufgeht, der falsche Koffer…

von Büren: …und ganz viele Ian Fleming-Romane drin sind.

Schenk: Was zu dem Zeitpunkt wahrscheinlich noch nicht klar war, obwohl ganz deutlich unter „On Her Majesty’s Secret Service“ „Live and let die“, der erste James-Bond-Film, in dem Roger Moore mitspielt, zu erkennen ist. Das Interessante ist, dass der Regisseur dieser Folge, Peter Hunt, auch Regisseur von „Im Geheimdienst Ihrer Majestät“ („On Her Majesty’s Secret Service“) war. Dem Film, in dem Roger Moores Vorgänger George Lazenby seinen einzigen Einsatz als James Bond hatte. Danach kam Sean Connery für „Diamantenfieber“ zurück, ehe Roger Moore dann selber als James Bond angetreten ist.

von Büren: Die Serie wurde mit einem hohen Anspruch produziert, gerade für die damalige Zeit. Es gab einen großen Anteil Außendrehs, eigentlich für damalige Serien sehr untypisch. Sei es, dass man in England selber gedreht hat, sei es, dass man in San Tropez gedreht hat. Das machte die Serie so besonders. Gerade die US-amerikanischen Serien waren oft zu 100 Prozent Studioproduktionen. Da ist man hier einen anderen Weg gegangen. Das machte die Produktion ja auch so aufwändig und so teuer, dass man an den Originalschauplätzen gedreht hat. Und der hohe Anspruch an die Darstellerriege. Es waren die damals führenden Schauspielerinnen und Schauspieler, die in englischsprachigen Filmen auftraten.

Schenk: Aber das war auch der Grund, warum sie ausländische Finanzgeber brauchten, und das waren in erster Linie US-Amerikaner. Und dort ist die Serie überhaupt nicht gelaufen.

von Büren: Weil sie dann doch am Ende zu europäisch war. Oder zu britisch, sagen wir mal so. Sie entstand schon bewusst mit diesen anderen Schauplätzen Skandinavien, Osteuropa, Frankreich, Italien – da sind ja auch Sequenzen, da hat man schon gemerkt: Das war für den europäischen Markt grundsätzlich produziert oder gedacht, dass man Anknüpfungspunkte findet. Aber schon allein dieser Clash of Culture zwischen dem versnobten britischen Adeligen auf der einen Seite und dem US-Amerikaner, da fehlte in Amerika der Resonanzraum für. Ich kann mir gut vorstellen, dass die Fallhöhe, die die Serie mitunter auslotet, das durchschnittliche US-Publikum überhaupt nicht verstanden hat. Da muss man schon wissen: Was ist das Oberhaus? Diese Dinge werden im Grunde genommen vorausgesetzt.

Schenk: Ich stimme Rainer Brandt nicht in allem zu, (der die Serie im Original als stinklangweilig bezeichnete). Es war schon eindeutig als Comedy-Action-Serie konzipiert und inszeniert worden. Sie war auch ein relativer Erfolg in Großbritannien, aber eben nicht so sehr wie in Deutschland. Das hängt natürlich mit der Synchronisation zusammen. Eindeutig. Hätte man eine ähnliche Synchronisation in den USA gehabt, ich glaub, dann wäre es auch ein größerer Erfolg geworden.

von Büren: Das hätte vielleicht besser funktioniert. Ich glaube, die Produzenten hatten dann doch ein bisschen Angst vor der eigenen Courage. Klar ist dieses Comedyhafte schon angelegt, in einer Folge, wo Tony Curtis als Frau auftritt.

Schenk: Eine Anspielung auf „Some like it hot“…

von Büren: Genau. Das hat man schon gewagt, aber ich glaube, dass im Original schon der ernste Tonfall überwogen hat. Das hat dann nicht immer funktioniert.

Schenk: Das Problem, das ich gesehen habe: Die Originaldialoge waren schon sehr understatement-britisch. Das funktionierte ja schon in Deutschland nur bedingt. Rainer Brandt sagt in einem Interview, ich sag mal: Das war stink langweilig. Ganz so war es nicht, aber es kam teilweise so rüber. Er selber hat weite Teile 1:1 rübergebracht. Aber er hat on Top noch dieses Schnodderdeutsch reingebracht, das er erfunden hat, und das ist natürlich das, was es ganz besonders macht. Sonst wäre es nur eine Serie wie viele andere gewesen.

von Büren: Das bleibt sicherlich das Alleinstellungsmerkmal. Im Grunde genommen ist ein Teil dieser Fälle so absurd in der Konstruktion. Das ist überhaupt nicht realistisch. Das ist ja auch so ein Grundzug: Die beiden sind gekennzeichnet als Leute, die zu viel Zeit haben, das ist ja auch der Ansatz, dass Richter Fulton auf sie kommt. Sie haben die Freiheit, sind ungebunden, können sich in Abenteuer stürzen und müssen der Gesellschaft etwas zurückgeben. Das ist fast schon ein sozialistisch-kommunistischer Ansatz, der dahintersteckt. Aber bis darauf, dass Danny Wilde eine Straßenkarriere in der Bronx hinter sich hat, sind sie in keiner Form Spezialisten in Ermittlungen oder Einbrüchen oder sonst was. Sie treten da ja auch sehr laienhaft auf, und manche Dinge gelingen ihnen eher zufällig. Da wird auch immer wieder mit gespielt. Es gibt den einen Fall, wo Danny Wilde ein Fenster einschlagen will und mit Rübenkraut und Zeitung rummatscht, damit das Glas nicht zerspringt, und das funktioniert dann nicht. Und Lord Sinclair öffnet das Fenster einfach, weil es nicht abgeschlossen ist, und solche Sachen.

Schenk: Aber daran sieht man, dass es schon als Comedy konzipiert war. Beim nochmaligen Ansehen habe ich festgestellt, dass die Figur des Brett Sinclairs doch sehr detailliert herausgearbeitet worden ist, viel mehr als die von Danny Wilde. Danny Wilde stolpert in die Geschichten rein. Er wird teilweise verwechselt oder sagt irgendwas, das zufällig das Codeword ist.

Foto: kochfilms.de

von Büren: Man muss auch sehen: Er ist nicht in seinem Habitat, um es mal biologisch auszudrücken. Gerade die Folgen, die in England spielen, sind ja immer in der Lebenswirklichkeit von Lord Sinclair, und er ist der Außenseiter, der dazukommt. Nur wenn sie so jetsethaft durch die Weltgeschichte turnen, ist es etwas anders. Aber selbst da ist es häufig so, dass Danny Wilde sich nicht wirklich zu benehmen weiß oder ganz bewusst raushängen lässt, dass ihm das jetzt über ist. Es gibt ja nur eine Folge, als er einen alten Freund trifft, wo so ein bisschen seine Vergangenheit aufscheint.

Schenk: „Angie Angie“ oder „Festival der Mörder“…

von Büren: Sonst gibt es ja kaum bis auf ein paar Frauen, die mal auftauchen, Personen, die Danny Wilde kennen, während Brett Sinclair ständig irgendjemanden trifft, der ihn kennt.

Schenk: Bei Brett Sinclair lernt man einen Teil der Familie kennen. Die wird sogar größtenteils gemeuchelt bei „Adel vernichtet“ (A Death in the Family). Eine wunderbare Geschichte, die gleich auf zwei klassische Motive anspielt, einmal auf „And then there were none“ von Agatha Christie und den Film „Adel verpflichtet“ mit Alec Guinness, wo ein Nachkömmling alle Verwandten vor ihm umbringt. Diese werden von Alec Guinness dargestellt. In „Adel vernichtet“ werden dementsprechend einige Verwandte von Roger Moore gespielt. Man erfährt auch etwas über seine Motivation. So erzählt Lord Brett Sinclair Joan Collins, die später als Denver-Biest bekannt geworden, in „Drei Meilen bis Mitternacht“ (Five Miles to Midnight), dass er nach einem Autounfall keinen Sinn mehr im Leben sah und dass Richter Fulton im durch diesen Job wieder einen solchen Sinn gegeben hätte. Was etwas merkwürdig ist, weil Sinclair so viele Verbindungen besitzt, die von verbrecherischen Kräften auch ausgenutzt werden, oder er hat sich in einer Folge extra ein eigenes Telefon einrichten lassen hat, weil er jemandem bei der Aufklärung eines Wirtschaftsverbrechens helfen will. Dieser hat als einziger die Nummer dieses Telefons. Also scheint Lord Sinclair viele Kontakte zu haben. Das könnte sich natürlich alles in dieser Zeit entwickelt haben. Es wird ja nicht gesagt, über wie viele Monate oder sogar Jahre sich die Geschichte hinzieht.

von Büren: Die Serie ist ja auch ein Stück zeitlos.

Es wird angedeutet beispielsweise durch jahreszeitliche Wechsel, dass da schon ein größerer zeitlicher Bogen drinsteckt. Die Fälle sind ja auch ungefähr 50:50, in denen Richter Fulton sie auf etwas ansetzt beziehungsweise sie mit ihm in Berührung kommen oder, dass sie unverschuldet in die Ereignisse hineinstolpern. „Der Mann mit dem Köfferchen“ ist so ein klassisches Beispiel.

Schenk: Da stolpert auch wieder Danny hinein, der zufällig besagten Koffer an sein Handgelenk bekommt und ihn nicht mehr los wird. Dann ist er plötzlich der Gejagte. Das ist Danny Wilde. So ist er wahrscheinlich auch zu seinen Vermögen gekommen und so ist er sie wohl auch wieder losgeworden. „Several fortunes“, wie es im Original heißt.

von Büren: Es muss schon deshalb über einen längeren Zeitraum spielen, weil in einer Folge Lord Sinclair entführt und einer Gehirnoperation unterzogen wird. Da ist er für mehrere Wochen weg vom Fenster und kehrt dann wieder und ist umprogrammiert, um einen guten Freund zu ermorden.

Schenk: Spoiler! Es wird suggeriert, dass von ihm ein Doppelgänger angefertigt worden ist, und er ist dann eigentlich selber der Doppelgänger. Für ihn passiert das einen Tag später, und sein Freund Danny sagt ihm, es sind schon so und so viele …

von Büren: … Wochen vergangen. Insofern spielt die Serie sicherlich über einen Zeitraum von mehreren Jahren. Allein die Folge, in der sich Danny ein Haus kauft und umbaut. Das sind keine Dinge, die jede Woche passieren. Es wird auch nicht auserzählt, aber sie sind sich ja zwischendurch eine geraume Zeit nicht begegnet und treffen sich dann wieder aus irgendwelchen Gründen.

von Büren: Man muss schon sagen, dass die Serie einerseits legendär ist, aber andererseits kann eine jüngere Generation, die, sagen wir mal, ab 1990 geboren worden ist, mit der Serie nichts anfangen. Sie ist zwar ab und an wiederholt worden, aber nicht so häufig wie andere Serien, die immer wieder mal gesendet werden. Im bundesrepublikanischen Gedächtnis ist sie vor allen Dingen durch die Erstausstrahlung in den 70er Jahren, weil sie eine Revolution darstellte. Es gab damals ja nur drei Programme, und dann kam da so ‘ne Serie. Und die Wiederholungen in den 80er Jahren ist im Gedächtnis geblieben. Wie die Loriot-Sachen, die sich rauswachsen, ist das hier auch.

Schenk: Die Serie hat immer noch einen festen Fan-Stamm, auch jüngere Menschen erhalten einen Zugang, aber sie hat natürlich nicht mehr diesen Impact, man kann sich nicht mehr vorstellen, was sie mal bedeutet hat. Man ging am nächsten Tag auf den Schulhof, hat am Vorabend „Die 2“ gesehen, und die Sprüche gingen rum. Und das war nicht nur mal in einer Sendung irgendein Spruch, sondern Du kamst fast nach jeder Folge mit einer Handvoll von Sprüchen, und ein anderer konnte etwas dagegensetzen. Das lässt sich heute nicht mehr nachvollziehen.

von Büren: Andererseits muss man sagen: Auch wenn die Serie zeitlos wirkt, ist sie, was die Autos angeht, die Mode klar in diesen Zeitraum Ende 60er / Frühe 70er verortet und ist daher auch ein hervorragendes Zeitdokument für das, was zu diesem Zeitpunkt als einerseits modern und chic, aber andererseits eben auch als distinguiert galt. An ein paar Stellen wird angerissen, dass es eine rebellische Jugend gibt, aber die taucht nicht wirklich auf. Es scheint im Hintergrund auf, wenn sie zum Beispiel in die Disco gehen, um zu tanzen.

Schenk: Da würde man heute sagen:

Jetzt kommen die schon zum Sterben her.

von Büren: Das Frauenbild changiert auch. Sie sind beide keine Kostverächter, haben immer Gespielinnen oder Freundinnen, sind ungebunden, nicht verheiratet. Es schwingt ja immer mit, dass vor allem Brett eigentlich auf dem Heiratsmarkt hochbegehrt ist, dass es genügend Frauen gäbe, die ihn gerne heiraten würden. Er bleibt da aber der Junggeselle. Es gibt aber schon auch den emanzipierteren Frauentyp. Es werden da schon bestimmte Rollenklischees durchgespielt, aber am Ende ist es ist jetzt doch nicht so, dass der zeitgenössische gesellschaftliche Hintergrund so wirklich durchschlägt.

Schenk: Was fehlt noch?

von Büren: Die Sprüche an sich. Einer der genialsten ist, als Lord Sinclair in der Oberhaus-Kluft auftaucht, und Danny Wilde sagt: „Oh, der Herr Melin / Hermelin persönlich!“ („Und den Herrn, den er da umhat, den Hermelin!“)

Schenk: Wunderbar. „Wenn Du kochen könntest, würde ich Dich heiraten. Lass mich Deine Schleppe schleppen.“ Da muss ich Rainer Brandt recht geben: Tony Curtis ist halt ein Vollblut-Comedian. Was er allein an Mimik drauf hat… Das ist unglaublich! Er hat ja so eine Körpersprache…

von Büren: Er hat ja auch diesen beschwingten Gang immer drauf, während Roger Moore immer sehr gesetzt durch das Setting läuft. Er zeigt allein damit, dass er das Leben nicht ernst nimmt. Er eckt ja dadurch an, dass er in den ganzen Situationen, in denen er sich bewegt, selbst wenn es um sein Leben geht, nimmt er das nicht wirklich ernst. Er zieht immer so eine Ebene ein, als ob er auf Distanz zu dem geht, was er gerade macht.

Schenk: Aber gleichzeitig fehlt ihm jegliche Fluchtdistanz. Er geht teilweise wirklich auf Körpernähe im Gegensatz zu dem britischen Gentleman und noch dazu Adeligen, der möglichst keine Berührungen hat. „Die Ozerov Juwelen“ fällt mir da als besonderes Beispiel ein, wo Brett Sinclair formvollendet den Handkuss gibt. Danny Wilde gibt der wundervollen Gail Cooper nicht nur einen Wangenkuss, sondern gleich einen Kuss auf den Mund. Er geht permanent auf Körperkontakt in Situationen, in denen man es eigentlich nicht macht. Er spielt mit der ganzen Palette des Comedians und er hat auch viele Szenen, die einfach auch nonverbal stattfinden. Das war prädestiniert für das Synchronstudio, da einen Dialog aus dem Off zu schaffen und einfach drüberzusetzen. Und das war wunderbar. Das passt wie Faust aufs Auge.

von Büren: „Sekunde, da will noch ein Hirsch mit.“

„Mir schwelgt da eine Frage im Gebeiß.“ Es sind meist Sprüche von Danny Wilde.

Schenk: Da muss man zu sagen: Rainer Brandt hat Tony Curtis als Danny Wilde gesprochen, war wohl vorher nicht der Synchronsprecher von Tony Curtis, aber ab diesem Zeitpunkt hat man ihn wohl immer wieder genommen.

von Büren: Dann der schöne Spruch: „Dir fällt schon der Staub aus der Kapuze.“ „Na, hock’ ich denn im Spargel?“ „Tritt ein und bring den Dings mit rein.“ „Locke mit ‚s‘ wie ‚Feger’.“ „Schöne Tapete haben Sie an. Selbstgemalt?“

Schenk: Da ging auch vieles in das Allgemeindeutsch über. „Zimmerflak“ oder „Engelmacher“ für die Pistole.

von Büren: Oder wenn einer niest, sagt Wilde: „Immer raus in die freie Natur!“ „Kleidsamer Fußsack. Selbstgehäkelt? Ja, katholisch Mufflon in karamell-blau.“ Dann Dannys Anreden an Lord Brett Sinclair: Durchlocht, Merkwürden, Durchschlaucht oder eben Eure Lochschaft.

Schenk: Die haben sich teilweise auch selbst auf die Schippe genommen: „Du musst etwas schneller werden, sonst bist Du nicht synchron.“

von Büren: Es war wohl auch so, dass die Folgen immer relativ kurz vor der Ausstrahlung im Deutschen synchronisiert wurden. An einer Stelle ist wohl sinngemäß gesagt worden: Da hat einer ans ZDF geschrieben. An einer Stelle wird wohl auch gesagt: „Hoffentlich halten Sie mit den Sprüchen die ganze Folge durch.“ „Ich glaub, mich tritt ein Pferd“ ist, glaube ich, durch die Serie bekannt geworden.

Schenk: Vielleicht noch ein Schlusssatz?

von Büren: Ja, DVDs kaufen und gucken!

Schenk: Wer es komplett haben will mit allen Infos, kauft die Blu Ray Box.

Die TOP3 von Guido von Büren:
1. Schwesterchens Muttermal (Overture)
2. Der Mann mit dem Köfferchen
3. Adel vernichtet

Die TOP3 von Arne Schenk
1. Schwesterchens Muttermal
2. Adel vernichtet
3. Das Alptraumschlösschen / Das Geheimnis von Greensleeves


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