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Maiherzen und ihre Traditionen

Eine etwas andere Erinnerung an meine Zeit im Maiclub

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Foto: HZG Archiv
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Was sind das eigentlich für Herzen, die im Mai an vielen Fenstern oder Balkonen hängen, und welche Bedeutung haben sie? Kurz gesagt: Das sind Maiherzen, und ihre Bedeutung ist, dass man einer Person, die man verehrt, seine Zuneigung zeigen möchte. Es gibt auch Maisträuße oder Birkenzweige, die eine ähnliche Bedeutung haben. Man kann die Herzen als Einzelperson für den geliebten Menschen aufhängen, aber am häufigsten werden sie im Zusammenhang mit den Maiclubs und den Festen aufgehängt. In den Maiclubs gibt es auch Strafen; unter anderem dafür, dass man sein Maiherz nicht selbst gemacht hat. Das wird nicht gerne gesehen, weil es nicht vom Herzen kommt und nicht persönlich ist. Diese Strafen können von Club zu Club variieren, und es gibt sie auch nicht überall.

Das mit den Strafen und den Maiherzen erinnert mich an meine kurze Zeit im Maiclub zurück, und es ist jetzt schon wieder ein paar Monde her, dass ich mal im Jülicher Raum in einem Maiclub war. Das Maifest in dem Jahr, in dem ich mal Mitglied eines Clubs war, fand im selben Monat statt, wenn ich mich nicht irre, in dem ich auch meine Abschlussprüfungen hatte. Zumindest war es in derselben Zeit, als ich meine Prüfungen schreiben musste. Angemeldet im Maiclub habe ich mich ein Jahr zuvor; unter anderem aus dem Grund, dass ich in meinem jugendlichen Leichtsinn dachte, Mitglieder müssen für ihr alkoholisches Kühlgetränk nichts zahlen, so dass ich umsonst mittrinken könnte. Leider musste ich feststellen, dass es nicht so war – ein bisschen naiv, ich weiß. Naja, egal, hier war ich nun mal, und direkt austreten konnte ich ja auch nicht. Also dachte ich mir: Ich probiere das einfach mal aus und gucke mir nächstes Jahr mal an. An die wichtigen Abschlussprüfungen im kommenden Jahr hatte ich natürlich noch nicht gedacht.

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Dann kam das nächste Jahr, und ich war immer noch im Maiclub. Das Maifest stand vor der Tür genauso wie die Abschlussprüfungen. Okay, wenn ich mal ehrlich bin: Schule war nie so meins, also musste ich jetzt gut in den Abschlussprüfungen abschneiden, was bedeutete, dass ich viel lernen musste. Das Lernen überschnitt sich aber oft mit den Terminen des Maiclubs. Fazit: Ich hatte nicht genug Zeit, ein Maiherz selbst zu machen. Also habe ich einfach ein Maiherz bei der Schwester unseres Clubvorsitzenden gekauft, der mich sogar zu ihr vermittelt hat. Das Witzige ist: Ich wusste zu dem Zeitpunkt noch nicht, dass man bestraft wird, wenn man ein Maiherz kauft, anstatt es selbst zu machen. Ich hatte mich vorher nicht über die Regeln des Maiclubs informiert – ihr wisst ja, aus welchem Grund ich eigentlich hier bin. Also, alles gut, ich habe das Herz gekauft, und es wurde dann in der Nacht zum Mai aufgehängt. Nach dem Aufhängen wurde ich für das schöne Herz gelobt. Ich habe dann nichts wissend und ganz locker gesagt „Nein, nein, das habe ich nicht selber gemacht.“ Darauf blickten verwunderte Gesichter in meine Richtung, die mir sagten, dass es ein Verstoß sei und man dafür bestraft wird, wenn man die Herzen nicht selbst macht. Ich dachte mir nur: „Warum sagt mir das vorher keiner?“ Und der Maiclub-Vorsitzende hat mich sogar vermittelt – funny, oder?

Als Strafe gab es ein Mischgetränk aus allen möglichen Flüssigkeiten. Und ja, ich schreibe bewusst „Flüssigkeiten“. Fragt mich aber bitte nicht, was da alles drin war. Man kann sich das etwa so vorstellen wie Wurstwasser gemixt mit Radler und etwas Tomatensoße und so weiter – also so was in der Art war das.

Dann kam der Tag der Bestrafung. Es war am Tag des Maifestes, und mir war schon böses Ahnen, weil ich dieses Getränk wirklich nicht trinken wollte. Im Endeffekt wurde jedes Clubmitglied bestraft, weil es im Laufe des Maifestes irgendwelche Regeln gebrochen hatte, wie zum Beispiel dass die Socken die falsche Farbe hatten und nicht schwarz waren oder Ähnliches. Also musste jeder dieses ekelhafte Mischgetränk runterwürgen – komischerweise nur ich nicht.

Ich weiß nicht, ob sie einfach vergessen haben, dass ich das Herz gekauft habe, oder ob die Clubmitglieder vielleicht Mitleid mit mir hatten, weil sie wussten, dass mich die Abschlussprüfungen und das Lernen schon fertig gemacht haben. Der Grund war mir aber egal, ich habe auch nicht nachgefragt – ich war einfach nur glücklich, nicht dieses Gesöff trinken zu müssen.

Das war mein Erlebnis mit einem gekauften Maiherz. Also merkt Euch: Die Moral der Geschichte ist, sich vorher zu erkundigen, ob es Alkohol umsonst gibt oder ob Ihr ihn selber zahlen müsst, bevor Ihr Euch in irgendwelchen Clubs anmeldet.

Mal Spaß beiseite: Wir wissen jetzt, dass Maiherzen nicht nur ein Symbol der Zuneigung sind, sondern auch ein fester Bestandteil einer Tradition, die im Mai gefeiert wird. Meine eigene Erfahrung zeigt, dass hinter diesen einfachen Symbolen nicht nur viel Spaß steckt, sondern auch packende „Herausforderungen“ warten können. Eigentlich wollte ich diese Geschichte mal meinen Kindern erzählen. Ich habe aber keine Kinder, deswegen habe ich die Geschichte jetzt im HERZOG erzählt.


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