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Den Advent versüßen

Die Familie Cremanns sind Schausteller mit Herzblut. Auf dem Weihnachtsmarkt in Jülich sind sie Beschicker der ersten Stunde. Die ganze Familie ist dabei. Auch in Zeiten, in denen man manchmal das Gefühl hat, nicht mehr gebraucht zu werden.

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Weihnachtsmarkt 2019. Foto: Volker Goebels
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Seit 200 Jahren sind die Firmen der Familie Cremanns im Geschäft. In dieser Zeit haben die Cremanns den Besuchern von Kirmes, Weihnachtsmarkt und Co. den Aufenthalt zwischen den einzelnen Geschäften wortwörtlich versüßt. Wo früher Lebkuchen und Moppen in der Theke lagen, sind heute auch Gummibärchen, gebrannte Mandeln, Pfefferminzbonbons und in anderen Geschäften beispielsweise Champignons, Blumenkohl und Crêpes zu finden.

„Psychisch sind wir angeschlagen“, sagt Carsten Cremanns, der das Unternehmen aktuell führt. Er blickt auf ein Jahr voller Absagen zurück. „Der Weihnachtsmarkt war genehmigt, und dann kam wegen des kurzfristigen Lockdowns aus heiterem Himmel die Absage. Man wird nicht wirklich gebraucht. Das ist emotional schwierig.“ Und eigentlich möchte er nur eins: „Ich möchte mein Geld selbst verdienen.“

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Die lange Familientradition hält auch in schwierigen Zeiten irgendwie alles zusammen. „Wir sind jetzt mit meinem Sohn in der sechsten Generation. Und die siebte ist schon da“, sagte Gerd-Willi Cremanns, der Vater von Carsten Cremanns, hörbar stolz über den Lautsprecher des Telefons. Auch Interviews finden, wenn möglich, momentan mit Distanz statt. „Ich bin 1952 im Januar geboren und ich war vom ersten Tag an mit dabei. In Alt-Lich-Steinstraß. Im Winter waren wir zu Hause und im April zogen wir dann aus.“ Denn die Buden mit den Leckereien zu betreiben, ist Familiensache.

Auch für Carsten Cremanns sind die ersten Erinnerungen durch die Schaustellerei geprägt. Wie man in der Halle auf dem Traktor von Opa Josef Cremanns, der mit seinem Vater Wilhelm und seinen Geschwistern in Lich-Steinstraß übrigens lange Zeit eine Bäckerei betrieb, gesessen hat, oder die Freifahrten auf der Kirmes beispielsweise.

Für Gerd-Willi Cremanns wäre es in diesem Jahr der 48. Weihnachtsmarkt seiner Laufbahn gewesen. Auch hier gab es in den Jahren einige Sachen, über die man heute schmunzeln muss. „Vor vier Jahren haben wir zusammen mit einem Freund, der einen Kran hat, eine Tanne auf den Jülicher Weihnachtsmarkt gebracht“, erzählte Cremanns Senior. Ein Riesending von rund 10 Metern muss das gewesen sein. „Mit dem Kran mussten wir die Tanne über das Haus in Lich-Steinstraß bringen und bis zur Kölnstraße. Zusammen mit der Polizei war die Große Rurstraße mehrere Stunden gesperrt.“ Vor Ort habe man die Tanne noch passend zuschlagen müssen, damit sie in die vorgesehene Halterung passte. Dann eine Pause. „Das würde ich heute nicht mehr machen.“

Dass es irgendwann wieder – vielleicht auch erst im nächsten Jahr – einen Weihnachtsmarkt geben wird, steht für ihn außer Frage. Die 50 will der momentan 68-Jährige noch voll machen. „So lange mein Sohn mich braucht, ist der Papa da. Wie der Herrgott es machen will“, sagte er.

Für seine Kinder steht für Carsten Cremanns die Zukunft noch in den Sternen. „In Anbetracht der Lage müssen wir nach Corona mal schauen, was noch übrig ist, und ob die Leute noch wie vorher auf die Veranstaltungen gehen. Ich möchte auf jeden Fall, dass meine Kinder, so wie ich auch, eine normale Berufsausbildung machen.“

Man hofft, dass es bald wieder losgeht, denn bei Redaktionsschluss wussten weder Schausteller noch Schreiber, was im Dezember „gebacken“ ist.


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