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Liebe in den Zeiten der Römer

Einen besonderen Zufallsfund gab es vor einiger Zeit nahe Hasselsweiler am Verlauf der römischen Straße zwischen Jülich und Neuss - eine römische Fibel. Das allein wäre noch nicht ungewöhnlich, denn Fibeln, die Sicherheitsnadeln der Antike, gibt es wie Sand am Meer. Sie sind so häufig, dass sie als Datierungswerkzeug für andere Fundstücke benutzt werden.

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römische Scheibenfibel Hasselsweiler Jülich | Foto: Museum Zitadelle
römische Scheibenfibel Hasselsweiler Jülich | Foto: Museum Zitadelle
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Jede Generation brachte ihre eigene Fibelmode hervor, die dann die Kleidung des stilbewussten Römers zierte. So gibt es Bügelfibeln, Paukenfibeln, Scheibenfibeln, Zwiebelkopffibeln und viele andere. Doch die Fibel aus Hasselsweiler erwies sich als ganz und gar nicht gewöhnlich.

Es handelt sich um eine bronzene Scheibenfibel aus der Kaiserzeit (2.-3. Jhd.) von etwa 2,4 cm Durchmesser. Sie war einmal versilbert und besaß in der Mitte eine Emaille-Perle. Zudem trägt sie, und hier kommen wir zum ungewöhnlichen Teil, die Inschrift DOMINA TE AMO ALIAS DERIDO – Herrin ich liebe dich. Die anderen verlache ich.

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Diese Inschrift macht die Fibel zu einem Teil einer Gruppe von Gegenständen, die uns Einblick in einen Aspekt des römischen Alltags gewährt, der lange Zeit im Verborgenen lag, nämlich in das Liebesleben der Römer. Ein Bereich der römischen Geschichte, der bis Mitte des 20. Jahrhunderts in der historischen Forschung nur wenig Beachtung fand, galt es doch als unschicklich sich mit dem Thema zu beschäftigen. Und doch muss die romantische Liebe, die der römischen Gesellschaft lange Zeit abgesprochen wurde, eine nicht unwesentliche Rolle in den zwischenmenschlichen Beziehungen gespielt haben. Immer wieder finden sich Inschriften auf Alltagsgegenständen (unter anderem auf Esslöffeln, Schmucksteinen und Schreibgriffeln), die sie als Geschenke kenntlich machen und der Zuneigung des oder der Schenkenden zu dem oder der Beschenkten eindeutig Ausdruck verleihen.

Liefert die antike Literatur für die Kerngebiete des römischen Reiches noch ein recht anschauliches Bild vom römischen Liebesleben, so ist man in den Provinzen des Reiches verstärkt auf die vorgenannten Gegenstände angewiesen und obwohl es der Fibeln viele gibt, bleiben Fibeln mit Inschrift eine Seltenheit.

Deshalb wird die Hasselsweiler Fibel in diesem Jahr aus Anlass des 25-jährigen Jubiläums des Museums Zitadelle zur Keimzelle einer Blickpunktausstellung zum Thema Fibeln mit Liebesinschriften. Am Internationalen Museumstag am 13. Mai werden hochauflösende 3D-Scans das Fundstück dem Besucher näher bringen als je zuvor, die eigens hergestellten Replikate erwecken es zu neuem Leben und Vergleichsobjekte geben einen Eindruck von der Vielfalt und den Gemeinsamkeiten der Liebesfibeln in den römischen Provinzen.


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