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Mehr an- und ungelernte Arbeitslose qualifizieren

Aachens Diözesancaritasdirektor Burkard Schröders fordert die Politik auf, mehr in die Qualifizierung von un- und angelernten Arbeitslosen zu investieren. Der aktuelle Arbeitslosenreport der Freien Wohlfahrtspflege NRW belege, so Schröders: „Je besser qualifiziert Arbeitslose sind, umso leichter finden sie zurück auf den Arbeitsmarkt.“

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Foto: geralt/pixabay
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Der aktuelle Arbeitslosenreport NRW, der sich mit der Qualifikation von Arbeitslosen beschäftigt, offenbart die Kehrseite der Medaille: Wer Hartz IV bezieht, profitiert kaum von beruflichen Weiterbildungsangeboten, belegt das aktuelle Zahlenwerk der Freien Wohlfahrtspflege NRW, zu der auch der Caritasverband für das Bistum Aachen gehört. „Wir laufen Gefahr, den gesellschaftlichen Zusammenhalt aufs Spiel zu setzen, wenn geringqualifizierte Arbeitslose im Hartz-IV-System von beruflichen Aus- und Weiterbildungen weitgehend ausgeschlossen sind“, sagt Schröders. Das zeige sich auch in den Kreisen und kreisfreien Städten im Bistum Aachen, auch im Kreis Düren.

Im Dezember 2017 hatten laut „Arbeitslosenreport NRW“ 5.654 der insgesamt 9.410 Arbeitslosen im Kreisgebiet keine abgeschlossene Berufsausbildung. Während Fachkräfte in der Regel schnell eine Stelle finden, ist die Situation für Geringqualifizierte deutlich schlechter. So lag die Arbeitslosenquote von Ungelernten im Kreis Düren im Jahr 2017 mit 23 Prozent deutlich über der allgemeinen Arbeitslosenquote von 7,1 Prozent. „Ich bin davon überzeugt, dass wir die Chancen dieser Personengruppe auf dem Arbeitsmarkt nur mit Aus- und Weiterbildungen erhöhen können“, sagt Roman Schlag. Er ist beim Caritasverband für das Bistum Aachen zuständig für Arbeitsmarkfragen. Schon jetzt klagten Arbeitgeber über zunehmende Probleme, Stellen zu besetzen, auch wenn der Fachkräftemangel in NRW derzeit noch berufsspezifisch und regional begrenzt sei, so Schlag.

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Rund 72 Prozent der arbeitslosen Hartz-IV-Empfänger können keine abgeschlossene Berufsausbildung vorweisen. Diese geringqualifizierten Arbeitslosen im Hartz-IV-System profitieren aber kaum von beruflichen Aus- und Weiterbildungen. Zwischen November 2016 und Oktober 2017 entfielen laut Arbeitslosenreport nur 15,1 Prozent der Zuweisungen in Fördermaßnahmen auf Maßnahmen zur Berufswahl, Berufsbildung oder beruflichen Weiterbildung. Im System der Arbeitslosenversicherung waren es im gleichen Zeitraum hingegen 22,4 Prozent, obwohl Empfänger von Arbeitslosengeld aus der Arbeitslosenversicherung im Kreis Düren vergleichsweise besser qualifiziert sind.
Nach Auffassung von Roman Schlag spiegeln diese Zahlen „Verfehlungen in der Arbeitsmarktpolitik des vergangenen Jahrzehnts wider“. Er fordert: „An- und ungelernte Arbeitslose müssen viel mehr Angebote zur beruflichen Weiterbildung erhalten, die ihnen idealerweise konkrete Perspektiven auf einen Berufsabschluss eröffnen. Dazu sind neue Konzepte nötig, die die Wünsche und Talente von Menschen im verfestigten Hartz IV-Bezug berücksichtigen, etwa handwerkliches Geschick und Kreativität.“ Das alleine reiche aber nicht, so Schlag. Dieser Personenkreis benötige begleitende Unterstützung: „Aus den Arbeitslosenprojekten der Caritas wissen wir: Diese Langzeitarbeitslosen haben problembelastete Biografien. Ihnen fehlen Schulabschlüsse und Tagesstruktur. Zudem haben sie wenig Lernerfahrung und zum Teil schlechte Deutschkenntnisse.“

Schlag fordert, auch im Kreis Düren mehr in die Qualifizierung insbesondere von un- und angelernten Arbeitslosen zu investieren und die Mittel dafür deutlich zu erhöhen. „Genau dort, wo die Not der Menschen und die Potentiale zur Fachkräfteentwicklung besonders groß sind, wird am wenigsten investiert. Das widerstrebt nicht nur jedem natürlichen Gerechtigkeitsempfinden, sondern auch der Vernunft“, sagt Schlag. Für viele Arbeitslose, aber auch etliche prekär beschäftigte Menschen – darunter viele Migrantinnen und Migranten sowie Geflüchtete – könne eine nachholende Berufsausbildung oder eine abschlussbezogene Weiterbildung ein wichtiger Baustein zu Integration und Teilhabe sein. Es müsse über mehr anschlussfähige zwei- und dreijährige Ausbildungsgänge, geförderte Umschulungen, Teilzeitausbildungen sowie Vorbereitungskurse auf die Externenprüfung nachgedacht werden.


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