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Lecker

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Was ich noch sagen wollte…

Manchmal ist das ja so eine Sache mit dem lecker. Also mit dem für Gaumen, Zunge, Haut oder auch das Auge. Aber der Reihe nach… Das Wort lecker assoziiert auf jeden Fall etwas Schönes, egal, ob es etwas gut Schmeckendes zu essen gibt oder schön anzusehen oder zu erfühlen ist… Nur im Rheinland ist es nämlich „lecker warm“ und schenkt man einem rheinländischen Ohrwurm Glauben, sind „Blutwuuursch, Kööölsch und ein lecker Määädsche“ lukrative Fundstücke nur und exakt in dieser Region. Für mich als Zugewanderte ist dies nur bedingt nachvollziehbar. Blutwurst ist nämlich so ziemlich das einzige, was ich in keiner noch so kurzen Phase meines Lebens diesseits und jenseits von Elbe und Rhein auch nur ansatzweise lecker gefunden habe. Kölsch in flüssig war für mich als Kind des Ostens lange Zeit das für mich damals überhaupt nicht lecker riechende Minifläschchen Kölnisch Wasser meiner Uroma und es hat sehr lange gedauert, bis ich diese Assoziation angesichts des Gerstensaftes nicht mehr hatte. Und was mit leckeren Mädchen gemeint war, hat sich mir auch erst nach diversen mehr oder weniger leckeren Lektionen (nicht nur) mit Kölsch diesseits und jenseits der Theke erschlossen.

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Etwa zeitgleich begriff ich mithilfe des Fensterputzer-Werbespots für ein anderes Getränk, dass es das Lecker-Siegel nicht nur für das weibliche Geschlecht gibt. Geschmäcker sind halt verschieden – nicht nur von Person zu Person sondern manchmal auch bei ein und selbiger. Den Beweis lieferte ich mir bereits mehrfach selber. Während der Zeit, als ich ein Kind unter meinem Herzen trug, waren für mich in Zucker getunkte Rhabarberstangen das Leckerste auf der Welt. Nach neun Monaten wurde diese Vorliebe jedoch abrupt zusammen mit meinem Sohn abgenabelt und der Gedanke an Rhabarber sorgt seitdem eher für Brechreiz als kulinarisches Wohlempfinden – wenn auch die Blutwurst auf der kulinarischen Lecker-Skala immer noch an letzter Stelle steht. Kölschbier geht schon und noch, während Kölnisch Wasser mittlerweile eher zu ertragen ist als ein weltweit gepriesenes nummeriertes Parfum, dessen Klostein-Geruch sich wie ein Pelz auf meine Zunge legt und damit für mich alles andere als lecker ist. Auf der Suche nach der Herkunft dieses Wortes bin ich auf die Erklärung gestoßen, dass das aus dem Mittelhochdeutschen stammende Adjektiv ursprünglich bezeichnete, „was gut zu lecken ist“. Und damit wäre ja wohl zweifelsfrei bewiesen, dass Blutwurst gar nicht lecker sein kann. Zugegeben – „lecker warm“ macht dann auch nur Sinn, wenn man sich die heraushängende Zunge dazu vorstellt, die man in Eisbällchen tunkt. Ganz zu schweigen von weiteren im Süden Deutschlands geltenden Lecker-Interpretationen.

Dort hat man nämlich keinen Hunger auf Delikatessen, sondern ist „ganz lecker auf etwas“ – also nicht nur lecker warm, sondern heißhungrig auf Sahnetorte oder meinetwegen auch Rhabarber oder Blutwurst. Die Krönung meiner Recherchen: in Teilen Deutschlands macht man sich sogar lecker. Also nicht mit Kölnisch Wasser oder irgendeinem einem anderen Parfum, das zum Anbeißen animiert oder meinetwegen auch Ablecken. Tatsächlich kann man jemanden „lecker machen“, indem man ihn neugierig auf etwas macht. Dieses neue Wissen erklärt (mir) dann auf einmal auch, was delikate Angelegenheiten sind: nicht für jeden Gaumen, sondern für erlesene Ohren bestimmt…

 


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