Start Magazin Geschichte/n Konservativ, komplex katholisch

Konservativ, komplex katholisch

Wer heute in Jülich „Fischer“ hört, der denkt fast unmittelbar an Bücher. Dass einer der Vorfahren vor allem mit einem Buch zu tun hatte, wissen viele nicht: Die Bibel war es, die Antonius Hubert Fischer, Neffe der Jülicher Verleger-Familie, beschäftigte. Sie brachte ihn schließlich zu höchsten Weihen: Der Herzogstädter wurde unter Papst Pius X. Kardinal. Sein Todestag jährte sich zum 105. Mal.

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Kardinal Fischer in Öl (Ausschnitt). Foto: Museum Zitadelle
Kardinal Fischer in Öl (Ausschnitt). Foto: Museum Zitadelle
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Kein einfacher Charakter scheint dieser Sohn Jülichs gewesen zu sein, der am 30. Mai 1840 geboren wurde, als die Preußen noch das Sagen in der Stadt hatten. Mit ziemlicher Strenge wird er in Amt und Würden wohl seine Schäfchen geführt haben, so dass sich Kapläne lieber von ihm fern hielten. Sie suchten, so zitieren es die Herren Willi Spiertz und Reimund Haas zum 100. Todestag, „ein Pöstchen, ohne Pastörchen, ohne Nönnchen und ohne Antönchen“. Auf der anderen Seite war Kardinal Fischer wohl ein Liberaler, ein Versöhner mit ökumenischen Ansätzen. Denn er setzte sich für die katholische Arbeiterschaft in interkonfessionellen Gewerkschaften ein und lehnte Antisemitismus strikt ab. Weiteres Kuriosum: Eine Missionsstation am Fuße des Kilimandscharo wurde nach ihm benannt. Sie hieß „Fischerstadt“.

Sein Vater, der Lehrer Wilhelm Joseph Fischer, jedenfalls sorgte zunächst mal für die Bildung als Grundlage für die spätere Karriere seines Sprössling. Anton, so der Rufname des später Geweihten, besuchte zunächst die Rektoratsschule in Jülich, ehe er nach Köln zum Friedrich-Wilhelm-Gymnasium wechselte. Nach dem Studium der Theologie und Philosophie in Bonn und Münster und der Priesterweihe mit 23 Jahren in Köln, schien ihm zunächst kein gerader Karriereweg beschieden zu sein. In die väterlichen Fußstapfen trat er und wurde Lehrer am Königlichen Gymnasium in Essen. 25 Jahre lang war dies seine Berufung. Er nutzte seine Zeit sinnvoll, schrieb seine Doktorarbeit „De salute infidelium“ (Über das Seelenheil der Ungläubigen) ehe er schließlich fast 50-jährig zum Weihbischof von Köln wurde. Das war das Sprungbrett: Drei Jahre später wählten die Kleriker ihn zum Erzbischof von Köln, er nahm 1903 am Konklave teil, das Pius X. zum Papst wählte, und im selben Jahr konnte er als Kardinal Fischer bereits purpurne Roben tragen.

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Der Mittwochsclub widmet sich diesem zu Ehren gekommenen: Als „Eifriger Kulturkämpfer und loyaler Staatsdiener“ wird Anton Kardinal Fischer am 27. September, ab 19.30 Uhr in der Jülicher Schlosskapelle von Referent Maximilian Baur vorgestellt.


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