Start Magazin Geschichte/n Prosopographie des St. Petrusstiftes

Prosopographie des St. Petrusstiftes

Die Joseph-Kuhl-Gesellschaft e.V. beschäftigt sich in ihren Publikationen mit der Geschichte des gesamten Jülicher Landes, also des Gebiets des bis 1794 existierenden Herzogtums Jülich. Der gerade erschienene 75. Band der Schriftenreihe „Forum Jülicher Geschichte“ thematisiert das von 1299 bis 1802 bestehende St. Petrusstift in Sittard.

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Die heute zu den Niederlanden gehörende Stadt war von 1400 bis zum Ende des Herzogtums eine jülichsche Stadt. Insoweit gewann der Landesherr auch Einfluss auf das St. Petrusstift, das 1299 auf Anregung von Walram (dem Roten) von Valkenburg und Monschau, Herr von Born und Sittard, gegründet worden war. Zwölf Kanoniker bildeten das Stift, das über Jahrhunderte hinweg die Geschicke der Stadt Sittard mit prägte. Vornehmste Aufgabe des Stiftes war das regelmäßige Chorgebet, das dem Seelenheil der Stifter und Förderer gewidmet war. Daneben unterhielten die Stiftsherren eine Lateinschule und übernahmen wichtige Aufgaben in den Pfarreien um Sittard herum.

Der Verfasser der Schrift, Augustinus M.P.P. Janssen, hat sich nahezu drei Jahrzehnte mit der Frage beschäftigt, wer über die Jahrhunderte hinweg die Kanoniker in Sittard gewesen sind. Da es keine eigenen Aufstellungen der Stiftsherren gibt, mussten die entsprechenden Angaben mühselig aus anderen Quellen herausgearbeitet werden. Erstmals liegt nun eine Namensliste mit knappen biographischen Angaben von ca. 300 Personen vor. Damit ist die Grundlage für eine Prosopographie – eine kollektive Biographie – der Sittarder Stiftsherren gelegt, die die Schrift wie der Verfasser selbst betont noch nicht leistet.

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In einer knappen historischen Einleitung und mit gut 20 Abbildungen wird ein Einblick in die Geschichte des St. Petrusstiftes gegeben. Der Text ist in Deutsch und in Niederländisch abgedruckt, was die Rezeption des Büchleins diesseits und jenseits der Grenze befördert. Augustinus Janssen hat hier eine wichtige Grundlagenarbeit geleistet, die die regionale Forschung sicherlich befruchten wird. Es ist ein Arbeitsinstrument im klassischen Sinne, wie es heute nur noch selten entsteht. Geht man die Namensliste durch, trifft man auf so illustre Namen wie Franciscus Agricola, Paulus Chimarrhaeus oder Gerhardus de Juliaco. Ersterer stammte aus Lohn bei Aldenhoven, war seit 1569 Pfarrer in Rödingen und wurde 1581 Kanoniker in Sittard. Er verfasste zahlreiche theologische Schriften, die sich auch mit dem Hexenglauben seiner Zeit beschäftigten. Letzterer war Sekretär Herzog Wilhelms V. von Jülich-Kleve-Berg, des Erbauers der Zitadelle Jülich. Der 1563 verstorbene Paulus Chimarrhaeus schließlich verfasste zahlreiche humanistische Texte, so auch ein Loblied auf die Musik, das dem ersten Motettenbuch des jülich-klevischen Hofkomponisten Martin Peudargent von 1555 beigegeben ist. Diese Angaben findet man aber weniger in der Schrift von Janssen selbst, sondern muss sie sich durch das beigegebene Literaturverzeichnis erschließen.

Augustinus M.P.P. Janssen, Prosopographie des St. Petrusstiftes zu Sittard (1299–1802) (Forum Jülicher Geschichte, Band 75), Jülich: Verlag der Joseph-Kuhl-Gesellschaft 2019, 72 Seiten, 24 Abbildungen, ISBN 978-3-943568-21-9, 9,- Euro.


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