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Botschaften für die nächste Generation

Schülerausstellung ist beeindruckender Schlusspunkt der Veranstaltungsreihe zum 80. Jahrestag der Pogromnacht

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Foto: Stadt Jülich / Gisa Stein
Foto: Stadt Jülich / Gisa Stein
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In den letzten Monaten war in Jülich ein breites Bündnis zusammengekommen, um Gedenkveranstaltungen anlässlich des 80. Jahrestages der Pogromnacht zu organisieren.

Zu diesem besonderen Jahrestages fand eine ganze Veranstaltungsreihe rund um die in Jülich seit vielen Jahren von den Kirchen, der Jülicher Gesellschaft gegen das Vergessen und für die Toleranz und engagierten Einzelpersonen organisierte Gedenkveranstaltung zur Reichspogromnacht am 8. November statt.

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Um auch die Verantwortung der damaligen politischen Vertreter in den Fokus der Öffentlichkeit zu rücken, begann die Gedenkveranstaltung in diesem Jahr mit einer Ansprache des Bürgermeisters im Neuen Rathaus. Im vollbesetzten Sitzungssaal sorgten der Chor des Mädchengymnasiums Jülich und ein Streicher-Ensemble des Gymnasiums Zitadelle Jülich für einen feierlichen Rahmen. Gemeinsam gingen die zahlreichen Gäste dann in die Straße An der Synagoge und hielten am Ort der Synagoge eine Andacht, um dann in einer Lichter-Prozession zum Mahnmal für die ermordeten Juden des Jülicher Landes am Propst-Bechte-Platz weiterzuziehen und dort der Opfer der Gewalt zu gedenken. Erfreulich viele Gäste nutzten die Gelegenheit, den Abend bei Musik und Gesprächen im Dietrich-Bonhoeffer-Haus ausklingen zu lassen.

Besonders wichtig war es allen Beteiligten, junge Menschen in die diesjährigen Gedenkveranstaltungen stärker einzubinden. Erstmalig waren alle weiterführenden Jülicher Schulen an den Vorbereitungen beteiligt. In allen Schulen setzten sich die Schülerinnen und Schüler intensiv mit der Thematik auseinander.

Das wurde bereits am 7. November bei der Vortrags- und Diskussionsveranstaltung „Jülich im Jahr 1938“ im Kulturbahnhof deutlich. Der Einladung der Stadt Jülich und des Jülicher Geschichtsvereins waren auch viele Jugendliche gefolgt und trugen im Anschluss an den Vortrag von Guido von Büren zu einer interessanten und anregenden Podiumsdiskussion zur Erinnerungskultur an den Nationalsozialismus in Jülich bei.

Auch zu der Gedenkveranstaltung am 16. November, die traditionell an die schwärzeste Stunde Jülichs im Jahre 1944 erinnert, waren zahlreiche Bürgerinnen und Bürger gekommen. Bürgermeister Axel Fuchs stellte erfreut fest, dass sich in diesem Jahr besonders viele Menschen Zeit für diese kurze Andacht genommen hatten. Er verband damit die Hoffnung, dass durch die stärkere Einbindung der Jugendlichen in den diesjährigen Veranstaltungsreigen in Zukunft auch dieser Termin bei jungen Menschen mehr Beachtung findet.

Das Projekt der Schulen in diesem Jahr unter dem Titel: „Nie wieder! Was wir heute von gestern für morgen lernen: 2018 -1938 – 2068“ führte zum Abschluss am 23. November alle Beteiligten auf dem Propst-Bechte-Platz zusammen. Stellvertretend für Bürgermeister Fuchs, der an diesem Tag dienstlich verhindert war, fasste Martin Schulz die Idee des Projektes kurz zusammen: „Nur wer die Vergangenheit kennt, der hat eine Zukunft – dieses Zitat von Wilhelm von Humboldt ist ebenso knapp wie treffend und diente den Jülicher Schulen als Grundlage für ihre Auseinandersetzung mit den Ereignissen des 9. November 1938. Der Blick sollte dabei nicht nur zurück in die Geschichte, sondern eben auch in unsere Gegenwart und in die Zukunft gehen“.

Die weiterführenden Jülicher Schulen beschäftigten sich mit der Frage, welche Lehre man heute, im Jahre 2018, aus der Reichspogromnacht ziehen und welche Botschaft man der kommenden Generation in die Zukunft, in das Jahr 2068, hinüberrufen wolle. So hat sich jede Schule auf ganz eigene Weise mit dieser Thematik auseinandergesetzt und ihre Erfahrungen und Einsichten zusammengetragen. Diese Ergebnisse werden in einer gemeinsamen Ausstellung im Neuen Rathaus präsentiert.

Zugleich sollen die Einsichten und Lehren unserer Tage als Botschaft auf den Weg zur nächsten Generation gebracht werden. Dazu hat jede Schule ihr Projekt in einer Zeitkapsel verschlossen. Gleich neben dem Mahnmal für die ermordeten Juden des Jülicher Landes wurde nun gemeinsam ein Baum gepflanzt und die Zeitkapseln aller Schulen an seinen Wurzeln vergraben. „So sollen die Botschaften symbolisch in die Zukunft wachsen“, schloss Schulz sein Grußwort. Er verband damit die Hoffnung, dass vielleicht die Schülerinnen und Schüler von heute in 50 Jahren gemeinsam mit ihren Enkeln diese Kapseln wieder hervorholen und sich erinnern werden, dass Ideale wie Menschenrechte, Rechtstaatlichkeit und Mitbestimmung zeitlose Güter sind, deren Bedeutung man auch im Jahr 2068 noch kennt, schätzt und lebt. Schülerinnen und Schüler vom Berufskolleg, Mädchengymnasium, Gymnasium Haus Overbach und Gymnasium Zitadelle sowie von der Schirmerschule, der Sekundarschule und der Stephanusschule stellten ihr jeweiliges Projekt kurz vor, um dann gemeinsam die Zeitkapseln zu vergraben.

Im Anschluss wurde die Gemeinschafts-Ausstellung im Neuen Rathaus eröffnet. Die Besucher zeigten sich beeindruckt und bewegt von den Ergebnissen. Texte, Bilder und Gedichte sind ebenso in der Ausstellung zu finden wie selbst erstellte Audio-Dateien oder Videos. So nehmen die jungen Menschen die Besucher im Film mit auf einen Rundgang zu historisch bedeutenden Orten der Judenverfolgung in Jülich und der Umgebung, lassen sie teilhaben an einem Interview mit Heinz Spelthahn als Vorsitzendem der Jülicher Gesellschaft gegen das Vergessen und für die Toleranz und singen ein Lied, das tief bewegt und zum Nachdenken anregt.

Die Ausstellung
„Nie wieder!
Was wir heute von gestern für morgen lernen:
2018 – 1938 – 2068“
ist im Neuen Rathaus – Kleiner Sitzungssaal bis zum 14. Dezember 2018 zu sehen.

Mo. – Mi. von 08:30 – 12 Uhr und von 14 – 16 Uhr
Do. von 08:30 – 12 Uhr und von 14 – 18 Uhr
Fr. von 08:30 – 12 Uhr

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Stadt Jülich
Hightech auf historischem Boden - Jülich ist eine Stadt mit großer Vergangenheit. Mit über 2000 Jahren gehört sie zu den Orten mit der längsten Siedlungstradition in Deutschland. In der historischen Festungsstadt und modernen Forschungsstadt, die sich auch mit den Schlagworten „Stadt im Grünen“, „Einkaufsstadt“, Renaissancestadt“, „Herzogstadt“ und „kinder- und familienfreundliche“ Stadt kennzeichnen lässt, leben heute ca. 33.000 Menschen.

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