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Niklas Cruse

Zurück zu Hause im Rheinland: Ein Geschäftsführer mit Doktortitel leitet das Krankenhaus Jülich.

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Dr. Niklas Cruse. Foto: la Mechky plus
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Äskulapstab oder Abakus? Welches Accessoire passt besser zum Titel? Dr. Niklas Cruse, neuer Geschäftsführer des Krankenhauses Jülich, muss nicht lange überlegen. Beides passt zur Aufgabe. „Herr Doktor“ ist zwar kein Mediziner, sondern promovierter Betriebswirtschaftler, doch Medizin im Dienst der Menschen und Betriebswirtschaftslehre sind keine Gegensätze, müssen sich nicht ausschließen.

Die Frage, welche Rolle eigentlich der Mensch trotz aller Reformen, trotz Kostendrucks und Fachkräftemängel im Gesundheitssystem spielen sollte, ist für ihn gar keine Frage. „Der Mensch ist das zentrale Element. Seine Bedürfnisse dürfen nie außer Acht gelassen werden“, sagt Niklas Cruse. Das gilt für Patientinnen und Patienten ebenso wie für die gesamten medizinischen und pflegerischen Teams sowie alle Menschen, die mit dem Krankenhaus zu tun haben.

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„Ich möchte stets nah an den Menschen sein“, sagt der Medizin-Manager, der seinen Zivildienst bewusst in einem Krankenhaus geleistet hat. In einem Schlaflabor unterstützte er den Chefarzt der Neurologie, arbeitete aber auch ganze Schichten in der Pflege mit. Auch wenn damals nicht absehbar war, dass Cruse in seiner späteren Karriere 15 Jahre als Klinikgeschäftsführer bei einem großen privaten Träger arbeiten würde und Krankenhäuser aller Größen leitete, war diese Zeit prägend für ihn, auch eine starke Erdung. „Ich hatte zum einen viel freie Hand bei der Organisationsarbeit – aber auch alle Hände voll zu tun in der Basispflege. Direkt nach dem Zivildienst war für mich klar: Wenn ich später einmal in einer leitenden Funktion sein werde, darf ich den einzelnen Mitarbeitenden nie vergessen, ich muss mir die Zeit nehmen, mich im Tagesgeschäft der einzelnen Bereiche einzubringen.“ Einen Vorsatz, den er auch für seine Aufgabe in Jülich gefasst hat. Dass er die ersten zwei Wochen im Amt fast ausschließlich genutzt hat, um das Haus in Gänze kennenzulernen, ist mehr als nachvollziehbar.

Anfang September wechselte Dr. Niklas Cruse aus dem Klinikum Hann.Münden nach Jülich. In der beruflichen Vita des promovierten Diplom-Kaufmanns stehen zwei Jahre als Assistent der Geschäftsführung des Medienunternehmens Bertelsmann, vier Jahre als Mitarbeiter des AOK-Bundesverbands und 17 Jahre als Klinikgeschäftsführer, der Übergangs- und Transformationszeiten begleitet hat. „Solche Aufgaben kann niemand alleine meistern. Es bedarf immer eines Teams“, bedankt sich Cruse für die Arbeit von Interimsgeschäftsführerin Julia Disselborg und dem Team. Jülich sei ein Haus mit einer „tollen Grundvoraussetzung“, sagt Cruse, einem Bürgermeister, „der für das Thema brennt“ und einem „hervorragend besetzten Aufsichtsrat“. Niklas Cruse: „Ich lerne das Haus und die Menschen noch kennen, habe aber ein sehr positives Grundgefühl.“ Er komme nicht als Sanierer, der mal flott kalkuliert und x Prozent Personal freistellt, sondern als Partner für eine Neustrukturierung, die dem Haus eine solide Basis für die Zukunft geben soll.

Privat bringt der Wechsel nach Jülich klare Vorteile. „Endlich wieder ein rheinländisches Haus“, freut sich der Karnevalist, der sich nun wieder die Narrenkappe aufsetzen kann, ohne schief angeschaut zu werden. Zusammen mit seiner Frau lebt er seit 20 Jahren in Düsseldorf. Die gemeinsamen Kinder sind 14 und 17 Jahre alt. „Ich war in den vergangenen Jahren viel unterwegs und habe große Teile der Woche in anderen Städten gelebt. Unser Lebensmittelpunkt als Familie war aber immer das Rheinland“, betont er. Er freut sich, wieder mehr Zeit für die Menschen in seiner nächsten Nähe zu haben, aber auch mit dem Familienhund spazieren zu gehen. Auch bei den Hausaufgaben wird seine Unterstützung nun sicherlich öfter nachgefragt werden: Papas Spezialgebiete sind Mathe, Englisch und Geschichte. „Ich bin ein Familienmensch, möchte die Kinder auch erleben“, sagt Niklas Cruse, der auch als Manager Urlaub und Wochenende seiner Teammitglieder respektiert, damit echte Erholung und ein Abschalten vom Job möglich sind. Es sei denn, es brennt, also in echten Notfällen. Und eine kleine Eigenheit hat der neue Chef: „Ich bin so strukturiert, dass ich für mich alles abarbeiten muss“, sagt er. Sollte er also nachts und am Wochenende schon einmal Mails verschicken, erwartet er nicht, dass diese vor Montagmorgen gelesen oder gar beantwortet werden. „Freizeit mit der Familie ist kein Kann, sondern ein Muss“, findet Niklas Cruse. Die Zeit ist wichtig, um sich wieder zu sammeln, um Energie zu tanken, auf neue Gedanken zu kommen.

Wichtigster Eintrag im Terminkalender des Geschäftsführers am Sonntag ist „Väter-Söhne-Fußball am Rhein“, eine lockere Runde, die Cruse seit Jahren mit organisiert. Neuerdings drückt er auch selbst wieder die Schulbank und lernt Italienisch. „Ich möchte im Urlaub im Restaurant auch mal selbst auswählen dürfen, was ich gerne essen würde“, sagt er augenzwinkernd.

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Stephan Johnen
Kein Muttkrat, aber im Besitz einer Landkarte. Misanthrop aus Leidenschaft, der im Kampf für Gerechtigkeit aus Prinzip gerne auch mal gegen Windmühlen anreitet. Ist sich für keinen blöden Spruch zu schade. Besucht gerne Kinderveranstaltungen, weil es da Schokino-Kuchen gibt, kann sich aber auch mit Opern arrangieren.

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