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Über „StadtRäume“ recherchieren

Alljährlich schreiben Gymnasiasten der Q1 (1. Jahr der Qualifikationsphase) in NRW an Stelle einer Klausur in einem Fach ihrer Wahl eine Facharbeit. Dies soll ihnen dabei helfen, für das wissenschaftliche Studium im Anschluss an das Abitur besser gewappnet zu sein.

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Online-Austausch zu Facharbeiten zur Jülicher Geschichte. Foto: Screenshot
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Facharbeiten fielen auch in Pandemiezeiten nicht aus. Das Gymnasium Zitadelle setzte die langjährige erfolgreiche Kooperation mit dem Museum Zitadelle Jülich fort und könnte dabei neue Schwerpunkte setzen. Als Themenspektrum bot sich dieses Schuljahr eine Orientierung an dem europäischen Geschichtsprojekt „StadtRäume“ an, das sich mit der Zwischenkriegszeit 1918 bis 1939 beschäftigt.

Projektpartner aus sechs Ländern und acht Städten haben sich bis 2023 das Ziel gesetzt, anhand gemeinsam entwickelter Kategorien nationale Perspektiven auf die örtlich sehr unterschiedliche Geschichte einzunehmen, um so Gemeinsamkeiten wie Unterschiede deutlich herauszuarbeiten. Auch die Herzogstadt Jülich ist mit mehreren Projektpartnern an diesem von der EU finanziell geförderten Projekt beteiligt, unter anderen mit dem Museum und dem Stadtarchiv.

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So erstellten Guido von Büren als Vertreter des Museums und Susanne Richter vom Stadtarchiv Jülich zusammen mit dem Lehrer des Geschichte-Leistungskurses der Zitadelle, Dirk Neumann, eine Themenliste, welche den Schülerinnen und Schülern zusammen mit dem Projekt an sich vorgestellt wurden. Das stieß auf eine nachhaltige Begeisterung, weil den Gymnasiasten angesichts der vollen Lehrpläne und in Zeiten des phasenweisen Distanzunterrichts nicht genügend Zeit bleibt, um sich auch mit der reichen Lokalgeschichte Jülichs auseinanderzusetzen.

„Ich habe mich für das Schreiben der Facharbeit in Geschichte entschieden, weil ich es wichtig finde, mehr über die Vergangenheit in meiner Region in Erfahrung zu bringen“, äußerte sich Fabian Dohmen auf Anfrage. Sein LK- Lehrer Dirk Neumann bekräftigte diesen Eindruck: „Wann immer wir mit Hilfe der außerschulischen Partner solche Angebote zur Lokalgeschichte machen, ob bei den Facharbeiten oder der Einrichtung eines Projektkurses, stößt dies auf einhelliges Interesse bei den Lernenden.“

Mit viel Motivation arbeiteten die sieben Nachwuchshistorikerinnen und -historiker an den von ihnen gewählten Themen und entwickelten spannende Arbeitsfragen. Viele Arbeiten tangierten dabei die belgische Besatzungszeit in Jülich von 1919 bis 1929, etwa indem sie diese und das Zusammenleben mit den Einheimischen direkt untersuchten, oder indem sie diese mit der Zeit der französischen Herrschaft an der Rur zwischen 1794 und 1815 verglichen. Aber auch die durch die Besatzer zu verantwortende Pressezensur wurde anhand der Darstellung von Ereignissen auf dem nationalen Parkett (Spartakusaufstand 1919 und Besetzung des Ruhrgebiets 1923) in der örtlichen Presse untersucht. Weitere Facharbeiten thematisierten einerseits die Gründung des Jülicher Geschichtsvereins 1923 und andererseits die von den Besatzern geförderte Separatismusbewegung im Rheinland.

Auf Grund der Pandemiesituation mussten die meist wöchentlichen Arbeitstreffen digital abgehalten werden. Guido von Büren und Susanne Richter waren daher vor die Herausforderung gestellt, einzelne wichtige Schriften zu den Themen wie die Chronik des Bürgermeisters Kintzen auszugsweise digitalisiert zur Verfügung zu stellen. Dies klappte aber augenscheinlich gut, so dass die Schülerinnen und Schüler auf dieser Grundlage am Ende sehr interessante Auseinandersetzungen zu Einzelthemen der Weimarer Zeit erstellen konnten.

Und die Gymnasiasten zogen ein sehr positives Fazit. „Ich habe einerseits viel über die Anfangszeit der Weimarer Republik gelernt. Aber mir ist auch sehr bewusst geworden, dass sich nationale Geschichte auch im Kleinen auf der lokalen Ebene widerspiegelt“, lautete eines der Urteile.


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