Die zur Eröffnung des Kulturhauses 1992 von Unternehmen des Industrieverbandes Jülich gestiftete Bronzeplastik vereint Hinweise auf alle drei im Kulturhaus vereinten Institute. Buch und Lesen ist natürlich Thema der Stadtbücherei, der mittelalterliche Universalgelehrte und Dominikaner Albertus als Inbegriff des Forschers verweist in diesem Kunstwerk aber zugleich auf Stadtarchiv und Museum.
Gerhard Marcks (1889–1981) ist der zentrale Bildhauer der modernen figürlichen Tradition in Deutschland zwischen 1930 und 1960. Für ihn war das Zeichnen die wichtigste Methode, um Formen zu entwickeln: das Studium des Modells als wesentlicher Schritt vor der freien Gestaltung einer Skulptur. Diesem Künstler widmet das Käthe Kollwitz Museum Köln mit ihrer aus Jülich stammenden Direktorin Hannelore Fischer jetzt eine umfassende Ausstellung: Gerhard Marcks – Der Bildhauer denkt! Von der Zeichnung zur Plastik (2. März – 3. Juni 2018). Gezeigt werden in Zusammenarbeit mit dem Gerhard-Marcks-Haus, Bremen an die 100 Zeichnungen, druckgraphische Blätter, Studien und Ideenskizzen aus der Hand des Künstlers, u.a. auch die Vorarbeiten zum Albertus Magnus. In Gegenüberstellung mit 20 Modellen und vollendeten Skulpturen wird sein gestalterischer Weg zum Bildwerk sichtbar.
Gerhard Marcks, der von 1950 bis zu seinem Tod in Köln arbeitete, fertigte im Laufe seines Lebens eine unvorstellbare Zahl von Zeichnungen an. Geschätzt 80.000 bis 85.000 Blätter sind erhalten – überwiegend Studien, die dem Bildhauer dazu dienten, sich ein Modell mit all seinen besonderen Eigenschaften anzueignen, von Grundformen und Achsenbezügen über anatomische Detailaufnahmen bis hin zu Bewegungsstudien. Im Gegensatz zu vielen seiner Kollegen modellierte Marcks seine Bildwerke nicht nach der Natur, sondern ausschließlich nach seinen Skizzen. Im gleichen Maß, wie ihm die Zeichnung zur Aneignung der Natur diente, wurde sie ihm zum Mittel, um sich bei der plastischen Arbeit vom konkreten Vorbild zu distanzieren: Nicht das Abbilden der Natur war sein Ziel, sondern das Finden einer neuen Form. Im direkten Vergleich der Zeichnungen mit den bildhauerischen Arbeiten wird dieses Vorgehen deutlich. Auf Einladung von Josef Haubrich arbeitete Marcks ab 1950 an bedeutenden Aufträgen in Köln, wo ihm der Rat ein vom Architekten Wilhelm Riphahn erbautes Atelierhaus im Stadtteil Müngersdorf zur Verfügung stellte. Hier blieb er bis zu seinem Tod 1981.
Zu den Exponaten der Ausstellung zählen auch zwei in Bronze gegossene Versionen des „Albertus Magnus“, dessen überlebensgroße Ausführung von 1956 heute vor dem Haupteingang der Universität zu Köln steht – und eben die kleine Ausführung des Modells II, von der ein weiterer Guss in Jülich steht.