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Für „wahre Helden“

Eine außergewöhnliche und experimentelle musikalische Darbietung des Chores cantoAmore füllte die Schlosskapelle der Zitadelle in Jülich. Es gab Standing Ovation für das Programm anlässlich der 30Jahre-Jubliäumsfeierlichkeiten der Hospizbewegung Düren-Jülich e.V.

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Foto: Sonja Neukirchen
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Voluminös und raumfüllend, in wechselnder, fließender Bewegung – fast wie ein perfekt inszeniertes Wasserspiel, nur aus Tönen. So lässt sich das Konzert des Aachener Chores cantoAmore unter der Leitung von Tanja Raich beschreiben, das anlässlich der 30-jährigen Jubiläumsfeierlichkeiten der Hospizbewegung Düren-Jülich die Schlosskapelle füllte. Statt gefüllt, könnte man auch fast „gestürmt“ sagen, denn viele Menschen wollten sich die außergewöhnliche und begehrte Darbietung des Aachener Chores auf keinen Fall entgehen lassen.

Der Chor singt auch, aber nicht nur von Liebe: Von Peter Fox „Haus am See“ über Klaus Lages „Tausend und eine Nacht“, dem Dschungelbuch-Klassiker „Ich wäre gern wie du“, „Don’t give up“ von Peter Gabriel bis hin zu dem alten Country-Song „16 Tons“ von Tennessee Ernie Ford reichte das soundgewaltige Spektrum des eigens für den Abend zusammengestellten Programms. Moderne Jazz- und Pop-Arrangements überwogen; der 31 köpfige, gemischte Chor intonierte zahlreiche, sehr gefühlvolle Stücke. Swing sowie Rock’n Roll und Jive sorgten zusätzlich für den nötigen Schwung. Sicherlich ein Highlight: Das gefühlvolle Solo von Thomas Thissen, der dafür eine extra Portion Applaus bekam.

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Mal setzte Christoph Eisenburger am Piano Akzente, mal erklang ein vielstimmiges a capella Arrangement, das immer wieder überraschte, auch durch den Einsatz des Körpers als Klangmedium – Bodypercussion und auch Beatboxing sorgten für Rhythmus – ein besonderes Stilelement des Chores. Die choreografische Ausarbeitung unterstrich die Sounds, so dass musikalisch und optisch eine ganz besondere Gesamtkomposition entstand: Immer wieder löste sich die Chorformation auf und fand neue Positionen im Raum – mal im Mittelgang zum Publikum gewandt, mal in kleinen Gruppen, die den Gesang dialogisch aufteilten, mal unterstützt mit weißen Luftballons als Requisiten. Das Licht brach sich derweil passend durch die Fenster der Kapelle und schuf eine fast zauberhafte Atmosphäre.

Mit einer geistreichen und zeitkritischen Dichtung sorge Chormitglied Bernhard Franzen zusätzlich für humorvolle Unterhaltung und die entsprechende Anmoderation der Lieder: „Frauen liebten Muskelkraft und pressten kräftig Möhrensaft“, träumte er den alten Zeiten vor der Emanzipation hinterher. Doch natürlich seit es heute gut und richtig: „Hinter jeder starken Frau steht ein fleißiger Mann“ – kommentierte er, nicht ohne Augenzwinkern.

Und auch für die mehr als 100 ehrenamtlichen Begleiter der Hospizbewegung fand er passende und lobende Worte: „Jemand, der Schwerkranke pflegt, ist heldenhafter, als jemand der Schlachten gewinnt“, leitete er das Helden-Lied „Heroes“ von David Bowie ein. „Seit 30 Jahren, Jahr für Jahr, sind Sie für die Kranken da“, reimte er und weiß wovon er spricht, denn Franzen selbst ist als Palliativ-Arzt tätig.

Der gute Kontakt von cantoAmore zur Hospizbewegung sei ursprünglich so über ihn zustande gekommen: Bereits zum vierten Mal sang der Chor für die Ehrenamtsvereinigung, unter ihnen auch Ehrenvorsitzender und Gründungsmitglied Dr. Hans-Heinrich Krause, der zusammen mit seiner Frau die Vorstellung besucht hatte. Der erste Vorsitzende der Hospizbewegung, Detlef Struck, begrüßte sie herzlich. „Der Funke ist übergesprungen“, fasste Struck den Abend zusammen, der mit einigen Zugaben und sogar Standing Ovations endete: Niemanden hielt es am Ende mehr auf den Sitzen.

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Sonja Neukirchen
M.A. Politikwiss./Soziologie (Uni Bonn 1998), Mitglied im Deutschen Fachjournalistenverband DFJV. Geborene Jülicherin, bekennende Rheinländerin. Versucht das Leben deshalb nicht zu ernst zu nehmen. Schreibt gerne von Menschen, Macht und Mäusen.

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