Start Stadtteile Jülich Solidarität ist gefordert

Solidarität ist gefordert

Standby vermeiden, Stecker ausziehen, elektrische Geräte wenn möglich abschalten, kurz duschen statt baden und Heizung „runter“. Das ist in Kurzform das, was Stadtwerke-Geschäftsführer Ulf Kamburg nicht nur auf der Bilanz-Pressekonferenz des Unternehmens sagte, sondern als Aufsichtsratsvorsitzender der WoGe in deren Mitgliederversammlung wiederholte.

795
1
TEILEN
Manche Vermieter sprechen darüber, die Heizungen auch im Winter auf etwa 19 Grad abzusenken. Foto: Rudy and Peter Skitterians |Pixabay
- Anzeige -

Wörtlich ruft Ulf Kamburg. Geschäftsführer der Stadtwerke Jülich die Bevölkerung dazu auf: „Sparen Sie, wo es geht.“ Es gibt keinen Grund zur Panik, aber es gilt im Klartext, sich Sorgen zu machen. Seit vergangenem Jahr kämpfen die Energieunternehmen und damit auch die Jülicher Stadtwerke mit Kostenexplosionen. Einige Billiganbieter haben diese Steigerungen nicht verkraftet und mussten Insolvenz anmelden. Hier springt dann für die Kunden der Grundversorger, wie die Stadtwerke Jülich es sind, ein. Diese konnten aber nicht mit den unverhofften Mehr-Kunden rechnen und mussten auf dem „Spot-Markt“ zu Höchstpreisen Energie zukaufen. Die Kosten seien für die Energieversorger nicht mehr kalkulierbar und steigen entsprechend auch für die Verbraucher. Ivan Ardines, Vertriebs- und Marketingleiter der Stadtwerke, rechnet im weiteren Jahresverlauf mit einer Preissteigerung um Faktor vier bis fünf. Einige Geschäftskunden hätten noch keine Energiemengen geordert. Ulf Kamburg richtet an sie den dringenden Appell: „Kümmern Sie sich! Die Preiseentwicklung wird auch für Gewerbekunden schwierig.“ Die Sparmaßnahmen sieht Ivan Ardines auch als Akt der Solidarität: „Wer spart, vermeidet Zukauf zu Spitzenpreisen und hat gegebenenfalls als Verbraucher auch bessere Preise.“

Voraussetzung ist, dass es ausreichend Gas für die Privathaushalte und Unternehmen gibt. Unklar war ja, ob nach der Wartung Nordstream 1 wieder „ans Netz“ gehen würde. Eine gute Nachricht kam am 21. Juli, als die Tagesschau meldete: „Das Gas durch die Pipeline Nord Stream 1 fließt wieder, sogar mehr als zunächst erwartet. Die Auslastung liegt bei etwa 40 Prozent und ist damit so hoch wie vor den Wartungsarbeiten. Das bestätigte die Bundesnetzagentur.“ Wirtschaftsminister Robert Habeck hatte Ende Juni bereits Stufe 2 des Gas-Notfallplans ausgerufen. „Wir wollen alle hoffen, dass die 3. Stufe nicht ausgerufen wird“, sagt Kamburg. Das würde bedeuten, dass der Staat in den Markt eingreift und die Bundesnetzagentur die Gasverteilung regeln würde. Welche Unternehmen und Privathaushalte dann Zuteilungen erhalten, liegt dann nicht mehr in den Händen des Energieversorgers vor Ort. Dann geht es auch um Arbeitsplätze.

- Anzeige -

Übrigens: Als Sparmaßnahme haben inzwischen erste Stadtwerke ihre Bäder vom Netz genommen. In Jülich bleibt das Hallenbad nach Aussage von Ulf Kamburg geöffnet. Allerdings ist die Wassertemperatur auf 24 Grad abgesenkt worden.

Bilanz 2021

Abseits dieser Unwägbarkeiten sind die Stadtwerke Jülich GmbH (SWJ) mit dem Jahresergebnis 2021 aber sehr zufrieden. Das Betriebsergebnis lag mit 1,307 Millionen Euro über dem geplanten Wert von 1,120 Millionen Euro, aber unter dem des Vorjahres (1,731 Millionen Euro). Die Umsatz-erlöse stiegen auf 33,828 Millionen Euro (Vorjahr 30,399 Millionen Euro).
Seit 2013 sind die Investitionstätigkeiten Jahr für Jahr gesteigert worden. 3,9 Millionen Euro investierten die Stadtwerke in die Gas-, Strom- und Wasserversorgungsnetze. 4,6 Millionen Euro gaben sie für den Ausbau des Glasfasernetzes aus. 2020 und 2021 seien hinsichtlich Baufortschritt und Komponenten-Verfügbarkeit stark durch Corona beeinträchtigt gewesen. Bedingt durch die Flut hätten zudem Baukapazitäten über erhebliche Zeiträume nur eingeschränkt zur Verfügung gestanden. Mittlerweile wären 140 Kilometer Glasfaserkabel verlegt, über 1600 Kundenverträge geschlossen und über 750 Glasfaser-Anschlüsse fertiggestellt worden.

Der Ausbau erfolgte laut Unternehmensauskunft über das Stadtgebiet verteilt – sowohl in Neubau als auch Bestands-Infrastruktur, sowohl bei privaten Haushalten als auch bei Gewerbekunden. Durch die fehlende Komponenten-Verfügbarkeit sei der Anschluss mehrerer Cluster bis in dieses Jahr hinein nicht möglich gewesen, so dass der Ausbau dort ins Stocken geriet. Inzwischen würden in allen ausgebauten Bereichen sukzessive neue Kunden angeschlossen und mit Glasfaser-Produkten beliefert.

Termin
Kunden können sich zu Energiesparpotentialen und „Stromfressern“ beraten lassen. Ganz niederschwellig bietet die SPD in Zusammenarbeit mit den Stadtwerken eine Informationsveranstaltung an. Energieberater Michael Adams beantwortet Fragen zu Energieeinsparungen.

BERATUNG DO 25| 08
SPD | AWO Jülich, Marie-Juchacz-Weg 2 | 18 Uhr


§ 1 Der Kommentar entspricht im Printprodukt dem Leserbrief. Erwartet wird, dass die Schreiber von Kommentaren diese mit ihren Klarnamen unterzeichnen.
§ 2 Ein Recht auf Veröffentlichung besteht nicht.
§ 3 Eine Veröffentlichung wird verweigert, wenn der Schreiber nicht zu identifizieren ist und sich aus der Veröffentlichung des Kommentares aus den §§< 824 BGB (Kreditgefährdung) und 186 StGB (üble Nachrede) ergibt.

1 KOMMENTAR

  1. Finde es interessant wie medial mit der ganzen Sache umgegangen wird.
    Erst heißt es alles in Ordnung,
    wer sich auf Strom- und Gasausfälle vorbereitet ist ein irrationaler Spinner, Gas ist genug da wenn sich alle etwas zurückhalten.
    Mit regenerativen Energien kommen wir locker über die Runden.
    Jetzt Gaswarnstufe 2
    Man diskutiert darüber die letzten AKW länger laufen zulassen (bzw. Sogar alte stillgelegte wieder hoch zu fahren)
    Es wird darüber gesprochen die Gasverteilung zu regulieren wer im Winter überhaupt noch wie viel Gas bekommt…
    (Gasspeicher liegen aktuell bei rund 65%)
    Ehrlich gesagt möchte ich nicht wissen was passiert wenn es wirklich ein kalter Winter werden sollte. Und die Leute ohne Strom und Gas in den kalten Häusern sitzen.
    (So unwahrscheinlich wie man uns das verkaufen will, ist das weiß Gott nicht)
    Und wie ich „gehört“ haben werden die Energieversorger rigoros, bei Zahlungsausfall die Endkunden abklemmen.
    Zumal die Preise nochmals stark steigen „sollen“.
    Bin gespannt was dann passiert.

HINTERLASSEN SIE EINE ANTWORT

Please enter your comment!
Please enter your name here