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Den Künstler in sich selbst entdecken

Rolf Müller, 1951 in Düren geboren. Dort wohnt er auch. Ab 1999 Künstler. Vorher hat er Betriebswirtschaft studiert und als Fachreferent für Pharmazie gearbeitet. Und wie kam er auf einmal zur Kunst?

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Rolf Müller. Foto: Peer Kling
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„Ich hatte beruflich bedingt ein Burnout und war am Chiemsee zur Erholung. Ein Betreuer hat mir eine Ergotherapie vorgeschlagen.“ Obgleich Rolf Müller auf keinen Fall wollte und dies auch sagte, ließ der Betreuer nicht locker. „Schauen Sie doch mal rein.“ Daraufhin sah Müller sich drei Angebote an, vor allem den Workshop zur Malerei. Das war wie eine Initialzündung. Seitdem sei er infiziert gewesen. „Die Mitpatienten und die Ärzte haben mir die Bilder aus der Hand gerissen. Das hat mich glücklich gemacht.“

Er bezeichnet sich selbst als Autodidakten, hat aber an vielen Seminaren und Kursen wie beispielsweise an der Sommer-Kunstakademie in Hohenbusch mehrere Monate lang teilgenommen. Inzwischen gibt er unter dem Motto „Entdecke den Künstler in Dir“ selber Kurse in Overbach. Im „Schloss“, dem als Baudenkmal ausgewiesenen Herrenhaus und ehemalige mittelalterliche Wasserburg, das in einem Schriftstück von Johannes de Overbach 1341 erstmals erwähnt wurde und derzeit von einem Hotelbetrieb zu Tagungen und Familienfeiern genutzt wird, hatte Rolf Müller kürzlich auch eine große Einzelausstellung mit 80 Gemälden. 80 Besucher waren bei der Eröffnung, darunter 20 aus seiner Ü50-Gruppe. Karlheinz aus Essen beschreibt in einem Blog seine Eindrücke: „Mich empfängt eine Farbenpracht von Bildern. … Die Bilder von Rolf Müller sind Zeugnis einer virtuosen Pinseltechnik. Diese abstrakte Malerei hat für mich Aussagekraft. Die Farbkompositionen sprechen mich an.“

Prien am Chiemsee 10/2008 9/2009 . Foto: Peer Kling
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Rolf Müller beschreibt seine Vorgehensweise: „Ich gebe mir keine Motive und keine Titel vor. Ich beginne zu arbeiten und lasse mich von meinem Inneren, meinem Unterbewusstsein, meinem Herzen und meiner Seele steuern. Für mich ist es das, was einen Künstler ausmacht und von einem Kunsthandwerker absetzt. Ich bringe mich persönlich als Mensch ein.“ Eine Auswahl seiner Gemälde hängt immer hier. Auch in den Hotelzimmern und in der Rezeption ist er mit seinen Werken präsent. „Das ist eine Win-Win-Situation,“ erklärt er. Das Hotel hat meine Bilder, und ich muss keine Miete für das Atelier bezahlen.“ Das Atelier befindet sich in Kellerräumen in dem Gebäude schräg gegenüber, in dem sich oben auch die Gästezimmer befinden, in denen seine Bilder hängen. Gefühlt stehen hier in zwei von der Fläche her großzügigen Räumen 100 bis 200 Bilder in Packen an die Wand gelehnt. Die Wände reichen nicht aus, alle Bilder zu präsentieren. „In diesen Räumen habe ich als Schüler Tischtennis gespielt“, erklärt Rolf Müller. Seine Eltern hatten ihn hier ins Internat gegeben. „Das war die schlimmste Zeit in meinem Leben. Ich war sehr unglücklich und hatte großes Heimweh.“ Die Decke ist erdrückend niedrig und hat lauter kleine Dellen. „Hier stand auch mal ein Billardtisch. Die Dellen sind Abdrücke von den Queues.“ Für die Malerei scheint es ein wenig dunkel und bedrückend zu sein. Trotzdem malt Müller nur hier. „Mir würde eine Kerze als Beleuchtung ausreichen. Ich fühle mich hier wohl.“

2016 Ausgrenzung. Foto: Peer Kling

Eigentlich malt er abstrakt und gibt seinen Bildern nur selten einen Titel. Ausnahmen bestätigen die Regel. Im Bild „Ausgrenzung“ sind deutlich ein Davidsstern und Personen zu sehen. Heinz Spelthahn von der Jülicher Gesellschaft gegen das Vergessen und für die Toleranz hatte ihn um einen Workshop zum Thema Holocaust gebeten. „Dieses Thema hat mich nachhaltig bedrückt,“ bekennt er. Das Bild war bei einer Veranstaltung in Anwesenheit des NRW-Ministerpräsidenten ausgestellt. Ein anderes Bild nennt er „Seelenwanderung“. Das Bild mit einem großen Kreuz war an mehreren Orten ausgestellt. „Mich hat eine ältere Dame gebeten, ihr doch bitte einen Stuhl vor dieses Bild zu stellen. Dann hat sie sich hingesetzt und angefangen zu weinen. Sie sagte: „In diesem Bild liegt so viel Traurigkeit, und dennoch gibt es mir das Gefühl von Zuversicht.““ Ein Bild mit dunklen, bedrohlich wirkenden Gestalten hat den Titel „Die bösen Männer in ihren schwarzen Talaren“. Auch wenn zu ahnen ist, was er damit meint, möchte er nicht darüber sprechen.

Erreichbar ist Rolf Müller unter der Telefonnummer 0177 / 48 01 861. „Interessenten sind herzlich willkommen zur Atelierbesichtigung und zu meinen Kursen.“

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Peer Kling
Peer Kling, typisches "KFA-Kind", nicht aus der Retorte, aber in der zweiten Volksschulklasse nach Jülich zugezogen, weil der Vater die Stelle als der erste Öffentlichkeitsarbeiter "auf dem Atom" bekam. Peer interessiert sich für fast alles, insbesondere für Kunst, Kino, Katzen, Küche, Komik, Chemie, Chor und Theater. Jährlich eine kleine Urlaubsreise mit M & M, mit Motorrad und Martin.

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