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Murdermystery auf der Bühne

Eine Gruppe egozentrischer Figuren gestrandet im Wald. Kein Netz, kein Weg zurück, keiner traut dem anderen über den Weg: „So fangen Horrorfilme immer an…“. Und auch die Theateraufführung der Q1 Literaturkurse des Gymnasiums Zitadelle im Kulturbahnhof Jülich.

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Foto: Dirk Neumann
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Ein Mordanschlag, drei Morde und jeder hat ein Motiv. Mit dem Theaterstück „Tod im Team“, wie eine der ermittelnden Kommissare (Mittwoch: Chiara Marino Vieitz, Donnerstag: Dima Glukhov) den Fall stolz tauft, brachten die Schülerinnen zusammen mit ihrer Lehrerin Sophia Ossig ein modernes und humorvolles Murdermysterystück von Bernd Storff auf die Bühne. Der besondere Kniff: die Geschichte wird in zwei Zeitsträngen erzählt. Die Haupthandlung, in der die morbide Gruppendynamik der zwölfköpfigen Theatertruppe zu lauter Spannungen und letztlich Mord führt und die Ermittlungen der Kommissare, welche die Überlebenden befragen. Durch das Abwechseln zwischen Vergangenheit und Gegenwart wurde das Publikum zum miträtseln angespornt, könnte der Täter doch im Verhör sitzen und sich einen fatalen Fehler erlauben. Das gestaltet sich jedoch als kompliziert, da bereits in der ersten Szene die Kommissarin Helena (Mittwoch: Ina-Lisa Schulz, Donnerstag: Finn Mertens (Falco) ernüchtert feststellen muss, dass jede der eigenwilligen Persönlichkeiten als Täter in Frage kommt.

Darum geht es in der Handlung: Eine Theatergruppe wird zur Vorbereitung auf ihre nächste Aufführung zum Thema „Tod und Mord in Theater und Film“ von ihrer ständig unter Stress stehenden Regisseurin Elise (Mittwoch: Paula Grün, Donnerstag: Angelina Müller) zu einem Teambuilding-Event geschickt. Als der Bus im Wald eine Panne hat, strandet die Gruppe mitten im Nichts. Während die einen in Panik verfallen, nutzen die anderen die Abgeschiedenheit und Ruhe fürs Proben. Doch nach kurzer Zeit eskaliert die Situation. Der eifersüchtige Mann von Schauspielerin Julia (Mittwoch: Gentiana Murati, Donnerstag: Pauline Dohmen) taucht überraschend auf und beschuldigt sie des Fremdgehens mit ihrem eingebildeten Rollenpartner Marek (Mittwoch: Dima Glukhov, Donnerstag: Chiara Marino Vieitez). Währenddessen wird auf die unscheinbare Jana (Lilli Pflugfelder) ein Mordanschlag verübt, über den jedoch keiner bis auf ihre beste Freundin Emily (Mittwoch: Melanie Sorokin, Donnerstag: Wiebke Kaiser) Besorgnis zeigt. Stattdessen wird fleißig weiter geprobt, bis Julias Mann Christoph (Simon Möbert) Tod aufgefunden wird. Auch das lässt die Gruppe kalt. Besonders Teambuilding Coach Sylva (Mittwoch: Helene Laube, Donnerstag: Thorben Wolf (Bernd)) lässt sich von den Ereignissen nicht aus der Ruhe bringen und spornt die Gruppe an, weiter zu proben.

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Doch es kommt wie es kommen musste und ein weiterer Mord wird begangen. Akribisch geplant, so scheint es, wurde Dramaqueen Frida (Emily Chorus) eine Fall gestellt. Das ist zu viel für Jana, die ihre wilden Theorien zum Täter mit Emily teilt. Unbeabsichtigt gibt sie Emily den entscheidenden Hinweis, der sie zum Killer führt. Im Kommissariat sind die meisten Überlebenden bereits befragt worden, nur das Gespräch mit Coach Sylva steht noch aus. Ihr wird das entscheidende Beweismaterial vorgelegt, welches den Mörder eindeutig identifiziert. Zurück im Wald konfrontiert Emily Sylva mit ihrer Vermutung, dass niemand geringeres als der Teambuilding Coach selbst ihre Kollegen ermordet hat. Emotionslos gesteht Sylva die Morde und deckt auf, dass sie das perfekte Team schaffen will. Da Emily sich ihrem Plan nicht anschließt, wird sie das letzte Opfer der Perfektionistin. Diese kehrt zu den übrig gebliebenen Teammitgliedern zurück und verkündet mit Genugtuung, dass sie jetzt das „perfekte Team“ sind.

Das „perfekt Team“ gab es bei der Aufführung sowohl vor als auch hinter der Bühne (Miray Kaman (Regie), Nurcan Kaplacarslan, Max Esau, Carolina Pereira da Lanca). Die Schauspielenden überzeugten mit Spaß an ihren stereotypischen Figuren, die sie herrlich überspitzt gespielt haben. So gab es den Techniker Volker (Samuel Kieven) der als Theaterliebhaber in der Gruppe übergangen wurde und seine Fähigkeiten bei einem „Schreiwettbewerb“ unter Beweis stellen wollte. Oder das etwas andere Liebesdreieck zwischen Marek, Julia und Christoph, welches in der nachgestellten Todesszene des Films Titanic, mit Musik untermalt, seinen nicht ganz so tragischen aber dafür hoch unterhaltsamen Höhepunkt findet. Nicht zu vergessen das komödiantische Herzstück der Gruppe, die Comedians Josie (Jette Bartsch) und Kevin (David Student), welche sich von den anderen trennen und sich einen frechen Schlagabtausch leisten.

Am meisten begeistert die verspielte Inszenierung des Stücks. Sei es die 2. Kommissarin, welche beabsichtigt oder unbeabsichtigt in einem an Michael Jackson angelehnten Outfit mit den Comedians während des Verhörs „Todes Ping Pong“ spielt, die Popkulturellen Anspielungen an bekannte Todesszenen aus Schneewittchen, 300 oder Riverdale oder die überraschend eingebrachten Gerüchte über die Lehrerschaft der Schule. Auch hinter der Bühne wurde während der Show fleißig gearbeitet. Die Musik von „My heart will go on“ und „Der Mörder ist immer der Gärtner“ von Reinhard Mey, um auch die ältere Generation mit einzubeziehen, waren treffend eingespielt. Für unbeabsichtigte Lacher sorgte der Pfeil, welcher für den ersten Mordanschlag Jana nur knapp verfehlen sollte, jedoch weit an ihr vorbeiflog und die Pausenansage, die noch während das erste Opfer auf der Bühne lag, verkündete, man könne sich an der Theke gern ein Getränk holen. Abgerundet wurde die Aufführung durch zu Beginn und kurz vor dem Schluss eingespielte Instavideos, welche Influencerin Liv (Mia Vieth) von der Truppe aufgenommen hat und die am Ende zur Auflösung des Falls beitragen.

Was ist also die Moral von der Geschichte? Schwer zu sagen. Vielleicht, dass Theaterleute emotionslos sind und für sie Humor und Mord sehr nah beieinander liegen? Oder, dass Kriminalfälle heutzutage von den Opfern selbst aufgeklärt werden. Oder einfach die Erkenntnis, dass der Mörder doch nicht immer der Gärtner ist?

Fotos: Dirk Neumann


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