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Er ist wieder da

Peer Kling ist treuer Berlinale-Berichterstatter. Gerade ist er in der Bundes(Film)hauptstadt angekommen. Ein Blick voraus.

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Foto: Daniel-Seiffer
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Am Tag nach Aschermittwoch fällt der Startschuss für die Berlinale. Aber schon heute, am Valentinstag, gibt es auch für Daheimgebliebene einen wunderbaren Einstiege ins Festival: Der rbb sendet um 22.45 Uhr den Dokumentarfilm Komm mit mir in das Cinema. Die Gregors. von Alice Agneskirchner. Sie hat Momente aus 80 Jahren Zeitgeschichte und 100 Jahren Filmgeschichte anhand der wichtigsten Stationen der Lebensgeschichte des ungewöhnlichen Paares festgehalten. Wer ihn verpasst, kann ihn in den kommenden 30 Tagen in der ARD-Mediathek „nachgucken“.

Aber zurück nach Berlin:
Die letzten Jahre wurden die Festspiele oftmals unterhaltend eröffnet. Anders diesmal. Die Weltpremiere der irisch-belgischen Produktion „Small Things Like These“ unter der Regie von Tim Mielants eröffnet ein düsteres Kapitel irischer Geschichte. Cilian Murphy spielt einen Vater, der Grausames enthüllt. Der Film basiert auf dem gleichnamigen Roman der preisgekrönten irischen Schriftstellerin Claire Keegan (*1968). Nach dem Drehbuch von Enda Walsh spielen neben Cillian Murphy auch Eileen Walsh, Michelle Fairley und Emily Watson mit. „Small Things Like These“ thematisiert die menschenverachtenden Zustände in den irischen Magdalenen-Wäschereien, die von den 1820er-Jahren bis 1996 von römisch-katholischen Institutionen betrieben wurden, vorgeblich um „gefallene junge Frauen“ zu reformieren. Ehemalige Prostituierte und ledige Mütter mussten dort in den Wäschereibetrieben unter sklavenähnlichen Bedingungen schuften.

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Martin Scorcese
Der Regisseur, Produzent und Drehbuchautor Martin Scorsese erhält im Berlinale Palast am 20. Februar den Goldenen Ehrenbären für sein Lebenswerk. Mit inzwischen sieben Filmen in den Top 250 der International Movie Database (IMDb) zählt Scorsese zusammen mit Christopher Nolan, Steven Spielberg und Stanley Kubrick zu den erfolgreichsten Regisseuren. Martin Scorsese setzt sich zudem sehr engagiert für das historische Filmerbe ein. Mit „The Film Foundation“ unterstützt er die Restaurierung und den Verleih von Filmklassikern. Die Berlinale verbindet mit Scorsese die Präsentation zahlreicher seiner Filme. So ist mir der spektakuläre Konzertfilm „Shine a Light“ über die Rolling Stones, der 2008 die Berlinale eröffnete, unvergesslich. Ebenso die Pressekonferenz danach mit den kompletten Stones, bei der „die Rampensau“ Mick Jagger voll die Show abgezogen hat.

Die Jury
Lupita Nyong’o, die 1983 in Mexiko-Stadt geborene kenianische Schauspielerin und Filmemacherin ist die diesjährige Präsidentin der internationalen Jury. Für ihre darstellerische Leistung einer Sklavin im Film „12 Years a Slave“ wurde sie 2014 mit dem Oscar als beste Nebendarstellerin ausgezeichnet. Sie gilt als eine der 50 mächtigsten Frauen Afrikas. Über die Vergabe des Goldenen und der Silbernen Bären werden mitentscheiden: Brady Corbet (USA), Ann Hui (Hongkong, China), Christian Petzold (D), Albert Serra (ES), Jasmine Trinca (I) und Oksana Zabuzhko (Ukraine).

Wettbewerb
Im Wettbewerb konkurrieren dieses Jahr 20 Filme um den goldenen und die silbernen Bären.
6 : 14 ist das Verhältnis von Regisseurinnen zu Regisseuren, also wie im vergangenen Jahr. Zwei Beiträge sind Erstlingswerke und ebenfalls zwei haben eine dokumentarische Form. Zu meinem Bedauern gibt es die Reihe „Perspektive Deutsches Kino“ nicht mehr, aber im Wettbewerb sind drei deutsche Filme zu sehen:

Das Key Design gestaltete erneut die Berliner Grafikerin Claudia Schramke

Andreas Dresen
Andreas Dresen ist als oft und gern gesehener Gast mit der rbb-Koproduktion „In Liebe, Eure Hilde“ mit im Rennen. „Babylon Berlin“ Star Liv Lisa Fries spielt die junge Widerstandskämpferin Hilde Coppi, die 1942 in Berlin ihren Platz in der Widerstandsgruppe „Rote Kapelle“ sucht, als sie sich in Hans (Johannes Hegemann) verliebt. Obwohl sie ständig in Lebensgefahr schweben, verbringen die beiden einen unvergesslichen Sommer miteinander, bis sie schließlich auffliegen und Hilde schwanger ins Gefängnis kommt. Doch dort entwickelt sie bis dato ungeahnte Kräfte.
Bekannte Filme von Andreas Dresen sind: „Halbe Treppe“, „Halt auf freier Strecke“ und “Gundermann“. „Rabiye Kurnaz gegen George W. Bush“ war der Knaller der Berlinale 2022.
Mit „In Liebe, Eure Hilde“ ist Dresen zum fünften Mal im Wettbewerb der Berlinale vertreten.

Matthias Glasner
Nach „Der freie Wille“ und „Gnade“ ist „Sterben“ die dritte Bären-Bewerbung von Matthias Glasner. Familie Lunies hat schon lange keinen inneren Zusammenhalt mehr. Lissy Lunies, Mitte 70, ist insgeheim froh darüber, dass ihr langsam dahinsiechender, dementer Mann Gerd ins Heim kommt. Doch ihre neue Freiheit währt nur kurz, denn Diabetes, Krebs, Nierenversagen und beginnende Blindheit lassen ihr selbst nicht mehr viel Zeit. Währenddessen arbeitet ihr Sohn, der Dirigent Tom, mit seinem depressiven besten Freund Bernard an einer Komposition namens „Sterben“. Toms Ex-Freundin Liv will ihn zum Ersatzvater ihres Kindes machen. Seine Schwester Ellen beginnt eine Affäre mit einem verheirateten Zahnarzt. Die beiden verbindet die Liebe zum Alkohol und zum Rausch. Aber alles im Leben hat seinen Preis. Mit dem Tod konfrontiert, begegnen die Familienmitglieder sich wieder. Es spielen mit: Lars Eidinger, Corinna Harfouch, Lilith Stangenberg, Ronald Zehrfeld und Robert Gwisdek.

Victor Kossakovsky
Ebenfalls im Wettbewerb ist „Architecton“ von Victor Kossakovsky, eine deutsch-französische Koproduktion. Die Dokumentation geht anhand eines internationalen Architekturwettbewerbs den Visionen von Architekten nach. Im Mittelpunkt steht ein landschaftsgärtnerisches Projekt des italienischen Architekten Michele De Lucchi. Kossakovsky nutzt den Kreis als Bild, um über Aufstieg und Fall von Zivilisationen nachzudenken. Eine bildgewaltige Reise führt von den Tempelruinen von Baalbek im Libanon aus dem ersten Jahrhundert n. Chr. bis zu zerstörten Städten in der Türkei nach jenem verheerenden Erdbeben der Stärke 7,8 Anfang 2023. Peer Kling

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Peer Kling
Peer Kling, typisches "KFA-Kind", nicht aus der Retorte, aber in der zweiten Volksschulklasse nach Jülich zugezogen, weil der Vater die Stelle als der erste Öffentlichkeitsarbeiter "auf dem Atom" bekam. Peer interessiert sich für fast alles, insbesondere für Kunst, Kino, Katzen, Küche, Komik, Chemie, Chor und Theater. Jährlich eine kleine Urlaubsreise mit M & M, mit Motorrad und Martin.

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