Start featured Geld für‘s „Pflegekind“ statt für die Party

Geld für‘s „Pflegekind“ statt für die Party

„Wissen Sie, wenn wir morgen alle nicht mehr da sind, kommt die Natur gut ohne uns zurecht. Wenn aber die Natur morgen nicht mehr da ist, dann haben wir ein richtiges Problem“, kurz, knapp und sehr einleuchtend bringt Willi Prömpers es auf den Punkt. Der Vorsitzende des Naturschutzvereins Koslar hat, ebenso wie seine insgesamt rund 130 Mitstreiter, einen guten Grund sich für den Erhalt und Schutz der Natur einzusetzen.

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Auf dem Weg zum Splittverteilen. Foto: Verein
Auf dem Weg zum Splittverteilen. Foto: Verein
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Seit inzwischen 40 Jahren – denn in diesem Jahr feiert der Naturschutzverein einen runden Geburtstag – gibt es in Jülichs größtem Ortsteil einen Naturschutzverein. Seine Geschichte ist, genau betrachtet, auch die Geschichte des Waldlehrpfades, der sich in großer Runde durch den Wald am Ortsrand schlängelt. Anno 1978 machten Gerüchte im Dorf die Runde, wonach die Bäume, Sträucher und damit auch die vielen Waldbewohner einer großen Tennisanlage weichen sollten. Das wollten viele Koslarer nicht einfach so hinnehmen, Protest regte sich im Dorf – und legte damit den Grundstein für den heutigen Naturschutzverein. Statt der geplanten Tennisplätze entstand ein gut gepflegter und beschilderter Rundweg durchs dichte Gehölz. Kein Wunder also, dass der Waldlehrpfad bis heute das „größte Pflegekind“ der aktiven Vereinsmitglieder ist.

Einmal im Jahr karren Mitarbeiter des städtischen Bauhofes eine große Fuhre Splitt in den Wald. Anschließend rücken die Naturschützer mit Schippen an und verteilen das feine Gestein auf dem Boden des Waldweges. Wer sich nun fragt, was das mit Naturschutz zu tun hat, der bekommt die Erklärung umgehend geliefert: „Wir sorgen dafür, dass der Weg immer gut begehbar ist. Auch Menschen mit Rollatoren, Rollstühlen und Kinderwagen sollen den Waldlehrpfad nutzen können.“ Hintergrund dieser Überlegung ist nicht nur, den Dorfbewohner einen bequem begehbaren Weg durch „ihren“ Wald zu bieten. Eine wichtige Rolle spielt noch ein anderer Gedanke: „Nur das, was man kennt, kann – und will – man auch schützen“, fasst es Vorsitzender Prömpers zusammen.

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Und es gibt eine ganze Menge rund um‘s Thema Natur und ihren Schutz zu wissen. So ist es zum Beispiel keinesfalls damit getan, für die vielen heimischen Singvögel einfach ein paar hölzerne Kästen in die Bäume zu hängen und darauf zu warten, dass ein paar gefiederte Bewohner einziehen. „Einmal im Jahr machen wir die Nistkästen, die wir im Wald und in der Umgebung von Koslar aufgehängt haben, sauber“, berichten Prömpers und Schriftführer Hubert Jaegers. Nistkästen saubermachen? Stört das die tierischen Mieter nicht eher? Weit gefehlt, erläutern die zwei Profis. Die meisten Vögel nutzen nicht gerne das gleiche Material, sondern tragen jedes Frühjahr aufs Neue in mühsamer Kleinstarbeit Stöckchen für Stöckchen in ihr Haus. Gleiches gilt übrigens auch für die unzähligen kleinen Krabbeltiere, die in Insektenhotels ein Heim finden sollen. Ein solches Exemplar, in beeindruckender Größe, steht seit zwei Jahren auch am Koslarer Waldlehrpfad. Haben die Insekten es sich im vergangenen Sommer etwa in den vorgebohrten Löchern in einem Stück Holz gemütlich gemacht, möchten sie im Jahr darauf bitte ein neues Stück Holz mit frischen Löchern darin. „Ein zweites Mal nutzen die Insekten diese Löcher einfach nicht“, schüttelt Prömpers den Kopf.

Naturschutz ist also eine Menge Arbeit. Da hilft es, wenn eine Schar Gleichgesinnter sich zusammen findet. Meist ist es ein harter Kern von gut zehn Mitgliedern, die sich zu unterschiedlichsten Aktionen zusammentun. So haben im vergangenen Jahr eine Reihe Vereinsmitglieder Steinkauzröhren angefertigt und in Bäumen in der Umgebung aufgehängt. Es wurde an der städtischen KiTa „Unterm Regenbogen“ in Koslar einen Apfelbaum gepflanzt, Nistkästen für Meisen und kleine Insektenhotels aufgehängt. An der Grundschule in Koslar haben die Naturschützer mit den Kindern gemeinsam vor einigen Jahren einen Schulgarten angelegt und dazu die Sträucher gespendet. Zur Zeit ist vom Verein geplant demnächst an der Katholischen Grundschule in Jülich mit den Kindern Nistkästen zu bauen. Im letzten Jahr wurde zusammen mit, durch die im „Wiesenhaus“ von der „Kette“ betreuten, psychisch kranken Menschen eine größere Zahl von Nistkästen angefertigt. Auch zum Müll sammeln sind die Mitglieder des Naturschutzvereins schon mit Kindern sowohl von der Grundschule im Ort als auch von der Kita unterwegs gewesen. Eine Müllsammelaktion wird wohl auch demnächst wieder ins Haus stehen, denn wenn Willi Prömpers mit seinem Hund spazieren geht, fallen ihm immer wieder ganze Ecken voller Unrat ins Auge. „Am sogenannten Schwarzen Weg (für Nicht-Koslarer: die Rurauenstraße hinter dem Gelände des städtischen Bauhofs, Anm. der Red.) liegt alles voller Müll“, schimpft der Naturschützer.

Egal, welche Aktion der Verein auch plant, neben einer Menge helfender Hände braucht es dafür auch eine Menge Geld. Gelder, die sich neben Mitgliedsbeiträgen auch aus Spenden rekrutieren. Spenden, die satzungsgemäß allesamt zweckgebunden sind. Das ist dann übrigens auch der Grund, warum es trotz des diesjährigen runden Geburtstages keine große Party geben wird. „Wir können unsere Gelder ja nicht einfach für eine Feier ausgeben“, erklären Prömpers und Schriftführer Jaegers unisono und planen stattdessen lieber die nächsten Aktivitäten. Diese – und rückblickend auch diejenigen aus dem vergangenen Jahr – werden den rund 130 Vereinsmitgliedern auf der Jahreshauptversammlung präsentiert. Bei dieser Gelegenheit, aber auch gerne einfach mal so mitten im Jahr, freuen sich die Vorständler über Anregungen aus dem Kreis ihrer Mitstreiter. Aber auch ohne Vereinsmitgliedschaft gilt, Tipps und Vorschläge sind immer willkommen. Zusammenarbeit mit anderen Vereinen und Institutionen ist Jaegers und Prömpers denn auch besonders wichtig. Nicht ohne Grund engagiert sich der Verein auch im Umweltbeirat der Stadt Jülich – und trifft dort auf Vertreter von Jägerschaft, Anglern, Landwirten und Imkern. Eine Zusammenarbeit, die sicherlich nicht immer ganz einfach ist, aber unterm Strich das Verständnis füreinander und auch gegenseitige Hilfe und Unterstützung fördert, wie es Willi Prömpers abschließend formuliert.


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