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Feldgebet

Ein vertrautes Bild: Fußballer gehen aufs Spielfeld, bekreuzigen sich und laufen los. Der liebe Gott und der Ball gehören für viele Profis zusammen. Das gilt auch für Peter Kosprd, der mit dem SC Jülich 1910 dreimal deutscher Amateurmeister wurde und laut Fachzeitschrift „Kicker“ den modernen Abwehrfußball mit prägte. Inzwischen ist Kosprd 71 Jahre alt, immer noch auf dem Rasen und Initiator des Stadiongottesdienstes zum Finales des Fußballcamps.

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Peter Kosprd. Foto: Dorothée Schenk
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Ein Kämpfer, im Alltag ein Gelassener, ist Peter Kosprd am Spielfeldrand für sein extrovertiertes Gebahren bekannt und er ist kein Bequemer, auch wenn mit seinem spitzbübischen Lächeln und Schalk in den Augen gerne darüber hinwegtäuscht. Als Freund der klaren Worte antwortete er auf die Frage eines Bekannten, warum er in die Kirche gehe so: „Der eine, der geht in die Apotheke und holt sich Pharmazeutika, der andere geht zur Psychologen, der Dritte trinkt vielleicht und ich geh sonntags in die Kirche und in der Woche bete ich. Dann brauche ich alles andere nicht. Was ist gesünder?“ Pragmatisch, klar, einfach. „Ich stehe voll und ganz dahinter, obwohl ich es auch immer wieder hinterfrage.“

Katholisch geprägt hat ihn sein Elternhaus in Huchem-Stammeln und hier vor allem seine Mutter, über die er mit einem augenzwinkernden Lächeln sagt: „Sie war der Chef.“ Selbstverständlich war der Kirchgang am Sonntag, auch wenn der Vater mit den anderen Männern unter dem Turm darauf wartete, dass der Abendmalkelch von der Kölsch-Stange abgelöst werden durfte. Auch Fußballspiele waren damals noch kein Argument gegen den Sonntagsgottesdienst, denn die Spiele fanden anders als heute nicht zeitgleich mit der Messe statt. Nur für’s Messdienern, da hatte der Fußballnarr Peter keine Zeit. Schließlich musste trainiert werden.

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Christ sein „trainieren“
„Trainieren“ muss man nach der Überzeugung von Peter Kosprd auch, seinen Glauben zu leben. Vorbildlich tun dies für ihn die muslimischen Spieler, die er als Trainer in den vielen Jahren nach seiner aktiven Zeit als Fußballer erlebt hat. „Die Muslime, und das akzeptieren auch alle Andersgläubigen, saßen vor dem Anpfiff in der Kabine und beteten. Das war beeindruckend,“ schildert Kosprd. Und anregend, denn es brachte den Katholiken auf eine Idee: Den Altar auf den Rasen zu bringen, genauer gesagt ins Karl-Knipprath-Stadion in Jülich. Der Zeitpunkt: Der Samstag am Ende der ersten Sommerferienwoche. An diesem Tag ist traditionell das Finale des Fußballferiencamps, das Peter Kosprd mit Unterstützung von Hans Scheiba seit 15 Jahren bereits für Kinder ab 4 Jahren anbietet. Bis zu 100 Kindern wird hier eine Woche lang ein abwechslungsreiches Programm angeboten in dessen Mittelpunkt erwartungsgemäß der Fußball steht. Bei Propst Josef Wolff der Pfarrei Heilig Geist und der evangelischen Kirche stieß Kosprd sofort auf offene Ohren und jetzt findet bereits im fünften Jahr der Abschlussgottesdienst statt.

Das hat sich herumgesprochen, denn mittlerweile kommen sogar Senioren zum Beten ins Stadion. In diesem Jahr ist es der 22. Juli, 17 Uhr. „Was ich damit bezweckt habe? Dass wir offensiv unser Christentum leben und auch dazu stehen. Man spricht über Leitkultur, aber keiner sagt, dass die Leitkultur auch der Glaube ist. Das ist ein Baustein. Da führt kein Weg dran vorbei.“


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