Start Galerie Galerie 2023 KG Ulk feierte Abschied, einen Präsidentenazubi und viele Emotionen

KG Ulk feierte Abschied, einen Präsidentenazubi und viele Emotionen

Eine Familienfeier, wie sie sein soll: Freundschaftlich, herzlich, mit vielen Gästen – 700 in diesem Fall – und mit ebenso vielen Emotionen. So beging die KG Ulk 1902 ihr 121. Jähriges Bestehen in der Kulturmuschel. Dass es das höchste närrischen Festjahr ist, macht erst die mathematische „Umformulierung“ 11 x 11 sichtbar.

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Von Präsident zu Präsident: Jörg Bücher (r) gibt nach 22 Jahren das Amt an Peter Plantikow ab. Foto: Ariane Schenk
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Es war eine „Gala“ im wahrsten Sinne, oder wie es Martin Schopps charmant formulierte: „Selten habe ich so viele gutaussehende und gut gekleidete Menschen gesehen.“ Ebenso hochkarätig besetzt waren das Show-Programm, und der eine Ausrutscher, der nicht so zündete, war schnell singend und schunkelnd vergessen. Und immer war wie ein Mantra an diesem Abend der Satz zu hören: „Et is so schön! Endlich wieder Fastevlovend!“

Viele besondere Momente wurden an diesem Abend gefeiert. Da gab es das grandios, tänzerisch und akrobatisch virtuosen Traditionskorps der Ehrengarde Köln, das ebenso wie die „Ulk“ sein 11 x 11. Jubiläum feierte. Regimentstochter Anna Sophia Dahm wirbelte in ihrer Abschiedstournee durch die Muschel-Höhen, die Kadetten kamen sogar zweimal zu Zug. Am Ende gab es einen Orden für Jülicher Präsidentenduo, obwohl das normalerweise nie bei „gebuchten“ Auftritten der Fall ist. So schweißen sich Jubilare aneinander. Die Freundschaft währt schon fast sechs Jahrzehnte: Präsident Jörg plauderte aus dem Nähkästchen und erzählte, dass das Fanfarenkorps schon 1965  in Begleitung der KG Ulk  im Jülicher Kengerzoch dabei war, wie im Sessionsheft nachzulesen sei.

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Mit dem visionären Satz: „Bei Euch alles gut? Das werden wir ändern“ eröffnete Markus Krebs seinen Redebeitrag. Nicht so recht zünden wollten die eher derben Witze, aber wie sagte es so treffend Jürgen B. Hausmann, der in gewohnt spritziger Manier Nostalgiegefühle weckte und begeisterte: „Hier ist ein intelligentes Publikum – für die Stimmung ist ein dööveres besser.“ Dass das durchaus nicht zutrifft, stellte Martin Schopps unter Beweis. Er lieh sich nicht nur – in leicht aktualisierter Form – die Reime seines Vaters, Fritz alias „Rumpelstizje“, um zu erläutern, warum es auch vor dem Hintergrund der vielen Katastrophen richtig ist, Karneval zu feiern. Er sorgte mit seinem interaktiven Song-Quiz mit dem Publikum für spontanes Mittun und reichlich herrliche Stilblüten. So viel sei verraten: Quiz-Stufe 2 erreichte das Publikum nicht – das (er)trug das Ergebnis allerdings mit hörbar viel Spaß. Und sichtbar: Bei jedem Tusch – gespielt von der Ted Borgh Band alias „Oyster Charts und seine Swinging Jakobsmuschel“, wie Präsident Jörg ulkte – wirbelte das Ulk-Emblem als Lichterspiel an der Muschelwand.

Dass die Stimmung immer wieder auf Partystimmung hochkochte, dafür sorgten die wirklich großartigen Musikbeiträge von Lupo, Rabaue und zum Finale Kuhl un de Gäng. Sie läuteten nach der Gala-Sitzung das Gala-Tanzfest ein, das bis tief in die Nacht dauerte, wie man hörte.

„Wir fange vorne an und höre hinge up“, hatte der scheidende Präsident Jörg Bücher eingangs versprochen. Nicht unerwartet kam es so. Im Verlaufe der Sitzung sollte Jörg Bücher vom amtierenden zum „Ehrenpräsidenten “ werden und nach der Pause  seinem Nachfolger Peter Plantikow den Platz freimachen. Dieser nannte sich selbst scherzhaft „Präsidentenazubi“ und erbat die Unterstützung der „Ulk-Familie“ der er ab sofort vorstehen wird. Die zögerte nicht und folgte und dann kam der von Präsident Peter vermutlich in Zukunft noch oft verwendete „Schlachtruf“: „So kann ich arbeiten!“

Mit „Hätz“ und viel „Geföhl“ fand diese Ämterübergabe statt, ein interfamiliärer Generationenwechsel. Wie sich das gehört war er mit viel Dank verbunden: Senatspräsident Thomas Gissler führten den Wechsel ein und dankte dem Präsident Jörg Bücher, der es geschafft habe, die KG Ulk an die neue Generation heranzuführen. Diese machte lautstark auf sich aufmerksam und feierte auf den Stühlen stehend die alten und neuen Vorstände. Alt-Schatzmeister „Krauser“ übergab seinem Nachfolger „Rütti“ einen Glückscent, in der Hoffnung, dass die Konten immer positiv geführt würden und – sollte es mal knapp werden – dieser Cent zumindest übrig bleiben würde. Er entließ ihn mit der Aufforderung: „Zahl ihn morgen ein!“

„Literat kommt von schreiben, nicht von sprechen“ und trotzdem ergriff nach 21 Jahren Jürgen – Jo-Jo – Elsen nach diesem einführenden Satz das Wort zum Abschied. Er ließ seine Amtszeit Revue passieren, in der er sich nie auf einen „Ring“ oder „Agenturen“ verlassen habe, er dankte Blumenarrangeurin Nicole Jansen, und Bandleader Charlie „Cartier“, der seit 1970 die „KG Ulk“ bei den Sitzungen begleitet, ebenso wie Zeremonienmeister Frank Müller: „Du warst die Konstante meiner Programm“ und schloss mit den Worten: „Ulk ist tolerant, Ulk verbindet, macht Bock auf Feiern und hilft auch in schweren Stunden“.

Zuletzt und sehr bescheiden verabschiedete sich Jörg Bücher –  in der Muttersproch, wie es sein Vater Heino von ihm sicher erwartet hatte. Er dankte seiner Familie und ausdrücklich seiner Frau, mit er seit 22 Jahren „auf Distanz“ Karneval gefeiert habe.  „Dat is jetzt vorbei, ich bin jetzt immer ganz no bei Dir“. Die Übergabe der Kette an Peter Plantikow sei für ihn nicht nur ein symbolischer Akt, sondern ein besonderer Moment. Präsident Paul Johnen habe diese Kette am 29. Januar 1966 zum ersten Mal im Viktoriasaal getragen, dem Tag seiner Geburt. Präsident Peter gab er den Rat mit, dem ihm einst Wilhelm Ningelgen ins Buch geschrieben hätte: „Kick, datt Du immer jenuch und die richtigen Leut um Dich erum hast.“ Und darüber hinaus, solle er nie mehr sein wollen, als er wäre und sich auf seine Stärken besinnen. Den Liedtext von Wicky Junggeburth „Dat is Karneval“ zitierend endete er mit den Worten „Tschö zesamme“.

Die ultimative „Lobhudelei“ brachte allerdings der Ulk-Chor auf die Bühne, der eigentlich immer der Höhepunkt jeder Ulk-Sitzung ist. Diesmal initiierten sie die Kulisse eines Boxkampfes – allerdings mit drei Ecken. Sie holten sich die scheidenden Vorstände Bücher, Elsen und Kraus auf die Bühne. Fulminant ins Licht gesetzt: Der Box-Ansager Ferdi Wagemann. Und ebenso aufsehenerregend: Undine Fuchs, die als Marilyn Monroe-Double statt „Happy Birthday“, „Farewell, Mr. President“ für  Jörg Bücher sang, was dieser mit großer Rührung quittierte. Als schließlich der 700-Kopf-starke-Ulk-Familienchor mit in den Flippers-Song “Wir sagen Dankeschön” einstimmte war das sicher der bewegendste der bewegenden Momente an diesem Jubiläumsabend.

Fotos: Dorothée Schenk & Ariane Schenk


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