Start Hintergrund Laudatio: Museumsteam – Museum Zitadelle Jülich

Laudatio: Museumsteam – Museum Zitadelle Jülich

Von Carlo Aretz

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Carlo Aretz. Foto: Arne Schenk
Carlo Aretz. Foto: Arne Schenk
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Sehr verehrte Damen, sehr geehrte Herren,
liebe Freunde des Museums Zitadelle Jülich,

eigentlich wollte ich meine Rede mit dem Satz beginnen „Es bereitet mir großes Vergnügen, hier zu sein“.

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Das entspricht zwar durchaus der Wahrheit, aber dann fiel mir ein, dass schon Winston Churchill meinte, dass diese Worte nicht glaubwürdig sind, wenn ein Redner sie verwendet. 

Für sich selbst hat er dies britisch-lakonisch so formuliert: ‚Es gibt nur wenige Tätigkeiten, die mir großes Vergnügen bereiten – und Reden gehört nicht dazu.‘

Lassen Sie mich deshalb sagen – ganz ohne Vergnügen: Ich freue mich, heute hier zu sein“ – und das ist in erster Linie der Tatsache geschuldet, über wen und was ich hier und heute rede, ja reden darf.

Es geht um die Preisträger des Stadtmarketingpreises 2019. Und Preisträger ist in diesem Fall in der Tat nicht eine einzelne Person, der Plural ist richtig und zutreffend. Diese kurze Laudatio gilt schließlich einer kompletten Mannschaft – dem Team des Museums Zitadelle Jülich.

Vor einigen Wochen hat man mich gefragt, ob ich mir vorstellen könnte, diese Laudatio zu übernehmen. Bevor ich dazu schließlich ja gesagt habe – denn eine solche Ehrung ist für alle Beteiligten eine bedeutsame Angelegenheit, habe ich über eine ganze Reihe von Aspekten erst mal ein wenig nachgedacht:

Zum Beispiel: Was führt man in den wenigen Minuten über so viele Menschen, die so wichtig sind, ins Feld – an Eigenschaften, an Begebenheiten, an persönlichen Begegnungen und Erfahrungen. Wie trifft man den richtigen Ton, wenn man sich über Menschen äußert, denen man wie selbstverständlich im Alltag begegnet und deren herausragende Leistung man aber oftmals trotzdem oder vielleicht auch deswegen gar nicht so richtig wahrnimmt.

Vor diesem Hintergrund habe ich daher noch einmal in meinen Erfahrungen als Geschäftsführer des Deutschen Glasmalerei Museums in Linnich gekramt, auch wenn jedes Museum natürlich sein eigenes Profil, seine eigene Geschichte und seine eigene Gegenwartsbewältigung besitzt.

Aber wir haben alle eine gemeinsame unverbrüchliche Plattform an Werten, auf denen unser Selbstverständnis beruht.

Museen und kulturelle Einrichtungen erfüllen in einer pluralistischen und weltoffenen Gesellschaft unverzichtbare Aufgaben: Sie sammeln und bewahren Kulturgüter, sie präsentieren Kunstwerke der Geschichte und sie lassen uns an den vielfältigen kulturellen Spuren der Menschheit dokumentierend und aufklärend teilhaben.

Kunst und Kultur sind sichtbare Prägestempel der Menschheit. Sie spiegeln von daher auch gar nicht so selten gesellschaftliche Debatten wider, sie bieten durchaus provokante Reibungsflächen zur Auseinandersetzung mit der tatsächlichen und vermeintlichen Wirklichkeit, sie weisen über das alltägliche Geschehen hinaus.

Kunst und Kultur sind zutiefst Ausdruck des menschlichen Daseins.

Für jeden Einzelnen von uns sind Kunst und Kultur für die Wesens- und Herzensbildung unverzichtbar. Kulturelle Bildung eröffnet neue Welten, sie bietet die Möglichkeit der Auseinandersetzung mit sich selbst und mit der Kunst. Kulturelle Bildung und Kunstvermittlung sind unabdingbare Voraussetzungen für individuelle Kreativität und eigenes künstlerisches Schaffen. Sie sind Ausdruck der Individualität und auch der individuellen Freiheit des Denkens und Handelns.

So stellt sich die Frage: Welche Disziplinen, welche Qualifikationen ermöglichen ein solches kulturelles Leben und Erleben und vor allen Dingen, welche Menschen stecken dahinter, damit es in einer Stadt, einer Gemeinschaft das geben kann, was man gemeinhin und etwas lapidar als „kulturelles Leben“ bezeichnet und das doch ein so großes Stück unser aller Freiheit darstellt?

Und dann ergibt sich ein ganzer Kranz von Eigenschaften wie Teamgeist, Wissenskombination, Fachkompetenz, Identifikation, Kommunikation, aber auch ein hohes Maß an Engagement, womit dann das Team des Museums der Zitadelle Jülich schon einmal in seinen Kernkompetenzen beschrieben wäre.

Aber wer steckt eigentlich hinter einem solch´ ausgezeichneten Team?

Den Begriff Museumsteam kann man im Hinblick auf das Museumsteam der Zitadelle eng oder weit fassen. Eine klare Abgrenzung gibt es nicht, die Arbeit des Museums wird nicht nur getragen von den festangestellten Mitarbeitern, ohne die vielen

Ehrenamtler, die „Zeitverträgler“, die projektgebundenen Mitarbeiter und ohne die assoziierten Museumsfreunde, die mit Rat und Tat die Arbeit unterstützen, wäre das Museum ein anderes und – ich glaube – auch ein langweiligeres.

Nicht zu vergessen sind auch externe Kollegen und Kolleginnen, die als Dienstleister, Fachleute und Hobbyisten mit und ohne Bezahlung wichtige Beiträge zum Erfolg des Museums der Zitadelle Jülich leisten. Man gelangt dann unweigerlich zu der Frage:

Was zeichnet dieses Museumsteam und dieses Netzwerk einer so großen und heterogenen Gruppe aus?

Engagement für die Sache ist sicherlich ein Punkt, der zu nennen ist. Die Museumsmitarbeiter sind Überzeugungstäter, mit Freude an der Arbeit. Die Freiheit, sich seine Arbeitsbereiche, Aufgaben und Arbeitsplanung so weit wie möglich selbst zu gestalten, um sich im musealen Alltag effektiv und kreativ bewegen zu können, ist ein weiterer Punkt. Ein dritter ist die Verschiedenheit der Charaktere, Arbeitsweisen, Vorlieben und Denkweisen. Eine Verschiedenheit, die große Chancen birgt.

Gegenseitige Sympathie und Hilfsbereitschaft schließlich sind der Kitt, der die bunte Truppe zusammenhält. So wird vieles bewegt und vorangebracht. Die vielen erfolgreichen Aktionen und Projekte wären mit „Nine-to-five-Mitarbeitern“ niemals fristgerecht zu stemmen. Viele, die für eine befristete Zeit im Museumsteam mitarbeiteten, bleiben dem Museum auf viele Jahre treu verbunden.

Eine kleine Anekdote mag dies illustrieren: „An einem Freitagnachmittag – natürlich und ausgerechnet – entdeckt der Museumsleiter auf einer Baustelle zufällig ein Teil einer original römischen Jupitersäule. Selbstverständlich muss so ein wichtiges Teil der Stadtgeschichte für das Museum gesichert werden, aber einen Steinblock klemmt man sich nicht mal eben unter den Arm. Und bis Montag warten und einen Transport organisieren, wenn alle wieder im Dienst sind, hieße, das gute Stück über das Wochenende auf einer frei zugänglichen Baustelle liegen zu lassen. Formal korrekt, aber riskant.

Kurzerhand sprach der Museumsleiter vier Mitarbeiter an, die ohne zu zögern sich an die gemeinsame Rettungsaktion machten. Der eine hielt Wache, der andere holte eine Sackkarre, der dritte brachte Seile und Pappe, um das Fragment ohne das Profil zu verletzen zu verzurren, und so wurde das alte Säulenstück in einer spontanen Aktion mit vereinten Kräften sicher ins Museum gekarrt.“

Ein solches Engagement verdeutlicht den Zusammenhalt untereinander, aber auch die Identifikation mit dem Museum sowie die Begeisterung für den Erhalt von Kulturgütern. Eine Auszeichnung wie sie heute vorgenommen wird, trifft ohne Wenn und Aber genau die Richtigen und es bereitet mir – jetzt darf ich es sagen – ehrlicher Weise doch ein riesiges Vergnügen, dass es mir beschieden ist, die heutige Ehrung vorzunehmen für ein großartiges Team, das an der Geschichte, der Tradition und der Zukunft dieser unserer Stadt mit profundem Wissen, großem Engagement und einer gehörigen Portion Herzblut arbeitet. Dafür genießen sie meine absolute Hochachtung und meinen uneingeschränkten Respekt.

Zum Artikel „Positive Potentiale im Blick


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