Start Magazin Rat & Recht Herzklopfen, Hopfen und Malz, Gott erhalt’s!

Herzklopfen, Hopfen und Malz, Gott erhalt’s!

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Rat & Recht in und um Jülich Foto: ©Andrey Burmakin - stock.adobe.com / Bearbeitung: la mechky
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„Der Mai ist gekommen, die Bäume schlagen aus…“ Das war in der Spätromantik so, als dieses berühmte Gedicht von Emanuel Geibel entstand, und dies ist selbst mit dem Klimawandel heute noch so. Der Maibaum hingegen schlägt nicht aus, sondern präsentiert sich so abgesägt wie schmuckvoll mit „Maien“ (jungen Birken) und Tannengrün sowie mit buntem Krepppapier, das als Herzformat und/oder in Form der Namen der Angebeteten an den Ästen prangt, und dies bereits seit Jahrhunderten.

Die eigentliche Herkunft der Maibäume liegt im Verborgenen der Geschichte. Der Maibaum also, das so bekannte wie unbekannte Wesen!? Nicht ganz.

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Das Aufstellen der Maibäume ist seit Jahrhunderten ein heidnischer Brauch, der das Erwachen und das Gedeihen der Natur symbolisiert und immer mehr christianisiert wurde.
Die Maibäume bleiben vielerorts bis Pfingsten stehen oder werden gar erst Pfingsten aufgestellt. Der älteste christliche Hinweis auf einen Maibaum wird dem Zisterzensiermönch Caesarius von Heisterbach in seinem Kloster in der Nähe von Bonn zugeschrieben.

Wichtigster Schmuck der Maibäume sind die „Maien“, die jungen Birkenzweige, die gemäß den Überlieferungen mit Kraft und Anmut, Lebenswillen und Trost sowie Licht und Heiterkeit gleichzusetzen sind.

Bereits Martin Luther übersetzte den Psalm 118 mit den Worten: „Schmückt das Fest mit Maien bis an die Hörner des Alltags.“ Damals konnten sodann die Ritter und Minnesänger von ihren Burgen heruntersteigen und auf Wanderschaft gehen.

Das Aufstellen des mit den frischgrünen Maien dekorierten Maibaums gilt bis heute als Liebesbeweis in der Mainacht in Form männlicher Werbung für unverheiratete Frauen, die am nächsten Morgen mit Herzklopfen nach dem Relikt ihres/ihrer Verehrer Ausschau halten. Der prominenteste Maibaum wird auf dem jeweiligen zentralen Dorfplatz aufgestellt und am Vorabend des 1. Mai feierlich aufgerichtet. Diese Festivität mündet gewöhnlich in den berühmten Tanz in den Mai.

Damit zusammen hängt der insbesondere in unseren Dörfern sehr ausgeprägte Brauch des Stehlens der Maibäume im jeweils benachbarten Dorf. Hierfür bestehen strenge Regeln. Die Baumdiebstahl darf nur in der Nacht zum 1. Mai zwischen Sonnenuntergang und -aufgang stattfinden, und dies ausschließlich von Maigesellschaften, die selbst über einen aufgestellten Maibaum verfügen. Für die Vollendung des Diebstahls reichen aber drei Spatenstiche am Baum, ohne dass der meist viel zu schwere Baum weggeschleppt werden muss. Bewachte Bäume dürfen hingegen nicht gestohlen werden.

Falls der Diebstahl gelingt, kann das unterlegene Dorf seinen Baum wieder auslösen, was meist mit der Verabreichung von Wurst und Bier geschieht. So oder so ist dann Hopfen und Malz nicht verloren.

Das zentrale „Maibaumstellen“ dient vornehmlich einer dörflichen Partnervermittlung.
Dabei werden die unverheirateten jungen Frauen des Dorfes den Junggesellen für eine bestimmte Zeit als „Leihgabe“ übergeben. Auch wird diejenige Maibraut zur Maikönigin erkoren, für die der Maikönig bei der Versteigerung das Höchstgebot abgegeben hat. Bei allem maigeschwängerten Herzklopfen und gesteigerten Konsum diverser Hopfengetränke, ob beim Tanz in den Mai oder im sodann im Mai gelten selbstredend behördliche Grenzziehungen.

Der Transport von alkoholisierten Personen oder eine Überzahl von feierlaunigen Personen auf in und landwirtschaftlichen Fahrzeugen ist – o Wunder – untersagt. Bei Verstoß drohen verkehrs- und strafrechtliche Folgen.

Das wilde Schlagen von Bäumen erfüllt die Straftatbestände des Diebstahls und der Sachbeschädigung.

Die Ladung von Maibäumen muss mit Zurrgurten hinreichend gesichert sein, darf sich nicht höher als 4 Meter und sich nach hinten nicht länger überragend als 3 Meter gestalten, wobei die Ladung nach hinten deutlich mit roter Fahne oder Schild gekennzeichnet werden muss.

Aber lassen wir uns den Wonnemonat nicht vergällen, denn der 1. Mai ist ohne Frage der schönste aller Feiertage!


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